Berlin. Viele Verbraucher verlieren den Überblick über die Finanzen. Oft häufen sich unnötige Ausgaben an. So bekommt man sie in den Griff.

Die Deutschen machen immer mehr Schulden, zeigt der aktuelle Schuldneratlas der Auskunftsdatei Creditreform. Einer der Gründe: Weil es sich mit Minizinsen schlecht sparen lässt, geben Verbraucher ihr Geld lieber aus – und kaufen sogar zinslos auf Pump. Meist vergessen wird dabei die private Haushaltskasse: Die Gefahr, den Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu verlieren, steigt.

Dabei wäre nun Zeit, sich realistische Einsparziele zu setzen: „Vor allem Haushalte, in denen das Geld immer knapp ist, sollten zum Jahreswechsel überlegen, wie sie ihre Finanzen besser in den Griff bekommen“, sagt Josephine Holzhäuser, Referentin für Finanzdienstleistungen der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Hier sind Tipps für Verbraucher, die sich unnötiger Ausgaben entledigen möchten.

Jahreskalender führen

Vielen Verbrauchern passiert es, Kündigungstermine für einen nicht mehr benötigten oder zu teuren Vertrag zu verpassen. „Bei dem einen ist das die früher einmal sinnvolle Reiseversicherung und die Mitgliedschaft im Fitnessclub, bei dem anderen der überteuerte Strom- oder Handyvertrag. Wer da heraus möchte, sollte sich jetzt schon den nächstmöglichen Kündigungstermin notieren“, rät Holzhäuser.

Praktisch ist hierfür ein Haushaltskalender 2017, den der Sparkassen-Beratungsdienst kostenlos anbietet (www.geld-und-haushalt.de oder Telefon 030/204 55 818). Darin können Verbraucher auch alle ihre Fixkosten termingenau in Listen eintragen und den eigenen Einnahmen gegenüberstellen. „Früh erkennen, wenn das Budget aus der Balance gerät, und schnell gegensteuern“, gibt der Dienst als Jahresmotto aus.

Steuerschätzer sagen Staat höhere Einnahmen voraus

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    Versicherungen prüfen

    Oft ist das Loch, das Versicherungskosten in die Kasse reißen, unnötig groß. Ein Grund: „Viele Verbraucher lassen ihre Policen im Ordner verrotten, statt sie von Zeit zu Zeit auf den neusten Stand zu bringen“, sagt Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BdV). So zeigen Tarifvergleiche der Stiftung Warentest, dass ein Anbieterwechsel oft Hunderte Euro an Ersparnis bringt. Wichtig ist auch, die Policen an veränderte Verhältnisse anzupassen.

    Haben etwa zwei Versicherte geheiratet, können sie eine von zwei Hausratversicherungen kündigen. Was viele nicht wissen: Dies gilt in diesem Fall auch für Paare ohne Trauschein, die zusammenleben. Etliche Policen halten Verbraucherschützer generell für unnötig. Dazu zählen etwa Handy-, Brillen-, Glasbruch-, Reisegepäck-, Insassenunfall- und Sterbegeldversicherungen. Tipp: Eine App des BdV hilft, den individuellen Versicherungsbedarf zu ermitteln („Bedarfscheck“, kostenlos abrufbar in App-Stores).

    Energiekosten einsparen

    Einfachste Kniffe bringen bares Geld. Beispiel Kühlschrank: Er muss nicht eiskalt sein – sieben Grad reichen aus, wie die Deutsche Energie-Agentur betont. Ist das Gerät nur zwei Grad kälter eingestellt, erhöhe sich der Stromverbrauch um etwa zehn Prozent.

    Auch regelmäßiges Abtauen verringert die Kosten – was gerade jetzt im Winter gut gelingt, weil sich Gefriergut im Freien zwischenlagern lässt. Oder die Heizung: Jedes Grad weniger im Zimmer senkt den Energieverbrauch um sechs Prozent.

    Ansparen statt Kredit

    Steht im Laufe des Jahres eine größere Anschaffung oder ein Urlaub an, die nicht aus dem laufenden Gehalt oder dem Ersparten bezahlt werden können, ist Ansparen sinnvoll. „Wer 50 oder 100 Euro monatlich zurücklegt, ist später nicht gezwungen, einen Ratenkredit aufzunehmen, der dann Zinsen kostet“, rät Finanzexpertin Holzhäuser.

    Belege sammeln

    Dass sich das Sammeln von Belegen lohnt, zeigt sich oft erst am Jahresende. Beispiel Zuzahlungen in der gesetzlichen Krankenkasse: Ab einer bestimmten Höhe können sich Versicherte von ihnen befreien lassen.

    Auch wenn anfangs ein Überschreiten dieser Grenze nicht absehbar ist: Kommen unvorhergesehene Zuzahlungen für Medikamente oder Klinikaufenthalte im Jahresverlauf dazu, sollten alle Belege von Januar an vorhanden sein. Sie können durchaus für eine Befreiung den Ausschlag geben.

