Berlin. Party, Party, Party! Den Spaß nach dem Stress lassen sich Abiturienten immer mehr kosten. Der Trend zum Luxus freut Event-Agenturen.

Raus aus den Prüfungen, rein ins Leben: Nach dem Abitur lassen es gestresste Schüler richtig krachen. Wochenlanger Lernerei folgt die große Abisause. Reiseanbieter und Handel freuen sich über eine lukrative Zielgruppe: Die Generation „Abi mach’ ich nur einmal“ tendiert zum Luxus-Event – zur Freude eines neuen Wirtschaftszweiges.

„Es ist schon Wahnsinn, was da in den letzten Jahren passiert ist“, sagt Olaf Marsson, Geschäftsführer der Agentur Berlin Event. „Es ist eine richtige Industrie gewachsen.“ Das Auskosten des Abis, es dürfe etwas mehr kosten – zumal in der Regel Eltern oder Großeltern zahlen. Aktuelle Trends:

Die Fahrt

Strand, Städtetrip, Ferienhaus oder Finca – die Post-Prüfungs-Phase verlangt entspannte Orte. Beim Anbieter „Abi-Jam!“ zahlt ein Schüler in diesem Jahr im Schnitt 420 Euro für seine Abi­fahrt. 2003 waren es noch 250 Euro, wie Geschäftsführer Tim Vogler sagt. Die wachsende Nachfrage nach Flugreisen und höherwertigen Hotels mit All-inclusive-Service treibe die Preise in die Höhe. Besonders viel investierten Schüler aus Bayern und Baden-Württemberg.

Der Abschlussball

In der Turnhalle oder der Aula feiern, mit selbst gemachten Häppchen – die Zeiten sind vorbei. „Es geht immer mehr in Richtung Qualitätsbewusstsein“, sagt Olaf Marsson von Berlin Event. Zwischen 40 und 75 Euro zahlen Abiturienten bei seiner Agentur für eine Abiballkarte. Bei den teuersten Bällen, meist in Hotels, müsse alles stimmen: Feuerwerk, professionelle Künstler, Köche, Eistorte. „Es gibt immer mehr, die bereit sind, mehr zu zahlen.“ Wichtig nur: Es muss besser sein als beim Jahrgang zuvor. Und cooler als an der Nachbarschule. Da wächst natürlich der Druck, stilsicher aufzutreten. Die Modeanbieter freut’s.

Die passende Frisur

Das Friseurhandwerk reibt sich die Hände. „Super siehst du aus“, will die Abiturientin hören – und greift dafür tief in die Tasche. „Weil sie das Abi geschafft haben, bekommen es viele von den Eltern bezahlt, manchmal ist sogar die Mutter dabei“, sagt Friseur Michele Buscarello. Bis zu 220 Euro können junge Frauen in seinem Salon für ein großes Abiball-Styling ausgeben – inklusive Schminken.

Die Amikutsche

Bekannt aus Hollywoods Teeniefilmen, beliebt auch auf deutschen Straßen: Meterlange Schlitten mit Jugendlichen vor heruntergelassenen Scheiben, winkend, Sekt trinkend. Anbieter „Beverly Cars“ spricht die stolzen Eltern direkt an: „Schenken Sie Ihrem Kind das unvergessliche Gefühl, wie ein Star vor dem Festsaal vorzufahren und im Mittelpunkt seiner ehemaligen Mitschüler zu stehen.“ Kostenpunkt: ab 200 Euro für eine Stunde Fahrt mit Schampus, Softdrinks und rotem Teppich.

Das verrückte Shirt

Lustige Sprüche, Fotos vom Jahrgang: Bedruckte Shirts sind beliebt. Die Preise variieren je nach Qualität und Ökofaktor. Weiter im Angebot: Kapuzenpullis, Tassen, Abiunterwäsche.

Das Buch

Immer noch ein „Must-have“, doch hier sitzt der Euro nicht ganz so locker wie bei anderen Posten, weiß die Projektmanagerin von „A8 Druck- und Medienservice“: „Das Abibuch soll nicht teuer sein – das kann man ja nicht anziehen.“ Obergrenze: um die 40 Euro. (bra/dpa)