Berlin. Zalon von Zalando, Outfittery oder Modomoto – viele Unternehmen versuchen sich mittlerweile an der virtuellen Stilberatung. Ein Test.
Es gibt jedes Kleidungsstück, in jeder Größe, jeder Farbe, zu jeder Uhrzeit – für Modefans bietet das Internet unbegrenzte Möglichkeiten. 51 Millionen Seiten zeigt Google bei der Suche nach einem Kleid an, über eine Milliarde beim Stichwort Jeans. Orientierung im nahezu unendlichen Angebot soll „Curated Shopping“, also betreutes Einkaufen bieten. Kunden geben Größe, Vorlieben und vieles mehr auf einer Webseite an, telefonieren danach mit einem Stylisten und bekommen dann ein Paket mit für sie individuell zusammengestellten Outfits verschiedenster Marken geschickt. Unsere Redaktion hat sechs Anbieter ausprobiert.
Die Vorauswahl ist auf allen Portalen ähnlich gestaltet. Zum Start klicken sich Kunden durch eine mehr oder weniger detaillierte Auswahl von Merkmalen und Stilen, etwa verspielt oder klassisch, Jeans oder Cargo, wie viel T-Shirt und Top kosten dürfen. Wenn möglich, haben wir zusätzlich Fotos der Testkunden hochgeladen. Unser grober Modewunsch sowohl für Frauen als auch für Männer: sportlich-elegant, funktioniert in Büro und Freizeit (business-casual), nicht zu ausgefallen, aber gern einige besondere Teile. Hin- und Rückversand war bei allen Anbietern kostenfrei, die Bestellung auf Rechnung – nur was der Kunde behält, muss er zahlen.
• Zalon
Der Ableger von Online-Modemarktführer Zalando bietet Boxen für Männer und Frauen an, wir entscheiden uns für Letztere. Nach einer sehr detaillierten Vorauswahl wird ein Telefontermin mit einer Modeberaterin vereinbart. Das dauert, denn die Termine sind begrenzt. In unserem Test meldet sich die Stylistin pünktlich und fragt ab, was bereits im Profil angegeben wurde. Noch am gleichen Tag bekommen wir eine Vorauswahl per Mail, nahezu kein Teil entspricht den zuvor gemachten Angaben.
Wir geben bei allen Stücken an „gefällt nicht“ und begründen etwa „bitte keine zu weiten Oberteile“, „bitte kein Polyester“. Es kommt eine weitere Mail, dass alle Stücke unseren Wünschen entsprechend ausgetauscht werden. Innerhalb von drei Tagen kommt die Box an. Im Wert von knapp 600 Euro liegen hübsch verpackte, aber langweilige Basics neben teils billig wirkenden Stücken von 0815-Marken, die in jeder Fußgängerzone zu finden sind, sowie überweiten Teilen aus Polyester. Stücke, die eine Zalando-Kundin nicht selbst mit zwei Klicks finden könnte, Außergewöhnliches oder Typgerechtes: Fehlanzeige.
> 100 Tage Rückgaberecht
Wertung: 2 von 5 Punkten
• Kisura
Bei dem reinen Frauenangebot ist die Vorabauswahl verschiedener Kleidungsstile begrenzt. Dafür stellt die Stylistin, die sich pünktlich meldet, gezielte Detailfragen. Hier ergibt sich das erste Manko: Schuhe gibt es erst einmal nicht. Die bekämen Kunden mit der zweiten Box, wenn man den Stil besser einschätzen könne, erklärt die Stylistin. Schade.
Manko zwei: Auf der Webseite verspricht Kisura eine Box innerhalb weniger Tage, doch schon am Telefon werden wir auf eine Wartezeit von 14 Tagen vorbereitet. Der Grund: zu hohe Nachfrage. Nach 14 Tagen haben wir weder die Box noch eine Mail zur Erklärung.
Nach 16 Tagen packen wir die Outfits schließlich aus und haben doch noch Anlass zur Freude: Die meisten der neun Stücke für insgesamt 470 Euro passen auf unsere Beschreibung: Schnörkellose Shirts und Tops, die mit besonderem Schnitt oder Print auffallen, auch ein paar außergewöhnliche Marken sind dabei, kombinierbar sind die Teile aber nur begrenzt.
> 14 Tage Rückgabe, nur Frauen
Wertung: 3 von 5 Punkten
• Outfittery
Ähnlich wie bei Kisura fällt die Vorauswahl beim Männerspezialisten Outfittery etwas kürzer und das Telefongespräch dafür ausführlicher aus. Wermutstropfen: Kunden müssen immer 150 Euro anzahlen, egal ob sie etwas kaufen oder nicht. Die Box trifft nach einer Woche ein, mit fünf edlen Teilen im Gesamtwert von 500 Euro, die sich alle kombinieren lassen.
Die Auswahl ist klein, aber die Stücke wertig und typgerecht, Jacke und Boots schlicht, aber besonders. Einen Abzug gibt es für das lange Warten auf die Rückzahlung der 150 Euro – erst nach neun Tagen waren sie wieder auf dem Testerkonto.
> 14 Tage Rückgabe, 150 Euro Anzahlung, nur Männer
Wertung: 3 von 5 Punkten
• Modomoto
Die Vorauswahl ist sehr detailliert, Kunden bekommen hier etwa Beispiel-Outfits angezeigt, die sie mit „gefällt“ oder „gefällt nicht“ bewerten können. Entsprechend kurz hält die Stylistin das Telefongespräch. Modomoto sendet innerhalb von einer Woche zwei komplette Outfits im Wert von über 1000 Euro, darunter vier Hosen, mehrere Hemden und Pullis, ein paar Sneakers und sogar Socken – alles auf unsere Angaben abgestimmt. Neben wertigen Basics sind auch ausgefallene Stücke dabei.
> 14 Tage Rückgabe, nur Männer
Wertung: 5 von 5 Punkten
• Die Mittelständler
Bei der Online-Suche stoßen wir auch auf mittelständische Kaufhäuser, die den deutschlandweiten Versand von Mode-Boxen für Männer und Frauen anbieten. Wir haben das Modehaus Manhenke mit zwei Filialen in Hessen und das Kaufhaus Frey mit drei Filialen in Bayern ausprobiert, deren Angebote bei der Suche ganz oben auftauchen.
Die Vorauswahl funktioniert wie bei den spezialisierten Anbietern, allerdings lassen Stylistinnen in beiden Fällen den ausgemachten Termin mit unseren Testerinnen verstreichen. Manhenke holt ihn auf Nachfrage nach, Frey schickt das Paket ohne Beratungsgespräch, da sich kein passender Termin finden ließ.
Beide Pakete (bei Manhenke im Wert von rund 800 Euro, bei Frey im Wert von rund 500 Euro) erreichen die Redaktion innerhalb von vier Tagen, sorgfältig gepackt samt handgeschriebener Notizkarten. Unser gewünschter Stil findet nicht durchgehend Beachtung, die Teile sind eher nach derzeit aktuellen Katalog-Modetrends zusammengestellt. Die Stücke sind wertig, aber eher langweilig und bieder.
> 14 Tage Rückgabe
Wertung: 3 von 5 Punkten