Essen. Farbenpracht und Aussehen sind nicht alles beim Kauf einer Zimmerpflanze. Wir erklären, wie Sie das passende Gewächs für Daheim finden.

Ein grauer Samstagnachmittag, Wochenendeinkauf, neben der Kasse plötzlich ein grünes Leuchten: bunte Topfblumen – da schlagen wir zu. Frühlingsgefühle für 1,79 Euro. Doch bei so einem Impulsivkauf kann auch einiges falsch laufen, weiß Jürgen Herrmannsdörfer, Vorstandsmitglied des Fachverbandes Raumbegrünung und Hydrokultur im Zentralverband Gartenbau.

Beim Fachmann kaufen

Dass der Gärtnermeister davon abrät, Zimmerpflanzen im Supermarkt zu kaufen, scheint naheliegend. Doch er kann diese Haltung begründen: Vielen der dort angebotenen Pflanzen mangele es an Qualität, „sie werden unter fabrikmäßigen Bedingungen schnell hochgezüchtet“. Außerdem würden sie meist auf viel zu engem Raum, oft im zugigen Eingangs- oder Kassenbereich stehen und kaum bis gar nicht versorgt. „Das ist Stress für die Pflanzen, sie leiden innerlich“, sagt Herrmannsdörfer. Auch der Weg von der Kasse durch die winterliche Kälte zum Auto setzt empfindlichen Arten zu. Ein Experte würde darauf hinweisen, so Herrmannsdörfer, und gegebenenfalls auch für eine warme Verpackung sorgen.

Richte Pflanze, richtiger Ort

„Häufig wird eine Zimmerpflanze nur der Optik wegen gekauft“, sagt Jürgen Herrmannsdörfer. Doch eine Pflanze zu kaufen, ohne ihre Bedürfnisse zu kennen und zu berücksichtigen, hält er für einen Fehler. Wer möchte, dass Orchidee, Ficus und Co. lange leben und dabei auch noch hübsch ausschauen, sollte sich also beraten lassen.

Manche Pflanzen brauchen beispielsweise sehr viel Licht, wie etwa Kroton, Kaffeebaum, Euphorbien oder Kakteen, die sich nur bei mehr als 4300 Lux wohlfühlen. Ob das eigene Wohnzimmer ihren Anforderungen genügt, kann man mit speziellen Lichtmessgeräten herausfinden, die einige Gärtnereien auch verleihen. Auch der Standort ist wesentlich, denn selbst der hellste Raum kann dunkle Ecken haben. Die passenden Arten fühlen sich damit wohl, sie sind schon mit 500 bis 800 Lux zufrieden, beispielsweise Efeutute, Kentia-Palme oder Dracena Fragrans, eine Drachenbaumart.

Übrigens: Die Fensterbank ist nicht immer der ideale Stellplatz – auch nicht für lichtbedürftige Pflanzen. Denn darunter liegen oft Heizkörper, die der Pflanze mit ihrer warmen, trockenen Luft Stress bereiten und Spinnmilbenbefall fördern. Wenn das Fenster wiederum zum Lüften geöffnet wird, friert die Pflanze. Am besten stellt man sie dann kurzzeitig woanders ab, rät der Experte, um ihr wenigstens die Zugluft zu ersparen.

Gleiches gilt für den Standort vor der Terrassentür, wobei hier noch ein zu kühler, bei Fußbodenheizung ein zu warmer Boden hinzukommen können. Gerade kleine Exemplare sollten daher nie direkt am Boden, sondern leicht erhöht stehen. Die ideale Zimmertemperatur liegt für die meisten Pflanzen zwischen 18 und 22 Grad. Für kältere Räume eignen sich beispielsweise die Yucca-Palme oder das Dickblatt. Auch die Luftfeuchtigkeit sollte in die Auswahl miteinbezogen werden. Farne und Orchideen brauchen feuchte Räume, die Kentia-Palme kommt mit einer Luftfeuchte von nur 30 Prozent gut klar.

Artgerechte Pflege

Hat man schließlich die Pflanze ausgewählt, die zum Licht-, Wärme- und Luftfeuchtigkeitsangebot am gewünschten Standort passt, sind noch immer einige Dinge zu beachten. Das Gießen zum Beispiel. Stehende Nässe macht fast allen Arten zu schaffen – daher solle man auch lieber von oben gießen und nicht in einen Untersetzer hinein. „Am besten ist eine permanente Grundfeuchte“, sagt Herrmannsdörfer, „das können Pflanzen besser verkraften als ständiges Austrocknen“.

Natürlich kann man beim Kauf auf eher anspruchslose Sorten setzen, die wie der Bogenhanf oder das Dickblatt nur wenig Wasser benötigen, doch je häufiger man Pflanzen gießen müsse, desto besser ist das für die Luftfeuchtigkeit im Raum. „Denn sie brauchen vom Gießwasser nur fünf Prozent für sich selbst – 95 Prozent geben sie an die Raumluft ab“, sagt Herrmannsdörfer. Wer dem eigenen grünen Daumen nicht vertraut, dem empfiehlt der Gärtnermeister eine Hydrokultur, da diese den Wasserstand anzeigt, wodurch auf einen Blick zu erkennen ist, wann gegossen werden muss.

Wichtig ist außerdem bedarfsgerechtes Düngen und regelmäßiges Abstauben, denn gerade im Winter wird die Photosynthese durch die Staubschicht sehr empfindlich eingeschränkt, wie Herrmannsdörfer erklärt. Und dann wäre da noch das Drehen: Pflanzen wachsen zum Licht hin, etwa einmal in 14 Tagen sollten sie daher entsprechend gedreht werden, um sich gleichmäßig und gesund entwickeln zu können.