Brüssel. Bei mehreren Tests wurde in der Vergangenheit Blei in Buntstiften und Wasserfarben gefunden. Die EU will die Verwendung unterbinden.

Schwermetalle können vor allem für kleine Kinder zum Gesundheitsrisiko werden. Zumindest in Buntstiften, Finger- und Wasserfarben soll deshalb Blei in Zukunft nicht mehr vorkommen. Doch es ist höchst umstritten, ob Blei in den Stiften überhaupt zum Problem werden kann.

EU-Kreise bestätigten am Freitag die Senkung der Grenzwerte für das giftige Schwermetall. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet. Ziel der EU-Kommission ist, vor allem kleine Kinder unter drei Jahren vor Blei zu schützen, da sie oft an Spielzeug und Stiften lutschen. Die EU-Kommission warnt vor allerdings vor Dramatisierung. „Tatsächlich erfüllt der größte Teil der betroffenen Produkte bereits die notwendigen Grenzwerte für Blei, wie umfangreiche Tests in Deutschland und Schweden zeigen“, heißt es in einer Stellungnahme.

Sind Stifte wirklich ein Gesundheitsrisiko?

Die Einschätzung der EU-Beamten deckt sich mit einer früheren Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). In einer Broschüre aus dem Jahr 2009 heißt es, dass selbst verschluckte Teile der Minen zu keiner Gesundheitsbeeinträchtigung führten. Das Lutschen an den Stiften sei ebenso kein Problem. Das Bundesinstitut empfiehlt den Kauf von Produkten deutscher Hersteller, die schon seit Jahren giftige Rückstände vermeiden würden. Dennoch hält die Behörde die Senkung der Grenzwerte für richtig, meldet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf eine Mitarbeiterin des BfR.

Deutsche Hersteller kontrollieren Produkte nach eigenen Angaben auf giftige Rückstände.
Deutsche Hersteller kontrollieren Produkte nach eigenen Angaben auf giftige Rückstände. © dpa | Frank Rumpenhorst

Von Seiten der Stifte-Hersteller gibt es ebenfalls Entwarnung. In einer Stellungnahme, die unserer Redaktion vorliegt, teilte das Unternehmen Faber-Castell mit: „Trotz der neuen Bleiwerte sind und bleiben die Produkte aus dem Hause Faber-Castell verkehrsfähig.“ Das Unternehmen verweist darauf, dass die Produkte bisher alle Grenzwerte erfüllten und dass das auch in Zukunft der Fall sein werde.

Pigment als Quelle für Bleibelastung

Auch aus Kreisen der EU-Politik gibt es Kritik an den neuen Grenzwerten. Der CSU-Abgeordnete Markus Ferber, der im Europaparlament mit dem Verfahren zu tun hatte, hält die neuen Grenzwerte für überzogen. Wie er sagte, dürfen Buntstifte nur noch zwei Milligramm Blei pro Kilogramm Spielmaterial enthalten statt bisher 13,5 Milligramm und Wasserfarben nur noch 0,5 statt 3,4 Milligramm.

Aber wie kommt Blei überhaupt in die Stifte? Die Zeitschrift Ökotest hat bereits mehrfach gifitge Rückstände in Spielzeug gefunden. Redakteur Kai Thomas erklärt gegenüber unserer Redaktion: „Im seltenen Fall werden noch problematische chemische Farbpigmente wie Bleichromat oder Bleiweiß eingesetzt. Häufiger kommt es aber vor, dass natürliche Farbpigmente wie Eisenoxid schon ab Abbau in der Natur Bleiverunreinigungen aufweisen.“ Auch Zusatzstoffe in den Minen könnten bereits natürliche oder industrielle Bleirückstände enthalten.

Andere Stoffe wesentlich bedenklicher

Laut Ökotest seien die Bleirückstände bisher jedoch unbedenklich gewesen. Kritischer seien aber krebserregende Farbbestandteile aus der Gruppe der aromatischen Amine. „Auch problematische Weichmacher, die unter Verdacht stehen Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane zu schädigen, konnten wir in Lacken nachweisen“, so Kai Thomas.

Akute Bleivergiftungen äußern sich nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) durch Erbrechen, Darmkoliken und Verstopfungen bis hin zu Nierenversagen. Chronische Bleivergiftungen gehen demnach mit Blutarmut, Appetitlosigkeit oder Abmagerung einher. Blei wird im Körper von den Organen aufgenommen – zum Beispiel vom Gehirn, den Nieren oder der Leber. Der Körper speichert das Blei – mit der Zeit kann es sich anreichern.

Kinder reagieren sensibler auf Blei

Für Kinder ist Blei dem BfR zufolge eine besondere Gefahr: Ihre Körper befinden sich noch im Entwicklungsstadium und reagieren daher sehr empfindlich. Unumkehrbare Nervenschäden, Störungen der Hirnfunktion und Beeinträchtigung von Intelligenz und Aufmerksamkeit könnten die Folge sein. (dpa/ac)