Hamburg. Hamburg fördert die Investition in Solarthermie bundesweit am höchsten. Vom 17. bis 25. Juni gibt es kostenlose Info-Veranstaltungen.

20 Jahre lang hat Ulrich Schaarschmidt darauf gewartet, endlich seinen Traum verwirklichen zu können: Nach Auszahlung einer Lebensversicherung hatte er das Geld zusammen, um sich eine thermische Solaranlage auf das Dach seines Hauses in Meiendorf zu installieren. Gut 13.000 Euro hat ihn dies gekostet.

Seitdem wird in dem 120 Quadratmeter großen Haus, einem Alt- und Neubau mit Gründach, nicht nur das Wasser für die Fußbodenheizung mithilfe der Sonnenkraft erwärmt, sondern auch das Brauchwasser für den Zwei-Personen-Haushalt – inklusive des Wassers für die Waschmaschine, nachdem diese nachträglich mit einem sogenannten Vorschaltgerät für ein paar Hundert Euro ausgestattet wurde.

Unabhängigkeit wichtiger als Höhe des Zuschusses

So richtig kann der Professor für Elektro- und Informationstechnik noch nicht sagen, wie groß seitdem die Energieersparnis ist. Für ihn ist es aber auch viel wichtiger, „einen guten ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen“, wie der 63-Jährige betont.

Mit dieser Anlage sei er „ein großes Stückchen“ unabhängiger geworden von fossiler Energie. Insofern war es für ihn eher zweitrangig, wie hoch der Zuschuss für diese Investition ausfallen werde. Tatsächlich waren es nicht mehr als 2000 Euro von der KfW und 665 Euro von der IFB Hamburg, wie er nach Blick in die Unterlagen errechnet.

Ulrich Schaarschmidt hat sich eine solarthermische Anlage auf sein Dach installiert.
Ulrich Schaarschmidt hat sich eine solarthermische Anlage auf sein Dach installiert. © Andreas Laible | Andreas Laible

Zuschüsse fallen inzwischen höher aus

Würde er die Maßnahme jetzt vornehmen, bekäme er allein von der IFB Hamburg 2000 Euro – und damit etwa das Dreifache. Wer die Maßnahme mit dem Austausch der Heizung beziehungsweise des Kessels koppelt, bekommt noch 1000 Euro obendrauf. „Nirgendwo sonst wird im Bereich Solarthermie derzeit so hoch gefördert wie in der Hansestadt“, sagt Bernhard Weyres-Borchert vom SolarZentrum Hamburg.

Zusammen mit weiteren Zuschüssen durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) könne man bis zu 6600 Euro an Zuschüssen abrufen. Das Problem ist nur: Das weiß bislang kaum jemand. Dabei ist das „Cash in die Täsch“, so Weyres-Borchert, der seit 16 Jahren im SolarZentrum berät und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (www.dgs.de) ist.

Stadt will Climate Smart City werden

Warum Hamburg so hoch fördert? Gründe dafür gibt es viele, so Weyres-Borchert. Immerhin hat sich die Stadt dem Ziel verschrieben, bis zum Jahr 2050 Klimastadt sein zu wollen, im internationalen Sprachgebrauch spricht man von „Climate Smart City“. Um das zu erreichen, muss die Hansestadt nicht nur Vorbildcharakter übernehmen, sondern auch Impulse setzen. Ein Grund im Übrigen, weshalb sie auch die Begrünung von Dächern stark fördert – mit Zuschüssen von bis zu 50.000 Euro pro Gebäude und ebenfalls über die IFB Hamburg (www.ifbhamburg.de).

Mit Blick auf die Solarthermie besteht jedoch noch erheblicher Ausbaubedarf, wie der Experte betont. „Wir bewegen uns mit Blick auf die in Hamburg vorhandenen Dachflächen noch im Promillebereich.“ Die Zahl der hier installierten Solarwärmeanlagen betrage gerade mal 8500. Dabei gebe es gute Gründe, die für diese Technologie sprechen.

„Die Sonne schickt keine Rechnung!“

Das hebt auch Karin Maring, Projektleiterin im SolarZentrum, hervor: „Die Sonne liefert Wärme, die kostenlos, unendlich verfügbar und umweltschonend ist. Niemand weiß heute, wohin die Reise bei den Energiepreisen geht, aber eines ist sicher: Die Sonne schickt keine Rechnung!“

Befürchtungen, die Sonnenkraft könne im Norden möglicherweise zu gering ausfallen, sind unbegründet. „Die Jahressumme der Globalstrahlung pro Quadratmeter Fläche in Hamburg entspricht einer Brennstoffmenge von rund 100 Litern Heizöl oder 100 Kubikmetern Erdgas“, sagt Karin Maring. Zum Vergleich: Im Durchschnitt verbraucht ein Haushalt in Deutschland 15,4 Liter Heizöl pro Qua­drat­meter und Jahr zum Heizen und zur Warmwasserbereitung, wie eine Techem-Studie zeigt. „Man wird also ein gutes Stück unabhängiger von fossiler Energie“, sagt Maring.

