Berlin. Der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat angekündgit Haushaltshilfen zu entwickeln. Etliche elektronische Assistenten gibt es bereits.

Man stelle sich vor, das Haus würde aufs Wort gehorchen: Ein „Licht an” oder ein „Koch’ mir eine Tasse Kaffee” würde genügen, damit all das tatsächlich passiert. Vielmehr noch – das Haus würde sogar mitdenken und automatisch guten Freunden die Tür öffnen, wenn sie klingeln oder darüber informieren, wenn fremde Personen um das Zuhause herumschleichen. Eine Zukunftsvision?

Nicht mehr lange, wenn es nach Facebook-Gründer Mark Zuckerberg geht. Der verkündete per Neujahrsposting, dass er sich für 2016 die Entwicklung eines digitalen Assistenten für sein Haus vorgenommen habe. Eine „einfache künstliche Intelligenz”, die sein Haus betreue und ihn bei seiner Arbeit unterstütze. „Ihr könnt Euch das vorstellen wie Jarvis in Iron Man”, bezog er sich auf einen Hollywood-Film. Zuerst wolle Zuckerberg sich einen Überblick zu bereits vorhandenen Technologien verschaffen und dann seiner künstlichen Intelligenz beibringen, seiner Stimme zu gehorchen um alles, „Musik, Licht, Temperatur und so weiter”, zu kontrollieren.

Der Plan des IT-Milliardärs ist nicht vermessen. Eine zentrale Kontrolleinheit, die sich mühelos via natürlicher Sprache steuern lässt, die auf alles zugreifen kann und am besten noch „mitdenkt” fehlt zwar noch, aber vieles lässt sich im Haus bereits heute digital steuern, manchmal sogar per Sprache; anderes steht kurz vor der Serienreife. Ein Überblick:

Beleuchtung

Smarte Beleuchtung ist bereits im Breitenmarkt angekommen: Große Hersteller wie Philips oder Osram bieten mit „Hue” oder „Lightify” schon recht ausgereifte Lösungen, um das Licht zuhause komplett per Smartphone zu steuern. Die Lampen selbst lassen sich in Standard-Fassungen einschrauben und sind per Wlan mit einer Basisstation verbunden. Mit Smartphone-App können Nutzer das Licht meist nicht nur an- und ausschalten, sondern oft auch dimmen oder in der Farbe verändern. Wer seine ganze Wohnung mit den schlauen Leuchten ausstatten möchte, muss aber tief in die Tasche greifen: Eine Birne kostet zwischen 20 und 50 Euro.

Fenster und Türen

Schon heute zahlreich am Markt vertreten sind auch Tür- und Fensterkontakte. Sie ermitteln, ob ein Fenster offen steht oder schlagen via Smartphone Alarm, wenn die Haustür in Abwesenheit geöffnet wird. Digitale Türschlösser ermöglichen darüber hinaus den Zutritt ohne Schlüssel. Besuchern kann so ein virtueller Haustürschlüssel überreicht werden, der nach einer wählbaren Zeit unbrauchbar wird. Darüber hinaus lassen sich Rollläden fernsteuern, vereinzelt gibt es auch digitale Mechanismen, um Fenster zu schließen.

Sensoren und Kameras

Bewegungsmelder gehören zu vielen Smarthome-Paketen dazu, oft aktivieren sie eine zusätzliche Kamera, die live Bilder aus dem eigenen Heim durchs Internet auf das Smartphone des besorgten Bewohners schicken können. Vernetzte Rauchmelder schlagen bei Feuer Alarm, Wassersensoren melden, wenn eine defekte Geschirrspülmaschine die Küche überflutet.

Energie und Heizung

Auch Strom- und Gaszähler gibt es mittlerweile in digitaler Ausführung. Die Geräte sollen sogar selbstständig günstige Tarife wählen können. Der Einbau sogenannter Smartmeter wird in Zukunft für viele Haushalte Pflicht, ihr Nutzen aber ist umstritten. Hilfreicher sind da smarte Thermostate. Wer sie an Heizkörpern anbringt, kann diese fernsteuern oder – in Kombination mit Fensterkontakten – dafür sorgen, dass die Heizung automatisch gedrosselt wird, sobald man ein Zimmer lüftet.

