Berlin. Immer mehr Deutsche kaufen Lebensmittel im Netz. Die Verbraucherzentrale testete den Service. Vor allem bei der Kühlung gibt es Mängel.

Kein Warten mehr in der Schlange vor der Kasse, keine Parkplatzsuche vor dem Einkauf, kein Schleppen schwerer Taschen: Immer mehr Deutsche kaufen Lebensmittel im Internet ein und lassen sich diese per Paket- oder Lieferdienst nach Hause bringen. Laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom haben dies 15 Millionen Deutsche schon einmal gemacht – 18 Prozent mehr als 2012. Zehn Millionen Kunden kaufen Lebensmittel sogar regelmäßig online ein.

„Der Handel mit frischen Lebensmitteln im Internet wird zukünftig eine immer größere Rolle spielen.“ Das schließt das „Marktwächter“-Team der Verbraucherzentrale Brandenburg aus den Ergebnissen einer am Donnerstag vorgestellten Analyse. Zwischen Juli und September 2016 hatten die Verbraucherschützer die Branche unter die Lupe genommen.

Dabei ermittelten sie etwa 820 Lebensmittel-Online-Händler, von denen 179 ihren Sitz in Deutschland hatten und frische Produkte mit einer begrenzten Haltbarkeit überregional anboten. Dabei dominierten den Angaben zufolge Spezialitätenhändler, die einen Fokus auf einzelne Produktgruppen wie Käse, Fleisch oder Fisch legten. Supermärkte seien bisher nur vereinzelt im deutschlandweiten Online-Handel vertreten.

Lieferungen überwiegend pünktlich

Bei 32 Online-Händlern kauften die Verbraucherschützer testweise ein, um herauszufinden, wie der Handel mit kühlungsbedürftigen Produkten funktionierte. Sie analysierten 134 Produkte, darunter Fleisch, Wurst, Käse, Obst, Gemüse, Sahne, Joghurt oder Milch. Das Urteil fiel durchwachsen aus: „Grundsätzlich haben die getesteten Händler professionell agiert. Die Lieferungen erfolgten überwiegend pünktlich und problemlos. Auch die Kommunikation verlief kundenfreundlich“, sagt Kirsti Dautzenberg, Leiterin des „Marktwächter“-Teams. Mehr als die Hälfte der Lieferungen traf zu dem auf den Webseiten genannten Zeitpunkt ein. Fast jedes vierte Paket wurde mit einem Tag Verspätung geliefert.

Die schwerwiegendsten Mängel fanden die Tester bei der „Einhaltung notwendiger Temperaturen für kühlungsbedürftige Lebensmittel“, so Dautzenberg. Bei mehr als jedem zweiten bestellten Produkt, bei dem die Temperatur unmittelbar nach der Lieferung per Infrarotthermometer gemessen wurde, lag diese teils deutlich über der Norm (DIN 10508). Das betraf auch drei von elf Frischfleisch- und vier von fünf Frischfisch-Bestellungen, heißt es in der Studienauswertung.

Kühlkette wurde wohl unterbrochen

In diesen Fällen müsse von einer Unterbrechung der Kühlkette ausgegangen werden, was zwangsläufig Folgen für Qualität und Haltbarkeit der Produkte habe. „Der Anspruch nach adäquat gekühlten Lebensmitteln konnte noch nicht immer erfüllt werden“, urteilt Dautzenberg. Die Lieferung bereits abgelaufener Produkte sei innerhalb der Testkäufe hingegen eine Ausnahme geblieben.

Bei den Testlieferungen von Obst und Gemüse stellte sich zudem heraus, „dass bei Reife, Unversehrtheit und Sauberkeit der Produkte vereinzelt Abstriche zu machen sind“, heißt es in der Studie. Zwar kamen die meisten Produkte unversehrt an, allerdings war rund ein Viertel des Obsts beziehungsweise Gemüses überreif, verfault oder verschimmelt. Insbesondere bei sehr druckempfindlichen Lebensmitteln wie Kopfsalat, Pfirsichen oder Gurken zeigten sich Qualitätsverluste.