Auch Solarstromanlagen werden Thema sein

Die Experten des SolarZentrums – sie beraten unabhängig und branchenübergreifend mit Unterstützung der Hamburger Umwelt- und Energiebehörde – hoffen, dass die Aussicht auf niedrige Heizkosten und eine großzügige öffentliche Förderung das Interesse der Hamburger an Solarenergie neu wachsen lässt. Die bundesweite Woche der Sonne (17. bis 25. Juni) will das Zentrum jedenfalls nutzen, um zusätzlich am 19. Juni von 18 bis 20 Uhr im Elbcampus (Zum Handwerkszentrum 1) zum Thema zu informieren. „Auch Solarstromanlagen werden dabei ein Thema sein. Bei ihnen ist der Eigenverbrauch des erzeugten Stroms besonders lohnend“, sagt Maring unter Hinweis auf die neue gesetzliche Einspeisevergütung.

Unabhängig davon sollten Hauseigentümer und Bauherren diesen Rat beherzigen: „Sich unbedingt vor jeglicher Auftragsvergabe immer zuerst an das SolarZentrum wenden. Wir beraten nicht nur herstellerunabhängig und kostenlos, sondern bieten auch – falls schon Berechnungen und Planungen von Handwerksunternehmen vorliegen – einen kostenlosen Angebotscheck an“, sagt Weyres-Borchert. Idealerweise bringe man Fotos vom Dach und dem Umfeld sowie einen Bauplan mit, aus dem maßstäblich entnommen werden könne, wie groß die Anlage werden darf. Einen Termin erhalte man in der Regel innerhalb kürzester Zeit – „meist binnen einer Woche“, so die Experten.

Weil in der Praxis nicht alle Anlagen halten, was sie versprechen, bieten die Energieexperten der Verbraucherzentrale Hamburg auch „Solarwärme-Checks“ (40 Euro) an. Verbraucher erhalten so Klarheit über die Leistungsfähigkeit ihrer solarthermischen Anlage und Auskunft darüber, welche Verbesserungen möglich oder sogar nötig sind. Energieberater Steffen Jenner: „Viele der von uns bisher geprüften Anlagen bringen deutlich weniger Ertrag als erhofft. Dadurch wird weniger Brennstoff eingespart als geplant. In Extremfällen ist der Verbrauch durch besonders ineffiziente Anlagen sogar gestiegen.“

Auftraggeber muss Antrag auf Zuschüsse stellen

Problematisch sei es beispielsweise, wenn ein sogenannter Wärmemengenzähler fehle. „Damit lässt sich nämlich ganz leicht ablesen, wie viel Wärme die Anlage auf dem Dach tatsächlich liefert“, sagt Jenner. Der bundesweite Check im vergangenen Jahr habe gezeigt, dass er bei vielen Anlagen nicht vorhanden sei. Häufig fehle auch eine ausführliche Dokumentation, die die Wartung und Prüfung der Anlage deutlich erleichtern würde. „Laien haben so kaum eine Chance, die Leistungsfähigkeit der eigenen Anlage richtig einzuschätzen“, bemängelt Jenner.

Weitere Gründe also, unabhängige Experten immer vorab einen prüfenden Blick auf die Planungen werfen zu lassen. Zumal die Förderlandschaft erneut umgestellt worden ist. „Früher oblag es den Heizungsbauern und Unternehmen, Anträge auf Zuschüsse für ihre Kunden zu stellen und diese dann mehr oder weniger weiterzureichen“, sagt Weyres-Borchert, der übrigens auch Ulrich Schaarschmidt beratend zur Seite stand. Nunmehr sei es Sache des Auftraggebers, alles in die Wege zu leiten. „Da ist es wichtig, den Überblick zu behalten und zu wissen, welche Gelder kumulativ abgerufen werden können.“

Ersten zehn Anrufer gewinnen Solaranlagen-Check

So erhält man beispielsweise von der IFB Hamburg bereits vor Beginn der Arbeiten den Zuschuss, vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) jedoch erst nach der Maßnahme. Außerdem honoriert Letzteres zusätzlich, wird der Kesselaustausch und die Installation von Solarthermie mit einer Optimierung des gesamten Heizungssystems (APEE) verbunden. Weyres-Borchert hofft, dass es nicht allein die hohen Zuschüsse sind, die viele Hamburger zu einem Umdenken bewegen werden. „Vielleicht inspiriert ja auch der Gedanke, einen guten ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Da trägt jeder ein Stück Verantwortung, für sich, seine Kinder und Enkel.“

Die ersten zehn Anrufer, die am 12. Juni ab 9.30 Uhr über die Energie- und Klimahotline 24 83 22 50 ihr Interesse an einem Solaranlagen-Check der Verbraucherzentrale Hamburg bekunden, bekommen diesen kostenlos.