Berlin. Fertig gemixte Obstsalate versprechen den leckeren Vitamin-Snack für zwischendurch. Ein neuer Test dämpft den Appetit nun erheblich.

Auf dem Weg ins Büro in der Bahn noch schnell mit einer Extraportion Obst den Vitaminhaushalt auffüllen – da kommt der Obstsalat „to go“ am Bahnhof oder im Supermarkt an der Ecke gerade recht. Die Plastikgabel wird auch gleich mitgeliefert, praktischer könnte der gesunde Snack gar nicht sein. Denkt man.

Doch das Magazin „Öko-Test“ warnt nun die Verbraucher: Von zwölf geprüften Produkten schnitten gerade einmal drei „sehr gut“ ab. Und: Zwei der Proben seien so verdorben gewesen, dass die Öko-Tester sie lieber gar nicht mehr probieren wollten.

• Was bedeutet „frisch?

Die Läden, die täglich „frisches Obst“ anpreisen, sind mittlerweile an jedem Bahnhof zu finden. Doch ist die Ware wirklich „frisch“? „Nein“, lautet das Öko-Test-Urteil. Mit dem Schälen und Schnippeln beginne „die Verkeimung“ und somit ein Wettlauf mit der Zeit: „Die Hersteller garantieren oft vier Tage Haltbarkeit, während der sich die Keime vermehren, insbesondere wenn die Salate nicht durchgehend gut genug gekühlt werden. Und wenn ein Salat vier Tage lang stand, kann er nicht mehr so frisch sein wie ein selbst gemachter.“

• Worauf sollte man achten?

Das Magazin rät: Sollte der Obstsalat nicht gekühlt angeboten werden, „lassen Sie besser die Finger von dem Becher.“ Ein Zeichen für mangelnde Frische: Wenn sich unten im Becher schon viel Flüssigkeit gesammelt hat, stehe er bereits länger. Wenn die Flüssigkeit sogar Blasen wirft, sei das „ein Zeichen für den beginnenden Verderb“. Besonders schnell verderben demnach Früchte mit einem geringen Säuregehalt: Melonen zum Beispiel, die in fast jedem der von „ Öko-Test“ untersuchten Becher steckten.

• Sind die Obstsalate genauso gesund wie Frischobst?

Auch hier kommt von den Testern ein klares „Nein“. Denn: Obst verliere Vitamine, wenn es älter und aufgeschnitten gelagert werde. „Durch das Aufschneiden ist das Obstinnere nicht mehr vor Luft und Licht geschützt“, erklärt die Ökotrophologin Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Verloren gehen „insbesondere Vitamin C, aber auch wichtige B-Vitamine wie Folat oder B6“, so Restemeyer.

• Was ergab der Obstsalat-Test im Einzelnen?

Von Note „sehr gut“ bis „ungenügend“ ist alles dabei: „Empfehlen können wir immerhin sieben der getesteten Obstsalate“, heißt es. Besonders gut abgeschnitten haben die Fresh for You Bunte Obstmischung von Real, Havita Tutti Frutti von Karstadt und der Rewe Exotische Obstsalat.

Am anderen Ende der Tabelle, also ungenügend: Kaiser’s Feigensalat und Coffee Fellows Refreshing Area. Von „refreshing“ könne bei beiden keine Rede sein, so die Tester: Je eine der insgesamt drei sensorisch untersuchten Chargen sei so verdorben gewesen, „dass die geschulten Sensoriker sie nach der Geruchsprüfung gar nicht mehr probieren wollten“. Außerdem seien die Becher einer Charge von Coffee Fellows nur zur Hälfte gefüllt gewesen, noch dazu mit auffällig viel Flüssigkeit. Da kann das Urteil nur noch „ungenügend“ lauten.

• Wie sieht es mit Keimbefall aus?

Ein einziger Obstsalat (Fresh for You Bunte Obstmischung von Real) überschritt Öko-Test zufolge in keiner der drei untersuchten Chargen einen der Richtwerte der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM). Alle anderen überschritten demnach in einer oder mehreren Chargen einen oder mehrere dieser Richtwerte, die es unter anderem für Hefen, Schimmelpilze und Enterobakterien gibt. Der Warnwert der DGHM liegt für Enterobakterien zehn Mal höher als der Richtwert – und selbst diesen überschreiten einige Proben von Coffee Fellows und Kaiser’s.

Unter Enterobakterien fasst man eine Vielzahl von Bakterien zusammen, von denen viele typische Darmbewohner sind. Eine hohe Belastung mit diesen Keimen kann bei empfindlichen Menschen zu Beschwerden im Magen-Darm-Bereich führen. Andere gesundheitsgefährdende Keime wie E.coli, Listerien oder Salmonellen habe das Labor nicht gefunden, heißt es.

• Wurde chemische Behandlung nachgewiesen?

Spuren von Pestiziden fand das Labor in zehn von zwölf Salaten. Dreimal führte das zu Abwertungen, weil es fünf oder mehr Spuren waren. Pestizidfunde kann man nie als erfreulich werten, heißt es bei Öko-Test – „aber angesichts der Vielfalt der Früchte hätten wir mit mehr verschiedenen Pflanzengiften gerechnet“.

• Und wie steht es um den Geschmack?

Nicht gerade gut. So griffen die Sensoriker sogar zur „Höchststrafe“ für getestete Produkte: „Nicht geprüft“. Diese Entscheidung treffen die geschulten Experten nur dann, wenn Geruch oder Aussehen bereits klar zu erkennen geben, dass das Produkt verdorben ist. „Alkoholisch, abweichend, gärig, verdorben“ oder „deutlich essigsäuerlich“ hieß das Geruchsurteil in je einer Charge von Coffee Fellows Refreshing Area beziehungsweise dem Feigensalat von Kaiser’s. Einer der Becher von Coffee Fellows war zudem nur halb gefüllt und schon beim Einkauf voller Flüssigkeit.

• Das Auge isst mit...

Auch der optische Eindruck einer anderen Coffee-Fellows-Charge schreckte ab: „Wassermelone kräftig matschig, Ananas weich und weiß verfärbt, Weintrauben mit geplatzter Schale“, beschreiben die Sensoriker. Da verging den Testern der Appetit. Erfreulich: Ansonsten bemängelten die Prüfer nur in einer Charge des Edeka Deli Früchtemix Fruchtig Exotisch eine leicht gärige Ananas. „Sehr leichte“ Abweichungen führten nicht zur Abwertung.

•Und die Alternative?

Selbst schälen und schnibbeln ist besser, sagen die Tester. Und es dauere gar nicht so lange: Zwei Bananen, einen Apfel, eine halbe Melone und Trauben zum Salat bereiten – in 4,41 Minuten waren die Prüfer mit dem selbst bereiteten Obstsalat fertig. Eine Aufwand, der lohne. Auch finanziell. Für die eigenhändig zubereitete 250-Gramm-Portion kommt das Magazin auf gerade einmal 96 Cent. Einer der fertigen Becher koste in der Regel „doppelt oder dreimal so viel“. Für das Geld könne man sich „locker auch Obst aus ökologischem Anbau leisten“.