Berlin. Kaffeekapseln sind immer noch beliebt, doch auch von Umweltschützern viel kritisiert. Ein Hersteller kündigt Weiterentwicklungen an.

Sie gelten als schicke und vor allem praktischere Alternative zum Filter: Kaffeekapseln. Drei Milliarden davon kaufen die Deutschen jährlich, allein 2015 wuchs der Umsatz um mehr als 17 Prozent. Dabei fällt auch reichlich Müll an. Einige Kaffeehändler setzten jetzt auf Kunststoffbehälter, die weniger Müll produzieren sollen. Umweltschützer sind skeptisch.

Aluminium beherrscht den Markt

Vor einer Woche stellte Tchibo sein neuestes Kaffeesystem vor. Mit dabei: kleine, nach Angaben des Herstellers umweltfreundliche und zu 100 Prozent recycelbare Kunststoffwürfel. Das Novum: Die Behälter der anderen Tchibo-Linien und auch einiger Konkurrenzhersteller setzen auf Plastikdöschen mit Aludeckel oder -beschichtung. Die zwei verschiedenen Materialien erschweren das Recycling. Die Neuentwicklung soll es richten.

Umweltschützer sehen darin keine Lösung des Problems. „Man hat ein sehr kleines Produkt mit sehr viel Müll“, sagt Philipp Sommer, Experte für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe. Er bezweifelt, dass der Kapselmüll gut zu recyceln ist – ganz gleich aus welchen Stoffen. Eine Umweltbilanz, die einen der beiden als besser ausweist, gibt es bislang nicht. Die Herstellung von Aluminium ist deutlich teurer, verbraucht mehr Ressourcen und verursacht auch mehr umweltschädliche Nebenprodukte. Dafür liegt die Recyclingquote für Kunststoffabfälle aus Privathaushalten hierzulande deutlich unter denen von Aluminium.

Weil das Metall das Aroma angeblich besser erhält, verwenden die meisten Hersteller Aluminium für ihre Kapseln. 66.000 Tonnen aluminiumhaltiger Verpackungen fallen in deutschen Haushalten jährlich an. Laut Dualer System Holding, besser bekannt unter dem Namen „Grüner Punkt“, lassen sich die Kapseln aus Aluminium „hervorragend recyceln“.

Eigentlich keine Verpackung

Dabei gelten die kleinen Behälter – unabhängig vom Material – aufgrund der Kaffeereste streng genommen gar nicht als Verpackung und dürften nicht in die Gelbe Tonne wandern. Sie müssten wie Teebeutel in den Hausmüll. Hersteller können jedoch eine Lizenz erwerben, mit der sie die Entsorgung der leeren Kapseln freiwillig zahlen. Marktführer Nespresso hat das bereits getan und auch Aldi Süd und Jacobs erklären im Internet, dass ihre Produkte in der gelben Tonne entsorgt werden können. Norbert Völl von der Dualen System Holding rät anderen Anbietern, nachzuziehen: „Die Industrie muss Verantwortung für die Entsorgung ihrer Produkte übernehmen.“ Und sie müssten andere Verpackungssysteme entwickeln, ergänzt Sommer. Die unnötige Flut immer kleinerer Verpackungen ließe sich nur stoppen, wenn Materialverschwendung besonders teuer wird. Deshalb plädiert er dafür, eine Ressourcensteuer einzuführen.

Auch Peter Meiwald, Sprecher für Umweltpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion, sieht das Recycling nicht als umweltfreundlichste Lösung: „Technisch kann man die Grundstoffe wiederverwerten, aber die Erfahrung lehrt, das meiste landet am Ende des Tages in der Verbrennung.“ Er fordert die Hersteller auf, neue Ideen zu entwickeln, etwa nachfüllbare Systeme oder eine Pfandabgabe. Meiwald: „Wenn das nicht greift, muss man überlegen, über das neue Wertstoffgesetz eine Lösung zu finden.“