Frankfurt/Main. Verbraucher können sich am Kartenterminal künftig zwischen Girocard, Maestro und VPay entscheiden. Was es mit der Auswahl auf sich hat.

„Sie haben die Wahl. Esso empfiehlt: Zahlung mit Girocard.“ Was manchen Kunden neuerdings beim Bezahlen an der Tankstelle verwirrt, sollte an Deutschlands Ladenkassen seit Juni Standard sein. Wer mit der landläufig immer noch EC-Karte genannten Girocard zahlt, darf auswählen, ob das Geld per Girocard, Maestro oder VPay vom Konto abgebucht wird. Doch der Handel hinkt hinterher.

Was hat es mit der Wahlmöglichkeit auf sich?

Auf vielen Zahlungskarten sind die Systeme mehrerer Anbieter hinterlegt. Führend in Deutschland ist die Girocard (EC-Karte). Gut 100 Millionen Girocards haben Banken und Sparkassen in Deutschland im Umlauf. Auf vielen dieser Karten findet sich zusätzlich das Maestro-Logo der Kreditkartenfirma Mastercard oder VPay vom Konkurrenten Visa. Ähnlich ist es in anderen EU-Staaten. Eine EU-Verordnung gibt Verbrauchern jetzt die Möglichkeit, auszuwählen, welche Firma die Zahlung abwickeln soll.

Was will die EU-Kommission erreichen?

Niedrige Kosten. Die Verbraucher sollen die Marke wählen können, die am kostengünstigsten ist. Und Einzelhändler sollen diese begünstigen dürfen.

Ist die EU-Verordnung in Deutschland schon umgesetzt?

Sie gilt seit dem 9. Juni 2016, geschehen ist im deutschen Einzelhandel bisher wenig. Knapp 800.000 Bezahlterminals müssen umgerüstet werden. Der Branchenverband HDE schätzt, dass das bis weit ins Jahr 2017 dauern kann.

Warum dauert es so lange?

Händler und Betreiber der Kassennetzwerke haben an einer Lösung getüftelt, die der Vorschrift gerecht wird, aber auch verhindert, dass an Kassen lange Schlangen entstehen. Kunden, die auswählen wollen, müssen eine Taste am Bezahlterminal drücken. Alle anderen Kunden können wie bisher bezahlen.

Profitieren die Verbraucher?

Für Kunden in Deutschland macht es keinen Unterschied, ob sie per Girocard, über Maestro oder VPay bezahlen. Zusätzliche Kosten entstehen für Verbraucher nicht. Das Verfahren ist identisch: Karte ins Lesegerät stecken, Zahlung per Geheimnummer freigeben – fertig. Allerdings funktioniert Girocard nur in Deutschland, VPay in vielen Ländern Europas, Maestro weltweit.

Warum gibt es die neue EU-Regelung?

In manchen Ländern, etwa in Frankreich, gibt es Karten, die zugleich Debit- und Kreditkarte sind. Der Kunde hat also beim Einkaufen durchaus die Wahl, ob sein Konto sofort belastet wird oder erst mit Zeitverzögerung. Solche Karten gibt es in Deutschland bisher nicht.

Was bedeutet die Neuregelung für den Handel?

Geschäfte könnten mehr zahlen. Denn die Gebühren für das Kreditkartenverfahren sind deutlich höher, weil eine zusätzliche Bank dazwischengeschaltet ist. Bei Zahlung mit Girocard belaufen sich die Kosten auf 0,2 Prozent des Umsatzes plus die Kosten für den Netzbetrieb. „VPay und Maestro kosten den Handel mindestens das Doppelte“, heißt es beim Handelsverband HDE.

Wer könnte von der Neuregelung profitieren?

Eine Chance ist das neue Auswahlverfahren für Kreditkartenanbieter wie Mastercard und Visa. Zumindest können die US-Kartenriesen darauf hoffen, in Deutschland bekannter zu werden und neue Kunden zu bekommen. (dpa)