Wenn im Unternehmen von „Minderleistern“ gesprochen wird, liegt der Verdacht nahe, jemand soll gekündigt werden. Das ist nicht einfach.

Frage: Ich bin momentan aufgrund privater Herausforderungen im Job manchmal unkonzentriert. Mein Chef hat gedroht, mich als „Low Performer“ zu kündigen. Ich bin entsetzt, da ich bisher immer gute Arbeit geleistet habe. Habe ich ernsthaft etwas zu befürchten?

Dr. Heiko Peter Krenz, Rechtsanwalt für Arbeitsrecht: Menschen sind keine Maschinen. Jeder hat hin und wieder einen schlechten Tag. Eine Kündigung rechtfertigt das natürlich nicht. Schwierig wird es jedoch dann, wenn es sich bei der Schlechtleistung nicht um eine Ausnahme, sondern um den Regelfall handelt. Sie verwenden den Ausdruck schon selbst: Die Rede ist von sogenannten Low Performern oder Schlechtleistern.

Mit den Worten des Bundesarbeitsgerichts gesprochen: Der Arbeitnehmer muss so gut arbeiten, wie er kann. Schlechte Leistungen liegen daher vor allem dann vor, wenn der Arbeitnehmer seine persönliche Leistungsfähigkeit nicht ausschöpft und stattdessen schlechter oder langsamer arbeitet, als er eigentlich könnte. Im Fall anhaltend schlechter Leistungen verstößt der Arbeitnehmer gegen seine arbeitsvertraglichen Pflichten. Eine Kündigung ist dann theoretisch möglich.

Arbeitgeber muss schlechte Leistun nachweisen

Ganz so einfach, wie es sich viele Arbeitgeber denken oder wünschen, ist es aber nicht. Ihr Arbeitgeber muss nämlich beweisen können, dass Ihre Leistung deutlich hinter der Leistung vergleichbarer Arbeitnehmer zurückbleibt oder hinter Ihrer bisherigen Performance. Das ist der gebräuchliche Prüfmaßstab. Wenn sich Ihre Arbeitsleistung aber nicht mit Zahlen beschreiben lässt, wird ihm dieser Nachweis in der Praxis kaum gelingen. Zudem ist immer erst eine Abmahnung erforderlich.

Aber egal, welcher Grund hinter der schlechten Leistung steht – eine Überforderung mit den Aufgaben, ein schlechtes Arbeitsklima oder eine persönliche Krise, wie es bei Ihnen der Fall zu sein scheint –, es ist immer ratsam, zunächst einmal das direkte Gespräch mit dem Chef zu suchen. Ist er über die Ursachen informiert, kann möglicherweise gemeinsam nach einer Lösung gesucht und eine Kündigung vermieden werden.