Krk. Krk lockt mit opulenten Landschaftsbildern, alten Städtchen und der Aussicht auf Badefreuden Urlauber in die Kvarner Bucht in Kroatien.

Kurz vor dem Ziel ist, je nach Jahreszeit, mal mehr, mal weniger Geduld gefragt. An der Mautstation der Krčki most hat sich heute zum Glück nur eine kleine Schlange Autos gebildet, deren Kennzeichen ihre Fahrer als Deutsche und Österreicher, Italiener und Polen ausweisen. Im Innern der Wagen herrscht hie und da etwas Verwirrung in Sachen Fremdwährung, wenn in der Urlaubskasse hektisch die benötigten Kuna für die Brückenmaut zusammengesucht werden.

Das dunstige Bergpanorama der kroatischen Küste im Rücken, verlassen die Reisenden schließlich nach und nach das Festland und folgen der anderthalb Kilometer langen Straße auf ihrem spektakulären Weg hinüber zur Insel Krk. Gestützt von zwei mächtigen Bogen und mit einem „Zwischenstopp“ auf dem südlichen Zipfel des Inselwinzlings Sveti Marko zieht sich der Asphalt der Krker Brücke in 60 Meter Höhe über das Meer und betritt durch einen Einschnitt zwischen hohen Felsen das größte Eiland der Region Kvarner.

Zielstrebig bewegt sich die Haupttransitroute Richtung Süden und setzt die Autofahrer in Omišalj, Malinska, Baška oder einem der anderen Ferien­orte ab. Unterdessen zeigt das Kino der Natur Krks unterschiedlichste Landschaftsbilder, die auch bei Wanderern und Mountainbikern für Abwechslung auf ausgedehnten Touren sorgen: karge Gebirgsreliefs neben üppigem, von lose aufgeschichteten Steinmauern durchzogenem Grün, das sich als Olivenhaine, Obst- und Weingärten zwischen Wald und Weide entpuppt. Fruchtbares Land, dem Krk nicht zuletzt seine in der An­tike erhaltene Bezeichnung „Insula Aurea“ verdankt, die goldene Insel.

Die Altstadt ist ein Geflecht schattiger Gassen

So wie das Eiland trägt auch seine Kapitale den für mitteleuropäische Zungen etwas sperrig auszusprechenden Namen Krk. Die Stadt blickt auf eine 2000-jährige Geschichte zurück – Zeit genug, um hinter trutzigen Mauern und Türmen so manche Sehenswürdigkeit zu horten. Vor allem im Sommer zählt der Ort mit Abstand mehr Besucher als Einwohner, wobei sich Erstere gern mal für einen Tag vom Badeleben an den belebten Stränden verabschieden, um hier und anderswo das reiche kulturelle Inselerbe zu entdecken.

Krks Altstadt ist eher klein als groß – ein Geflecht schattiger Gassen, darunter stillere, in denen die Einheimischen meist unbehelligt bleiben von fremden Blicken, und dann die geschäftigen, die sich mit Restaurants und Läden voller Souvenirs, Schmuck und Kleidung ganz und gar dem Tourismus verschrieben haben.

Hier flaniert man an betagten, aber gepflegten Häusern vorbei, stattet dem 800 Jahre alten Kastell wie der Marienkathedrale einen Besuch ab und strandet zu guter Letzt am Hafen; wo man sich am besten in einem der vielen Lokale einen Platz sucht und dem sanften Schaukeln der Boote oder den Fischern beim Flicken ihrer Netze zusieht, während auf den Tellern Kvarner Spezialitäten dampfen: Thunfisch, Scampi, Lamm und Gulasch, handgemachte Nudeln namens Surliče, gefüllte Pfannkuchen – Köstlichkeiten, die den Einfluss der österreichisch-ungarischen und italienischen Küche nicht verleugnen können.

Am Bootsanleger von Košljun begrüßt ein Mönch die Gäste

Nicht weit hinter Krks östlichem Stadtrand drängt sich eine Halbinsel zwischen die Wellen und zeigt wie ein verkümmerter Finger genau auf Punat, eines der größten nautischen Zentren Kroatiens. Ein Mastenmeer füllt die Seeseite des Städtchens, an der neben Segelschiffen und Yachten auch Taxi- und Ausflugsboote vor Anker liegen. Im Angebot sind Touren zum Fischen, Tauchen und Baden. Auch das kaum zehn Minuten entfernte Košljun steht auf dem Programm von Käpt’n Bobo und seinen Kollegen, die Besucher für ein paar Kuna zu der kleinen Klosterinsel schippern. Als flacher Fleck Land erkennt man sie in der Mitte der Bucht, lediglich das hellrote Dach eines Kirchturms ist inmitten viel Grüns zu sehen.

Im 15. Jahrhundert „erbten“ die Franziskaner das Eiland samt verlassener Benediktinerabtei und blieben bis heute. Gewandet in den dunklen Habit sitzt an diesem Tag Pater Stipan, einer der acht ständig auf Košljun lebenden Mönche, an der Kasse beim Bootsanleger und begrüßt die Gäste. Die nutzen die Zeit bis zur Rückfahrt mit einem Spaziergang über das 70 Hektar große Inselrund, das von Steineichen, Blumenäschen und Lorbeerbäumen bewachsen ist – unterbrochen von einem Halt am Leidensweg Christi, 13 gemauerten Stationen unter freiem Himmel, in deren Zentrum die Kapelle des Heiligen Kreuzes thront.

