Berlin . Nicht für jeden sind Versicherungen zur Abdeckung der Beerdigungskosten sinnvoll. Ab dem 65. Lebensjahr etwa wird es deutlich teurer.

Wenn das Lebensende in Sicht gerät, beschleicht manche Menschen eine neue Sorge. Bekomme ich ein anständiges Begräbnis, ist genug Geld dafür da? Mitspielen mag auch das Unwohlsein, den Hinterbliebenen die Kosten für die eigene Bestattung aufzubürden. So schließen viele Senioren eine Sterbegeldversicherung ab.

Seit 2004 das Sterbegeld der gesetzlichen Krankenkassen wegfiel, wird dieses Produkt besonders beworben. Bei Verbraucherschützern ist es allerdings umstritten. Was ist zu beachten, welche Alternativen gibt es?

Simple Beerdigung kostet schon über 2000 Euro

Eine normale Beerdigung koste zwischen 2800 und 5000 Euro, sagt Stephan Neuser, Generalsekretär des Bundesverbandes der Bestatter in Düsseldorf. Hinzu kämen dann oft die Aufwendungen für den Grabstein und die spätere Pflege der Ruhestätte. Abhängig von Vermögensverhältnissen und Vorlieben kann alles natürlich auch teurer werden.

Gängige Sterbegeldversicherungen decken daher Summen von beispielsweise 5000 oder 10.000 Euro ab. Die Einzahlung kann mit dem 60. Lebensjahr beginnen. Bis zum 85. Geburtstag überweist man monatlich etwa 25 Euro und hat rechnerisch damit 7500 Euro angespart.

Versicherer fragen vor dem Abschluss nach Gesundheitszustand

Von den Modalitäten der jeweiligen Police hängt allerdings ab, ob den Erben oder Bezugsberechtigten, die im Vertrag genannt werden, genau diese Summe zur Verfügung gestellt wird. Denn die Verzinsung des eingezahlten Kapitals spielt ebenso eine Rolle wie die Kosten, die das Versicherungsunternehmen für sich einkalkuliert.

Verträge für Sterbegeldversicherungen kann man beispielsweise bei Sterbekassen oder Lebensversicherern abschließen. Viele Versicherungen fragen die potenziellen Kunden vor Abschluss des Vertrages nach ihrem Gesundheitszustand.

Aus Fragebogen errechnet sich der Beitrag

Auf dieser Basis kalkulieren sie das Sterberisiko und berechnen den Beitrag. Wer keine Angaben über Vorerkrankungen, Beschwerden oder das Rauchen machen will, muss mit einer Wartezeit von beispielsweise einem Jahr rechnen. Falls der Versicherte schnell stirbt, würde das Unternehmen erst nach Ablauf dieser Zeit Geld auszahlen.

Pluspunkte, mit denen die Anbieter werben, sind diese: Erstens wird die vereinbarte Gesamtsumme in der Regel auch dann ausgeschüttet, wenn der Versicherte schon einige Jahre vor Einzahlungsende verstirbt. Zweitens ist das Geld in den allermeisten Fällen vor dem Zugriff der Sozialbehörden sicher. Mit Transferleistungen wie Hartz IV oder Pflegegeld darf es nicht verrechnet werden.

Verbraucherschützer äußern Kritik

Ein Beispiel für die Sterbegeldversicherung ist das Angebot des Bochumer Versicherungsvereins. Er hat 40.000 Mitglieder und stellt als Einstieg auf seiner Internetseite einen Versicherungsrechner zur Verfügung. Gibt man dort als Geburtsdatum etwa den 1. Dezember 1961 und eine Versicherungssumme von 7000 Euro ein, so ermittelt die Maschine einen monatlichen Beitrag von 29,40 Euro. Wenn man einmalig einzahlen kann, muss man 5657,54 Euro überweisen.

Das Verbraucherportal Finanztip äußert sich allerdings kritisch zu solchen Produkten. „Wir raten Verbrauchern grundsätzlich von der Sterbegeldversicherung ab“, sagt Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen, „nur in sehr seltenen Fällen lohnt sie sich garantiert.“

Kunden zahlen oft mehr, als sie herausbekommen

Im Mai diesen Jahres haben die Berater einige Tarife überprüft. Das Ergebnis: Häufig müssen die Kunden mehr Geld einzahlen, als sie am Ende herausbekommen. So kann der Verlust zulasten der Versicherten bis zu 30 Prozent betragen. Finanztip-Mitarbeiterin Annika Krempel: „Sterbegeldversicherungen haben, wie alle anderen Lebensversicherungen, in der Regel das Problem hoher Abschlusskosten.“

Eine Faustregel lautet: Je später im Leben man mit der Einzahlung beginnt, desto kostspieliger und ungünstiger wird es. „Ab 65 Jahren sind Sterbegeldversicherungen immer zu teuer“, erklärt die gemeinnützige Stiftung Warentest. Der Grund: Die Unternehmen würden dann einen sehr hohen Anteil der geleisteten Beiträge für ihre Risikoabsicherung einbehalten. Bianca Boss, die Sprecherin des Bundes der Versicherten, warnt ebenfalls: „Hände weg von Sterbegeldversicherungen.“

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft relativiert die Kritik: „Die Höhe der Beiträge einer Sterbegeldversicherung hängt vom Alter des Versicherten bei Vertragsbeginn, seinem Gesundheitszustand und natürlich der Höhe der Versicherungssumme ab. Wie bei jeder Versicherung sollte man vor einem Vertragsabschluss mit einem qualifizierten Berater die beste Lösung ausloten.“

Günstige Risikolebensversicherung als Alternative

Enrico Bertinelli vom Bochumer Versicherungsverein weist die Kritik der Verbraucherschützer für sein Angebot zurück: „Die Hinterbliebenen unserer Mitglieder erhalten in der Regel mehr ausgezahlt, als der Beitragszahler eingezahlt hat. Außerdem werden erwirtschaftete Überschüsse alle drei Jahre als Bonus anteilig nach dem Deckungskapital der Versicherungssumme verteilt. Der derzeitige Rechnungszins für die angebotenen Tarife liegt bei 1,75 Prozent.“

Als Alternative zu Sterbeversicherungen empfehlen Verbraucherschützer, in jungen Jahren eine Risikolebensversicherung abzuschließen, heißt es bei Finanztip. Die einzuzahlenden Beiträge seien dabei viel niedriger.

Eine weitere Variante stellt ein sogenannter Vorsorgevertrag mit einem Bestattungsunternehmen dar. In diesem Fall zahlen Interessenten zu Lebzeiten beispielsweise 5000 Euro ein, die im Todesfall zur Verfügung stehen. Vorteil: Die Kosten sind oft geringer als bei einer Sterbegeldversicherung. „Aktuell erhalten Vertragspartner der Deutsche Bestattungsvorsorge Treuhand AG im Todesfall immer mehr Geld ausgezahlt, als sie eingezahlt haben“, sagt Stephan Neuser vom Bundesverband der Bestatter.