Berlin. Nur wenige Senioren haben Smartphones und Tablets. Die Bedienung ist oft zu kompliziert. Mit diesen Ideen wollen Firmen das ändern.

Früher wurden Fotos ja noch zu Kaffee und Kuchen am Wohnzimmertisch gezeigt – oder vielleicht sogar mit Schnittchen beim Diaabend. Heute findet das nur noch selten statt: Das meiste landet auf Facebook oder WhatsApp. Was für die jüngere Generation schnell und praktisch ist, bleibt der älteren Generation oftmals verwehrt.

Zwar nutzen laut Umfrage des Branchenverbands Bitkom bereits 28 Prozent der Menschen über 65 ein Smartphone und schätzen Funktionen wie Whats­App, Karten-Apps und anderes – doch mehr als zwei Drittel eben noch nicht: Zum einen finden sich ältere Menschen oft in den Nutzeroberflächen der Geräte nicht zurecht – zum anderen machen Pro­bleme mit den Augen oder der Feinmotorik die Nutzung von Smartphones vielfach schwer oder unmöglich.

Mittlerweile gibt es aber auch smarte Geräte, die besonders auf die Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmt sind. Wir haben zwei dieser Geräte genauer angeschaut.

Fühlbare Tasten und Notrufknopf

Senioren haben andere Bedürfnisse bei Smartphones. Darauf stellen sich einige Firmen nun ein.
Senioren haben andere Bedürfnisse bei Smartphones. Darauf stellen sich einige Firmen nun ein. © imago/Westend61 | imago stock

Die schwedische Firma Doro baut schon seit vielen Jahren Handys für Senioren. Mit dem Liberto 825 bieten sie nun auch ein waschechtes Smartphone an. Dabei hat man schon beim Design des Gehäuses an die Bedürfnisse der Zielgruppe gedacht: Statt der heute üblichen Sensorfelder unterhalb des Displays, gibt es gut fühlbare Tasten für „Zurück“, „Hauptmenü“ und den Aufruf offener Anwendungen.

Auf der Rückseite des Smartphones findet sich neben einer Kamera ein eigener Notruf-Knopf. Wird er lang gedrückt (wahlweise auch dreimal kurz) versendet er einen Hilferuf per SMS sowie die GPS-Daten des Geräts an festgelegte Kontakte und ruft dort an.

Textgröße und Lautstärke anpassen

Dank praktischer Ladeschale erledigt sich das fummelige Einstecken des Ladekabels, außerdem wird das darin quer ruhende Gerät dann zum Wecker, Radio oder digitalen Bilderrahmen.

Vorbildlich ist auch die Einrichtung: Sie erfolgt via gut lesbarer Frage-Antwort-Dialoge, darüber hinaus werden Grundfunktionen des Smartphones erklärt. Auch Textgröße und Lautstärke können an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden.

Angehörige können aus der Ferne helfen

Ist das Smartphone eingerichtet, präsentiert sich das Android-Gerät mit speziell angepasster Doro-Oberfläche: Große Schaltflächen sowie eine einfache Struktur vereinfachen die Nutzung für diejenigen, die mit Smartphones nicht vertraut sind. Trotzdem lassen sich auch ganz normale Android-Apps, etwa Whats­App oder Facebook installieren.

Besonders hilfreich: Angehörige oder Freunde können per App auch von ferne bei der Bedienung des Smartphones helfen. Dazu müssen sie sich die kostenlose App „Doro Manager“ (Android&iOS) herunterladen. Anschließend lässt sich die Lautstärke oder Displayhelligkeit regeln. Außerdem kann man Fotos und neue Kontakte auf das Telefon transferieren, wichtige Nummern sogar direkt auf der Startseite verankern.

Fazit: Insgesamt ist das Doro Liberto 825 ein rundes Gerät. Dass seine technische Ausstattung mager ist, wird die meisten Nutzer nicht stören. Dafür ist es mit etwa 250 Euro durchaus erschwinglich.

Seniorengerechte Benutzeroberfläche für Android-Geräte

Einen anderen Ansatz verfolgt das deutsche Unternehmen Exelonix mit Asina. Das ist eine seniorengerechte Benutzeroberfläche, die sich auf allen halbwegs zeitgemäßen Android-Geräten installieren lässt. Wir haben Asina auf dem Lenovo Tab2 A10 ausprobiert, das Mobilcom-Debitel zusammen mit Mobilfunkvertrag und installierter Asina-Oberfläche anbietet.

Die Ersteinrichtung soll ebenfalls direkt von der älteren Nutzerschaft erledigt werden können – allerdings scheint es ratsam, dass dabei ein versierter Nutzer daneben sitzt. Sind die Voreinstellungen gemacht und alle gewünschten Kacheln (siehe Foto) eingerichtet, lässt sich das Tablet aber sehr einfach bedienen. Auch hier können Freunde oder Verwandte zur Fernwartung autorisiert werden. Dazu loggen sie sich per Browser ein und können von überall aus zahlreiche Einstellungen vornehmen.

30 Tage kostenlos testen

Insgesamt ist die Asina-Oberfläche gut bedienbar – auch hier sind Drittanbieter-Apps wie WhatsApp und Co. installierbar. Vereinzelt wirkt sie allerdings noch nicht ganz ausgereift. Als bloße Software ist sie zudem recht kostspielig: Wer den „Asina-Launcher für Senioren“ (Android) installiert, darf ihn zunächst 30 Tage kostenlos testen. Danach bleiben nur wenige Basisfunktionen erhalten. Für den vollen Umfang werden dann 99 Euro pro Jahr oder 29 Euro für drei Monate fällig.

Mobilcom-Debitel bietet das von uns getestete Lenovo-Gerät zusammen mit der vollen Asina-Software ab 19,99 pro Monat an – darin ist dann allerdings auch ein Mobilfunkvertrag enthalten. Für das Tablet werden dann nur neun statt regulär 179 Euro fällig.

Fazit: Die Asina-Oberfläche funktioniert gut, ist aber zu teuer. Im Paket mit Gerät und Mobilvertrag fällt das Preis-Leistungs-Verhältnis etwas besser aus. Wer auch mit einem Smartphone leben kann, erhält bei Doro das bessere Gesamtpaket.