Mannheim.

Etwa 100.000 Fehlsichtige in Deutschland lassen sich pro Jahr die Augen lasern – in spezialisierten Praxen oder gar kostengünstig im Ausland. Die Laseroperation mit der Lasik-Methode war früher sündhaft teuer, heute gilt sie bei immer mehr Menschen als Alternative zu Brille oder Kontaktlinsen. Technik, Kosten und Risiken erklärt Prof. Michael Knorz, der das Verfahren mit der Gründung des ersten deutschen Lasik-Zentrums an der Universitätsaugenklinik Mannheim 1993 in Deutschland etablierte.

Wem kann eine Laser-OP helfen?

Mit einer Laserbehandlung lassen sich heute Kurz- und Weitsichtigkeiten sowie Hornhautverkrümmungen korrigieren. Je nach Verfahren können so Patienten mit Fehlsichtigkeiten von plus 3 bis minus 8 Dioptrien sehr erfolgreich operiert werden. Auch bei Werten von bis zu plus 4 und bis zu minus 10 Dioptrien kann die Behandlung im Einzelfall Erfolg versprechend sein. „Außerhalb dieser Bereiche müssen jedoch andere Methoden eingesetzt werden“, sagt Professor Michael Knorz. Wichtig sei in jedem Fall die genaue Diagnostik des behandelnden Arztes, der einschätzen kann, ob der Lasereingriff für den Patienten geeignet ist oder nicht. Denn es gibt medizinische Hindernisse, die eine Laser-OP ausschließen, wie zum Beispiel eine angeborene Hornhautschwäche oder Augenkrankheiten wie grüner oder grauer Star. Außerdem darf der Eingriff erst mit der Volljährigkeit erfolgen und setzt ferner voraus, dass sich die Sehkraft seit mindestens einem Jahr nicht verändert hat.

Wie funktioniert die Laserbehandlung?

Um eine Fehlsichtigkeit der Augen mittels Lasertechnik zu korrigieren, haben sich in Deutschland zwei Verfahren weitestgehend durchgesetzt: das ältere Lasik, für Laser-in-situ-Keratomileusis, und das seit 2007 erprobte und seit 2014 für die allgemeine Anwendung zugelassene Smile, Small-Incision-Lentikelextraktion – eine minimalinvasive Weiterentwicklung der Lasik-Methode, allerdings mit eingeschränktem Anwendungsbereich. Beim Lasik-Verfahren wird zunächst eine oberflächliche Hornhautlamelle aufgetrennt und hochgeklappt, sodass mit einem Gaslaser, dem Excimerlaser, die darunterliegende Hornhautschicht „abgeschliffen“ werden kann; anschließend wird die obere Lamelle zurückgeklappt, saugt sich an und verschließt die Hornhaut wie ein „körpereigenes Pflaster“. Wird schon der erste Schnitt mit einem sogenannten Femtosekundenlaser durchgeführt, spricht man von Femto-Lasik. Bei dem neueren Smile-Verfahren, welches nur für die Korrektur einer Kurzsichtigkeit geeignet ist, verzichtet man darauf, einen Hornhautdeckel zu präparieren. Hier kommt ausschließlich der Femtosekundenlaser zum Einsatz, der einen winzigen „Tunnel“ in die Hornhautoberfläche schneidet und das zu entfernende Gewebe komplett durch diese Öffnung herausschneidet. Vor der Operation werden die Augen mit speziellen Tropfen betäubt. „Das Problem ist nicht der Schmerz, sondern die psychologische Komponente“, so Michael Knorz. „Über 90 Prozent der Patienten sagen mir später: ‚Das war ja nichts im Vergleich zum Zahnarztbesuch.‘“

Welche Risiken gibt es?

Das Infektionsrisiko der Methode ist mit 1 zu 100.000 vergleichsweise gering. Unmittelbar nach der Operation besteht im Auge ein Druck- oder Sandkorngefühl, das aber nach einigen Stunden abklingt. Für etwa sechs bis zwölf Monate können die Augen zudem trockener sein als gewöhnlich, auch erscheinen bei einigen Patienten in den ersten Monaten Strahlenkränze rund um Lichtquellen. „Die sind vergleichbar mit denen, die man kennt, wenn man Kontaktlinsen trägt“, so Knorz. Bei starker Kurzsichtigkeit von über fünf Dioptrien können diese „Halos“ allerdings auch dauerhaft bestehen. Zwei bis drei Prozent der Patienten haben nach der OP noch Fehlsichtigkeiten von mehr als plus/minus 0,5 Dioptrien und brauchen eine Nachbehandlung.

Wie finden Patienten einen guten Arzt?

Um sicherzugehen, dass sie sich in kompetente Hände begeben, können Patienten auf das Lasik-TÜV-Siegel achten. 24 Kliniken in Deutschland haben die Voraussetzungen für die Zertifizierung durch den TÜV Süd erfüllt. Der Berufsverband der Augenärzte führt eine jährlich aktualisierte Anwenderliste, auf der etwa 250 Ärzte verzeichnet sind. „Wenn der jeweilige Operateur da nicht draufsteht, sollte ein Patient skeptisch werden“, so Knorz.

Wer trägt die Kosten?

Die Laseroperation am Auge ist eine individuelle Gesundheitsleistung (Igel) und wird demnach von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Private Kassen entscheiden je nach Einzelfall, ob die Behandlungskosten, auch anteilig, erstattet werden. Die Preise können sich allerdings von Klinik zu Klinik unterscheiden, sagt Michael Knorz. In der Regel müssten Patienten mit Kosten von etwa 1500 bis 2500 Euro pro Auge rechnen.