Haushaltsgeräte

Im Wohnzimmer sind bereits heute viele Geräte mit dem Netz verbunden und potenziell in eine Heimsteuerung einbindbar. Nun kommen verstärkt Küchen- und Haushaltsgeräte dazu: 2015 stellte Siemens zum Beispiel einen Kaffeevollautomaten vor, der per Smartphone Getränkebestellungen entgegennimmt. Und einen Kühlschrank, der vor jedem Schließen der Tür den Inhalt fotografiert und das Bild verschickt. Der Besitzer kann beim Einkaufen also mit einem Blick aufs Smartphone sehen, was noch im Kühlschrank ist und was nicht.

US-Hersteller Whirlpool wird auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas ab Mittwoch außerdem Wasch- und Geschirrspülmaschinen zeigen, die selbst errechnen, wann neues Waschmittel nötig ist, um dann eine Bestellung beim Online-Händler Amazon veranlassen zu können. Außerdem erfahren Wäschetrockner und Waschmaschine über andere Smart-Home-Geräte, wann der Nutzer nicht zuhause ist. Entsprechend können sie den Flüsterbetrieb deaktivieren oder die Wäsche so lange knitterfrei halten, bis der Nutzer wieder in der Wohnung ist und seine Kleidung in den Schrank sortiert.

Reinigung und Gartenpflege

Staubsauger-Roboter gibt es schon seit Jahren – bis vor kurzem waren sie aber nicht vernetzt, sondern werkelten offline vor sich hin. Mittlerweile lassen sich auch die kleinen Saugroboter via Internet an die Arbeit schicken. In Zukunft dürften diese Geräte von einer Smart-Home-Integration deutlich profitieren, etwa indem oft betretene Bereiche häufiger gereinigt werden. Ähnliches wäre auch für Rasenmäh-Roboter denkbar.

Digitale Heim-Assistenten

Die große Herausforderung wird darin bestehen, all diese Einzel-Komponenten, die oft auch nicht die selbe „Sprache“ sprechen, mit einem Assistenzsystem zu verbinden. Denn erst, wenn aus dem Zusammenspiel der einzelnen Informationen sinnvolle Schlüsse gezogen werden, wird aus dem digitalisierten auch ein smartes Heim. Gerade diese „künstliche Intelligenz“ stellt die Entwickler aktuell noch vor Probleme.

Ferne Zukunftsmusik sind Zuckerbergs Pläne für eine intelligente Haussteuerung aber trotzdem nicht: Viele Verbraucher nämlich kennen das Konzept der digitalen Assistenten bereits vom Handy oder Computer. Siri, Google Now oder Microsofts Cortana sind genau das: Programme, die Sprachbefehle erkennen und umsetzen können. Schon jetzt versuchen sie, die Wünsche des Benutzers zu erahnen: Google Now etwa mahnt zum frühzeitigen Aufbruch, wenn es einen Stau auf dem Weg zum geplanten Termin erkennt, Apples Siri versucht immer die passende App zur Lebenslage anzubieten und richtet sich dabei nach Nutzungsgewohnheiten und dem Standort des Nutzers.

Solche „smarten” Funktionen ließen sich mit vergleichsweise geringem Aufwand auch auf ein voll automatisiertes Haus übertragen: Meldet etwa der Wetterbericht Regen für den Nachmittag, könnte die Heimsteuerung selbstständig den Rasensprenger abschalten und die Dachfenster schließen - technisch versierte Hausbewohner können so etwas bereits heute einrichten. Aber die Zentralsteuerung fehlt - noch.

Apple hat mit „Home-Kit” bereits eine erste Brücke zwischen Smartphone und Heimautomation geschlagen. Wer kompatible Geräte besitzt, kann per Sprachsteuerung bereits das Licht kontrollieren, die Temperatur regeln oder einzelne Geräte an oder ausschalten. Google arbeitet mit „Weave” und „Brillo” gleich an einer kompletten technischen Infrastruktur für das sogenannt „Internet der Dinge”, also all die smarten Geräte, die sich mit einem Netzwerk oder dem Internet verbinden können. Gut möglich also, dass Apple und Google Mark Zuckerberg mit einer serienreifen, massenkompatiblen Lösung zuvor kommen.