Der Schinken bekommt sein Aroma vom Salz aus dem Meer

Den Kern des Klosters bildet der Kreuzgang, sein heller Stein vom Alter geschwärzt, mit schlichten Arkaden, die unseren Blick in den schmucklosen Innenhof lenken, wo um eine Zisterne Unkraut zwischen den Pflastersteinen wuchert. Drumherum gruppieren sich Museumssammlungen, von denen die ethnografische vielleicht die spannendste ist. Darin finden sich, restauriert durch die Ordensbrüder, von Grammofonen über Lampen, Flöten, Trachten bis zu Banknoten und Geschirr lauter Dinge, die das frühere Leben der Insulaner widerspiegeln.

Unser nächster Weg führt nach Vrh, dem ebenso unscheinbaren wie untouristischen Heimatdorf Pater Stipans, in dem die Familie Žužić in sechster Generation einen legendären, mehrfach preisgekrönten Schinken, den Krčki Pršut, herstellt und verkauft. Über dem Gastraum ihrer Taverne können Besucher in den Trockenraum schauen, wo bis zu 500 Schinken bei niedriger Temperatur für sechs Monate an Gestellen baumeln. „Zwischen Herbst und Frühjahr öffnen wir die Fenster und machen Durchzug“, sagt Marcelo, der Sohn des Hauses. „So bringt der kalte Wind Bora das Salz des Meeres herein und gibt dem Fleisch den besonderen Geschmack.“

Der Inselwein erhält durch den Bora eine leicht salzige Note

Zum Pršut passt ein Glas Žlahtina, der leichte weiße Inselwein, dessen Trauben auf den Rebflächen vor den Toren Vrbniks gedeihen. Malerisch hat sich die Altstadt des Weinbauorts auf einer Klippe hoch über der Ostküste positioniert – mit alten Häusern, die nicht für die Touristen herausgeputzt wurden und absolut authentisch wirken. Dicht gedrängt füllen sie die steilen, verwinkelten Gassen des Dorfs, in denen der Geruch von feuchtem Mauerwerk klebt. Mittendrin ein gotisches Kirchlein und sein separater Glockenturm, in deren direkter Nachbarschaft sich die Gelegenheit für einen traumhaften Blick übers Meer bis zum Festland gegenüber bietet.

Eine nicht minder schöne Aussicht kredenzt ein paar Treppenstufen tiefer das Restaurant Nada seinen Gästen, eine Familienwirtschaft, zu der auch ein renommiertes Weingut gehört. Es gibt sechs Kellereien im Ort. Nada ist eine von ihnen und produziert im Jahr etwa 30.000 Flaschen. Davon macht Žlahtina zwei Drittel aus. „Viele sagen, unser Wein hat eine leicht salzige Note“, sagt Nada-Chef Ivan Juranić. Was nicht wundert, denn die Bora weht das Gold des Meeres auch zu den Trauben. Überzeugen können sich die Besucher davon im Restaurant oder in der Kellerei einige Straßen weiter, wo sie nach einer Führung auf der Terrasse des von wildem Wein berankten Familienhauses eine Kostprobe nehmen können.

Die meisten Urlauber kommen wegen der 200 Kilometer langen Küstenlinie

Trotz Krks beachtlichen Aufgebots an Kultur und Kulinarik dürfte es aber vor allem die 200 Kilometer lange, vom Türkisblau der Adria umspülte Küstenlinie sein, die das Gros der Urlaubsgäste auf die Insel lockt – mit idealen Möglichkeiten für Wassersportler und ungezählten Plätzen für Sonnenanbeter, die auf Fels und Kies, unter Sonnenschirmen und im Schatten duftender Kiefern ihr Handtuch ausbreiten. Glaubt man den Werbeversprechen örtlicher Touristiker, so liegt der schönste Strand weit und breit in Baška – eine zwei Kilometer lange Sichel aus weißen Kieseln, vor Wind geschützt durch die grandiose Kulisse bleicher Karstberge, deren nackter, nur ab und zu von Vegetation gesprenkelter Stein an fremde Galaxien denken lässt.

So viel Schönheit spricht sich herum. Entsprechend voll wird es im Zentrum von Baška. Für einen einsamen Strandspaziergang muss man da schon auf den Abend warten. Wenn die Badefraktion das Feld räumt und sich in den Restaurants der Promenade Risotto oder Pasta gönnt – während Meer und Berge sich in tiefes Schwarz hüllen und das Wellenrauschen nur ganz leise durch das Besteckgeklapper dringt.

Tipps & Informationen

Anreise Ab Berlin-Tegel z. B. mit Germanwings, Lufthansa oder Croatia Airlines nach Krk (Flughafen Rijeka), ab Hamb urg mit Eurowings, von Rijeka weiter per Mietwagen.

Unterkunft z.B. das Heritage Hotel Forza oberhalb der Promenade in Baška, DZ/F ab
85 Euro, www.hotelforza.hr

Kulinarisches Haus des Schinkens, Krčki Pršut in Vrh, www. kuca-krckog-prsuta.com; das Weingut Nada, Vrbnik ist jedes Jahr von Ostern bis 1. November geöffnet www.nada-vrbnik.hr.

Auskunft Tourismusverband Kvarner, Tel. 00385/51/272988, www.kvarner.hr, Tourismus Krk, Tel. 00385/51/22 13 59, www.krk.hr

Die Reise erfolgte mit der Unterstützung durch den Tourismusverband Kvarner und das Hotel Heri­tage Forza.