Berlin. Sie gehen mit hoher krimineller Energie vor und profitieren von Wohnungsnot in Großstädten. So treiben Wohnungsbetrüger ihr Unwesen.

Ansprechende Bilder, tolle Beschreibung der Wohnung, Top-Lage, traumhaft günstige Miete – wenn Wohnungsangebote zu verlockend klingen, um wahr zu sein, ist Vorsicht geboten. Immobilienportale warnen vor allem vor betrügerischer Abzocke mit gefälschten Inseraten. Aber Betrüger bedienen sich auch anderer Tricks. Mit welchen Maschen Online-Betrüger Wohnungssuchende übers Ohr hauen wollen und wie man sie erkennen kann.

Der Vorkassenbetrug

• Das Vorgehen

Der Vorkassenbetrug ist wohl die häufigste und bekannteste Masche der Immobilienbetrüger im Internet. Ob Immowelt.de, Immonet.de, Immobilienscout24.de oder WG-gesucht.de – alle warnen vor dem Vorgehen der Gauner. Der Vorkassenbetrug läuft immer nach einem ähnlichen Schema ab. Betrüger stellen unter gefälschtem Namen Mietangebote auf den Portalen ein. Meldet sich ein Interessent, erhält er meist auf Englisch oder in gebrochenem Deutsch eine Antwort per E-Mail. Dabei geben sie vor, nicht vor Ort zu sein.

„Ihre Ausrede ist zum Beispiel, dass sie sich beruflich im Ausland aufhalten“, weiß Sonja May, Sprecherin von ImmobilienScout24. Gegen Überweisung einer Kaution seien sie aber bereit, dem Wohnungssuchenden den Schlüssel – etwa per Post – zukommen zu lassen. Sollte der potenzielle Mieter sich für die Wohnung entscheiden, könne die Schlüsselkaution mit der Wohnungskaution verrechnet werden, so das Versprechen. „Wer sich darauf einlässt, sieht keine Wohnung – und sein Geld nicht wieder“, warnt May.

• Das können Hinweise auf einen Vorkassenbetrug sein

„Die Angebote zeichnen sich in den meisten Fällen durch eine große Diskrepanz zwischen Miethöhe und Lage/Größe/Ausstattung aus“, teilen etwa Immowelt und Immonet auf Anfrage mit. Statt einer aufgeschlüsselten Kaltmiete und Nebenkosten werde meist lediglich die Komplettmiete angegeben. Wenn eine Kaution als Vorkassezahlung über Geldtransferanbieter wie Western Union, MoneyGram gezahlt werden soll, sei das ein absolut sicherer Hinweis auf Betrüger. Auch Fotos können Hinweise auf ein gefälschtes Lockangebot liefern. „Wir hatten vor längerer Zeit mal einen Fall, bei dem eine Zwei-Zimmer-Wohnung angeboten wurde. Auf einem Foto war aber zu sehen, dass von einem Zimmer mehr Türen abgehen, als es bei einer Zwei-Zimmer-Wohnung der Fall sein kann“, erinnert sich May von ImmobilienScout24.

Skeptisch sollten Wohnungssuchende auch werden, wenn in der Beschreibung von einer Wohnung im 4. Obergeschoss die Rede ist, auf den Fotos vor den Fenstern aber parkende Autos zu sehen sind. „Ist das Angebot beispielsweise als Tauschangebot markiert, aber im Text wird nicht darauf eingegangen? Wird gebeten, telefonisch Kontakt aufzunehmen, aber bei den Kontaktinformationen ist keine Nummer hinterlegt?“, fragt Annegret Mülbaier von WG-gesucht. Solche und andere Unstimmigkeiten in der Anzeige könnten auf einen unseriösen Hintergrund hinweisen. „Denn manchmal kopieren Betrüger Texte aus anderen Anzeigen, um einen seriösen Eindruck vorzutäuschen“, erklärt Mülbaier.

Betrug mit Fake-Firmen

• Das Vorgehen

Im Grunde ist die Betrugsmasche über Fake-Firmen eine Abwandlung des klassischen Vorkassenbetrugs. Statt den Versand des Schlüssels per Post zu versprechen, gibt der Betrüger vor, mit einer Agentur zusammenzuarbeiten, die sich um Mietangelegenheiten kümmert. Auf der Website dieser Fake-Firma soll sich der Interessent registrieren und seine Daten hinterlegen. Anschließend werde die Agentur gegen Zahlung der Kaution und ersten Miete einen Makler für einen Besichtigungstermin beauftragen. „Natürlich existiert die Wohnung nicht und es wird auch keine Besichtigung stattfinden“, warnt Immowelt auf seinem Informationsportal.

• Das könnten Hinweise auf einen Betrug mit Fake-Firma sein

Früher enthielten die Mails der Betrüger oft zahlreiche Rechtschreibfehler. Allerdings hätten die Betrüger dazugelernt warnt immowelt.de. Auch englische Sprache sei nicht unbedingt ein Hinweis auf Betrug, Betrugsmails würden auch in – einwandfreiem – Deutsch verfasst.

