Hamburg. Familie Steudten regelt alle Abläufe in ihrem Eigenheim über ein komplett vernetztes, in sich schlüssiges und zuverlässiges BUS-System.

Der Raum ist erfüllt von Musik, wo kommt sie her? „Dank eingebauter Deckenlautsprecher im Haus umgeben uns unsere Lieblingsstücke vom iPhone oder Tablett überall“, sagt Dietmar Steudten. Vor fünf Jahren hat er sich ein Smart-Home-System einbauen lassen. Die Anlage regelt vom Licht über die Heizung und Rollläden alles – bis hin zur Alarmanlage.

„Der Begriff Smart Home ist nicht eindeutig definiert. Für die einen ist es schon die Funksteckdose aus dem Baumarkt, für die anderen sind es komplexe vernetzte Systeme, die autark laufen“, sagt Malte Stienen, Beratung SmartHome + SmartSolutions bei der Q-Data Service. Eine wichtige Voraussetzung sei aber immer, dass angesprochene Geräte auch antworten, damit eine Reaktion zuverlässig überprüft werden könne. Bei günstigen Funksteckdosen sei das nicht der Fall.

Sollen Gebäudefunktionen umfassend automatisiert werden, sind grundsätzlich zwei Wege möglich: Die feste Verkabelung mit einem sogenannten BUS-System, etwa KNX, oder eine funkbasierte Lösung wie eNet vom Hersteller Gira oder das amerikanische System infiNET EX von Crestron. Es handelt sich dabei um klassische Elek­trikersysteme, die man nicht in Eigenregie montieren kann.

Nachrüstsysteme durchaus sinnvoll

Zunehmende Konjunktur haben Baumarktlösungen, die allerdings nur beschränkte Möglichkeiten bieten. „Einen Lichtschalter fest einzubauen, das ist nur Elektrikern erlaubt“, betont Stienen. Solche Nachrüstsysteme bestünden meist aus Zwischensteckern und aufgeklebten Wandschaltern – halt all das, was man als Kunde selber machen dürfe. Trotzdem findet Stienen diese Lösungen durchaus sinnvoll, sofern nur Teilaspekte automatisiert werden sollen. So lässt sich Licht sehr gut mittels Philips Hue oder Osram Lighti­fy steuern, Heizkörper und Alarmfunktionen besser per Qivicon-System, wie es unter anderem von RWE oder Telekom angeboten wird.

„Wenn im Rahmen einer Renovierung ohnehin Wände, Fußböden und Elektrik angefasst werden, sollte man neben Funklösungen auch die Installation eines professionellen BUS-Systems prüfen“, so Stienen. Gute Beratung und Planung sei dabei sehr wichtig. Die Mehrkosten gegenüber einer konventionellen Verkabelung lägen etwa bei 30 Prozent. Dazu komme dann allerdings noch die Hardware. Für die Automatisierung eines 70er-Jahre-Bungalows mit Licht, Beschattung, Heizung und Multimedia lägen die Kosten zwischen 25.000 und 35.000 Euro. Ein Verzicht auf Multimedia spare rund 10.000 Euro.

Im Gegenzug bekommt man ein komplett vernetztes, in sich schlüssiges und zuverlässiges System. Der große Vorteil: Alles lässt sich über einen Touchscreen oder per App steuern. Diesen Komfort genießen auch die Steudtens. „Ich bin zwar Techniker und habe schon deshalb keine Schwierigkeiten, aber auch meine Frau kommt gut damit klar. Auch wenn wir mal das Smartphone wechseln, ist das kein Problem“, sagt Dietmar Steudten. „Außerdem können wir alle Funktionen auch per Wandschalter bedienen. Das einzige Problem ist, dass man dafür aufstehen muss.“

Verschiedene Insellösungen sind unpraktisch

Von Systemen, die sich nur mithilfe vieler Apps steuern lassen – sie resultieren aus verschiedenen Insellösungen – raten Experten ab. „Das ist dann nicht mehr smart, sondern nur noch anstrengend“, sagt Stienen. Überdies sinkt die Bereitschaft, sich mit Technik auseinanderzusetzen, mit zunehmendem Alter. Das zeigt eine aktuelle Analyse der Hamburger Statista GmbH: Danach finden vor allem die 16–29 Jährigen das Thema Smart Home interessant, während das geringste Interesse in der Gruppe der 50–69-Jährigen mit wenig Einkommen herrscht.

Immerhin nutzen laut Studie bereits circa 536.000 Haushalte irgendeine Art von Smart-Home-Applikation hierzulande (Plattform- oder Insellösung). Die Experten am Johannes-Brahms-Platz prognostizieren vor allem eine steigende Nachfrage im Low­Price-Segment. Sie raten Herstellern, Angebote für dieses Segment zu entwickeln, die sich auch einfach in Mietwohnungen installieren lassen und nicht überteuert sind. Gemeint sind nachrüstbare Plug­-and­-Play-Pakete mit offenen Schnittstellen, sodass eine herstellerübergreifende Integration möglich ist. Denn dieses Problem wird sich so schnell nicht lösen lassen: „Ein einheitlicher Standard zeichnet sich momentan noch nicht ab“, heißt es.

Die Sorge vieler Bundesbürger vor einem verminderten Datenschutz halten Experten indessen zumindest bei Profisystemen für unbegründet. Der zentrale Steuerungsserver sei Teil der Anlage, Daten würden damit nicht außerhalb des Haues gelagert, argumentieren sie. Steudtens jedenfalls bereuen ihre Investition nicht. „Dank eingebundener Kameras können wir auch auf Reisen sehen, was im Haus los ist.“ Außerdem macht es ihnen Freude, zu sehen, wie ihr schlaues Haus Gäste und Freunde immer wieder beeindruckt. „Wenn alles wie von Zauberhand geschieht, versetzt das viele in Staunen.“

• Weitere Informationen unter folgenden Adressen:Im Gegensatz zu einer Vollausstattung ist hier eher damit zu rechnen, dass

• www.knx.de/knx-de

• www.crestron.com

• www.gira.de

• www.qivicon.com