    Luftverpackung: Große Tüte, wenig Inhalt

    „Jede Menge Luft nach oben“: Unter diesem Motto deckten die Verbraucherzentrale Hamburg und das Eichamt Fellbach Ende 2016 auf, wie Lebensmittel- und Kosmetikindustrie die Verbraucher täuschen. Bei Kosmetika fielen den Verbraucherschützern vor allem doppelte Böden und dicke Wandungen auf.
    „Jede Menge Luft nach oben“: Unter diesem Motto deckten die Verbraucherzentrale Hamburg und das Eichamt Fellbach Ende 2016 auf, wie Lebensmittel- und Kosmetikindustrie die Verbraucher täuschen. Bei Kosmetika fielen den Verbraucherschützern vor allem doppelte Böden und dicke Wandungen auf. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    Mit Hilfe von Röntgenbildern zeigen die Verbraucherschützer, das Lebensmittelpackungen durchschnittlich 40 Prozent Luft enthalten. Die Packung „Risotto Porcino di stagione“ von Scotti ist fast zur Hälfte (49 Prozent) mit Luft gefüllt.
    Mit Hilfe von Röntgenbildern zeigen die Verbraucherschützer, das Lebensmittelpackungen durchschnittlich 40 Prozent Luft enthalten. Die Packung „Risotto Porcino di stagione“ von Scotti ist fast zur Hälfte (49 Prozent) mit Luft gefüllt. © Verbraucherzentrale Hamburg | Montage: fmg
    Zusammen mit dem Risotto landet die Verpackung von „Kellogg’s Frosties“ auf dem Spitzenplatz der geprüften Mogelpackungen.
    Zusammen mit dem Risotto landet die Verpackung von „Kellogg’s Frosties“ auf dem Spitzenplatz der geprüften Mogelpackungen. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    49 Prozent Luftanteil stellt das Eichamt bei den Frühstücksflocken fest.
    49 Prozent Luftanteil stellt das Eichamt bei den Frühstücksflocken fest. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    Nur knapp dahinter landet mit 45 Prozent Luftanteil das „Knusper Früchte-Müsli“ von Netto.
    Nur knapp dahinter landet mit 45 Prozent Luftanteil das „Knusper Früchte-Müsli“ von Netto. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    Die „Skittles“ fallen doppelt negativ auf.
    Die „Skittles“ fallen doppelt negativ auf. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    Die Packung enthält nicht nur ziemlich viel Luft, sondern auch unnötig viel Plastik, weil die Bonbons noch einmal zusätzlich in kleinen Tütchen verpackt sind.
    Die Packung enthält nicht nur ziemlich viel Luft, sondern auch unnötig viel Plastik, weil die Bonbons noch einmal zusätzlich in kleinen Tütchen verpackt sind. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    Der Protein-Drink „Pink Flash“ von Veganz enthält immerhin 29 Prozent Luft.
    Der Protein-Drink „Pink Flash“ von Veganz enthält immerhin 29 Prozent Luft. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    Die Röntgenaufnahme des Veganz-Protein-Drinks zeigt: Es ist noch Luft nach oben.
    Die Röntgenaufnahme des Veganz-Protein-Drinks zeigt: Es ist noch Luft nach oben. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    140 Gramm Salzlakritz sind verhältnismäßig wenig.
    140 Gramm Salzlakritz sind verhältnismäßig wenig. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    Wie wenig tatsächlich in der Verpackung der „Salz Pastillen“ von Heksehyl enthalten ist, zeigt die Röntgenaufnahme.
    Wie wenig tatsächlich in der Verpackung der „Salz Pastillen“ von Heksehyl enthalten ist, zeigt die Röntgenaufnahme. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    Auch die Packung Cantuccini „I Morbidi“ von Ghiott könnte besser gefüllt sein.
    Auch die Packung Cantuccini „I Morbidi“ von Ghiott könnte besser gefüllt sein. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    39 Prozent Luftanteil stellten die Verbraucherschützer bei der Kontrolle des italienischen Gebäcks fest.
    39 Prozent Luftanteil stellten die Verbraucherschützer bei der Kontrolle des italienischen Gebäcks fest. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    Auch die Verpackung „Hütten Schmaus“ von Knorr haben das Eichamt Fellbach und die Verbraucherzentrale Hamburg unter die Lupe genommen.
    Auch die Verpackung „Hütten Schmaus“ von Knorr haben das Eichamt Fellbach und die Verbraucherzentrale Hamburg unter die Lupe genommen. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    44 Prozent Luftanteil wurde beim „Hütten Schmaus“ bei der Untersuchung festgestellt.
    44 Prozent Luftanteil wurde beim „Hütten Schmaus“ bei der Untersuchung festgestellt. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    Was bei normalen Mehl-Verpackungen keinerlei Probleme bereitet, scheint beim Falafel-Mehl der Bio-Zentrale nicht möglich.
    Was bei normalen Mehl-Verpackungen keinerlei Probleme bereitet, scheint beim Falafel-Mehl der Bio-Zentrale nicht möglich. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    Statt die Tüte vollständig zu füllen, gesellt sich zum Falafel-Mehl 42 Prozent Luft.
    Statt die Tüte vollständig zu füllen, gesellt sich zum Falafel-Mehl 42 Prozent Luft. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    Den Spitzenplatz der Mogelpackungen nimmt bei den Kosmetika die „Augenpflege Nacht“ von Biocura ein.
    Den Spitzenplatz der Mogelpackungen nimmt bei den Kosmetika die „Augenpflege Nacht“ von Biocura ein. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
    Nach Berechnungen der Verbraucherzentrale Hamburg liegt der Luftanteil bei 68 Prozent.
    Nach Berechnungen der Verbraucherzentrale Hamburg liegt der Luftanteil bei 68 Prozent. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
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    Haushaltsbuch führen

    Wer sparen will, muss wissen, wohin sein Geld tagtäglich verschwindet. Da das althergebrachte Haushaltsbuch vielen Verbrauchern zu antiquiert erscheint, gibt es vom Sparkassen-Beratungsdienst auch eine Online-Variante, die per PC, Smartphone oder Tablet geführt werden kann (www.beratungsdienst-guh.de/budgetplaner).

    Die Empfehlung: alle Kassenbons in einer Box sammeln und die Beträge abends – oder unterwegs gleich online – in das Haushaltsbuch eintragen, um „schon nach wenigen Wochen gezielt Einsparpotenziale aufzudecken“, so der Beratungsdienst.