Völlig unüblich seien auf dem deutschen Wohnungsmarkt allerdings Vorabkautionen. Und ein weiterer Warnhinweis sollte ein unrealistisch niedriger Preis sein. „Auch ein netter Investmentbanker aus London würde eine Luxuswohnung niemals weit unter Marktpreis vermieten“, warnt Immowelt.

Doppelter Fake mit Ferienwohnungen

• Das Vorgehen

Immowelt.de beschreibt diese Art von Betrug als neu und besonders perfide. Denn anders als beim Vorkassenbetrug bekommt der Interessent tatsächlich eine Wohnung zu sehen. Dabei gehen die Betrüger folgendermaßen vor: Sie mieten über Portale wie Airbnb möblierte Wohnungen an, die für eine kurze Zeit etwa als Ferienwohnungen zwischenvermietet werden.

Doch die Betrüger nutzen die Wohnung nicht für einen Urlaub, sondern inserieren die fremde Wohnung auf Immobilienportalen, vereinbaren mit Interessenten Besichtigungstermine, führen die Besucher mit einem vermeintlichen Markler durch die Räume – und sagen am Ende allen Interessenten zu. Dann werden sie aufgefordert, beispielsweise Kaution und eine Ablöse für die Küche zu zahlen. „Drei Monatsmieten und die Küchenablöse summieren sich schnell auf einen mittleren vierstelligen Betrag“, warnt Immowelt. Das Geld, heißt es auf der Internetseite, sei man los.

• Das könnten Hinweise auf den doppelten Betrug sein

Offenbar kann die Warnung nicht oft genug ausgesprochen werden: Bei seriösen Angeboten ist es absolut unüblich, dass Kautionen schon vor Mietbeginn gezahlt werden sollen. Wer bei einem attraktiven Wohnungsangebot zuschlagen möchte, sollte vorher prüfen, ob es den Makler wirklich gibt: Hat der Anbieter mehrere Wohnungen im Angebot? Hat er eine eigene Webseite? Ist im Impresseum die zuständige Aufsichtsbehörde angegeben? Die Zeit, solche Fragen zu klären, sollte man sich nehmen, rät das Portal Immowelt.

Kostenpflichtige Listen und Rechnungen für Besichtigungstermine

• Das Vorgehen

Seit einiger Zeit treiben sich unseriöse Makler auf dem Markt herum, die Wohnungen anbieten, mit deren Vermittlung sie gar nicht beauftragt sind“, warnt Immowelt. Meldet sich ein Interessent auf ein Inserat, behaupten die Makler, ausgerechnet diese Wohnung sei leider bereits vergeben. Dem Wohnungssuchenden bieten sie dann eine Liste mit weiteren Wohnungsangeboten oder Internetdatenbank-Zugänge an – kostenpflichtig. „Aktuell verlangen einige Betrüger von Mietinteressenten rund 200 Euro für diese kostenpflichtigen Listen oder Zugangsdaten“, heißt es auf der Serviceseite von Immowelt.

Die Listen und Datenbanken seien jedoch völlig wertlos. Es gehe den Firmen nicht darum, tatsächlich Wohnungen zu vermitteln. Zudem seien die Anzeigen in den Listen häufig einfach nur von anderen Anbietern kopiert und leicht frisiert, um Interessenten zu locken. Neben dem Vorkassenbetrug sei dies die aktuell gängigste Betrugsmasche.

• Das könnten Hinweise auf einen Betrugsversuch sein

Kostenpflichtige Listen, warnt Immowelt, seien immer ein Indiz für die Unseriosität eines Anbieters.

So schützen Wohnungsportale ihre Kunden vor Betrug

Die Wohnungsportale haben ein starkes Interesse daran, ihre Kunden vor Betrugsmaschen zu schützen. Neben den Serviceseiten im Internet, auf denen die Anbieter über unterschiedliche Betrugsmaschen warnen, ergreifen sie verschiedene Maßnahmen, um die Gefahr durch Betrüger zu minimieren.

So werden etwa technische Filter und spezielle Software eingesetzt, die bei bestimmten Parametereigenschaften zur Deaktivierung des Inserats führen. Zusätzlich werden Teams eingesetzt, die die Anzeigen scannen und bei Bedarf löschen. Bei ImmobilienScout24 stünden monatlich durchschnittlich 510.000 verschiedene Angebote auf dem Portal zur Verfügung, sagt Sprecherin May. Pro Woche würden bis zu 1000 Objekte bundesweit deaktiviert.

Darüber hinaus besteht für Nutzer aller Portale die Möglichkeit, Betrugsversuche oder unseriöse Inserate zu melden. „Bei bis zu 8000 neuen Anzeigen jeden Tag sind rein rechnerisch mehrere unseriöse Angebote dabei“, heißt es bei wg-gesucht auf Anfrage. Die Anzahl der Betrugsanzeigen variiere von Tag zu Tag stark. „Zwischen acht und 20 unseriöse Anzeigen werden täglich von unserem Filter nicht erkannt und müssen über die Nutzer gemeldet werden.“ Nach eigenen Angaben gelingt es wg-gesucht, die Anzeigen mit betrügerischem Inhalt auf dem Portal im Promillebereich zu halten.