Hamburg. Am Sonntag findet der Tag des Fertigbaus bundesweit statt. Wir zeigen, worauf Käufer bei Häusern dieser Bauweise achten sollten.

Viele Bauinteressierte werden an diesem Wochenende ins Staunen und Träumen kommen, denn am 24. April findet der „Tag des deutschen Fertigbaus“ statt. Perfekt eingerichtete und technisch hochwertig ausgestattete Musterhäuser sind dann kostenlos zu sehen. Zum Beispiel in der „FertighausWelt“ Hannover-Langenhagen, dort sind es 16 Häuser. Stolz verweist der Bund Deutscher Fertigbau BDF darauf, dass die Holzfertigbauweise ihren Marktanteil immer mehr ausbauen kann. Allein im vergangenen Jahr habe der Anstieg mit nahezu 18.000 neu genehmigten Häusern gegenüber dem Vorjahr 13,4 Prozent betragen. „Damit wuchs die Bauweise stärker als der Gesamtmarkt, der ein Plus von 7,8 Prozent verzeichnet“, heißt es beim BDF.

Noch immer gibt es jedoch starke regionale Unterschiede: Während der Süden Deutschlands traditionell der Holzbauweise gegenüber offen ist, wird in Norddeutschland traditionell eher Stein auf Stein und mit Klinkerfassade gebaut. „Aufgrund des guten Raumklimas werden aber auch im Norden Häuser in Holztafelbauweise immer stärker nachgefragt“, heißt es bei Luxhaus. Das Fertighausunternehmen ist in Hannover und München mit bewusst gegensätzlich gestalteten Musterhäusern vertreten. Florian Becker, Geschäftsführer beim Bauherren-Schutzbund BSB, geht zwar davon aus, dass Vorbehalte im Norden gegenüber der Bauweise weiter eine Rolle spielen, fügt aber ergänzend hinzu: „Den Verbrauchern ist zunehmend bewusst, dass Fertighäuser keine ,Billigvariante eines Hauses‘ sind, auch technisch gesehen.“

Energieeffizienz serienmäßig

Tatsächlich werben viele Mitglieder des BDF damit, dass sie mittlerweile serienmäßig nur noch Häuser im KfW-Effizienzhaus 40-Standard anbieten. Nach oben geht natürlich mehr. So bietet Hersteller Rensch Haus aus Kalbach aktuell ein Aktionspaket an, das den Neubau auf das noch energieeffizientere und besser geförderte KfW-Effizienzhaus 40 Plus bringt. Und Ökohaus-Pionier Baufritz wirbt damit, dass sich das Unternehmen mittlerweile auch zu einem weltweit anerkannten Gesundheitsspezialisten in der Baubranche entwickelt hat. Der Hersteller aus dem Allgäu bietet aktuell gesundheitsgeprüfte Bio-Designhäuser ab 2500 Euro pro Quadratmeter an. Für Marketingleiter Dietmar Spitz ist es nur eine Frage der Zeit, „dass in Zukunft noch mehr Hausbauinteressenten einen Fertighausentwurf als ihr Traumhaus entdecken“.

Alles perfekt, also? „Nicht ganz, wir raten auch Käufern von Fertighäusern, im Gegenüber zunächst weniger den Vertragspartner als den Vertragsgegner zu sehen“, sagt Eva Reinhold-Postina von Verband Privater Bauherren VPB. Insbesondere sollte man den Begriff „schlüsselfertig“ hinterfragen, denn immer noch könnten Anbieter ihre Bau- und Leistungsbeschreibungen weitgehend selbst gestalten, so die Expertin. Da sei es wichtig, dass Käufer alles überpürften, was ihnen vorgelegt werde und exakt schriftlich aushandelten, was sie für ihr Geld bekommen.

Individuell auf die Nutzer zugeschnitten

Skepsis sei auch bei den Paketen ratsam, die manche Firmen für hoch energieeffiziente Häuser anbieten. „Wir beobachten, dass manches Paket leicht überdimensioniert ausfällt“, sagt Reinhold-Postina. Christoph Wind­scheif vom BDF mag das so nicht stehen lassen: „In den Beratungsgesprächen werden den Kunden diverse Ausstattungspakete angeboten, mit denen ein Haus individuell auf das jeweilige Budget und die Wohnbedürfnisse zugeschnitten werden kann.“ Dies sei auch der Grund, weshalb man Fertighäuser nicht mehr als Häuser von der Stange bezeichnen könne. „Sie werden zu 75 Prozent nach den Wünschen der Bauherren errichtet.“ Wer bei den Planungen seines Hauses unabhängigen Rat wolle, könne den natürlich einholen. „Solche Experten kosten nicht viel“, sagt Reinhold-Postina. Für etwa 100 Euro Stundenlohn habe man einen unabhängigen Profi an der Seite, der den Vertrag auf das Genaueste überprüfe und im Idealfall auch den Bauablauf begleite. „Auch wenn Fertighausanbieter gern betonen, alles komme aus einer Hand und man könnte auf ein erfahrenes Bauteam setzen, sollte man sich fragen: Und wer kontrolliert die Hand?“

Immer wieder missverstanden werde auch der Begriff „bauseits“: „Er bedeutet, was Bauherren zu leisten haben und nicht, wie irrtümlich angenommen, was Baufirmen zu tun haben.“ Misslich also, wenn sich die Bauherren um den Baustrom kümmern müssen und der ist am Tag X nicht da. „Das kann teuer werden. Und das ist nur einer von vielen Punkten, die Baulaien nicht wissen und vorhersehen können“, sagt die VPB-Sprecherin.

Witterungsunabhängige Planung des Baus möglich

Welche Bauweise nun besser oder schlechter ist – der Massivbau oder die Fertigbauweise – mag Florian Becker vom BSB nicht pauschal einschätzen. Wichtig sei jedenfalls, dass die Fertigbauteile auf der Baustelle trocken verbaut werden und bei der Lagerung vor Ort gegen Schlagregen geschützt sind. Hintergrund: Beim Fertigbau kommen in den Werkshallen vormontierte und bereits gedämmte Holzwerkstoffplatten zum Einsatz. Der große Vorteil gegenüber der Massivbauweise: Häuser dieses Bautyps sind deswegen witterungsunabhängig planbar. Sie können außerdem binnen weniger Tage, manchmal sogar binnen eines Tages aufgestellt werden. Das spart Kosten und Zeit – und macht die Baufinanzierung planbarer.

Andererseits wird Massivhäusern nachgesagt, sie seien robuster, unempfindlicher und langlebiger als Fertigbauten: Während man bei Massivhäusern von einer Nutzungsdauer von 100 Jahren und mehr ausgeht, sind es bei Fertighäusern je nach Ausführung 70 bis 80 Jahre. Das kann Auswirkungen auf den Wiederverkaufswert haben. „Das gilt aber mehr für ältere Fertighäuser, die oft Probleme mit der starren Baukonstruktion haben und bei denen Eingriffe unverhältnismäßig hohe Kosten nach sich ziehen“, sagt Rainer Christian Rudolf von der Wüstenrot & Württembergische auf Nachfrage.