Unter dem Begriff Cloud-Computing gewinnt die gemeinsame Nutzung von Ressourcen immer mehr Anhänger

"Kundenanfragen an uns als IT-Berater richten sich in erster Linie auf die Lösung klassischer Probleme", sagt Nick Heppner, Partner bei der Hamburger Firma IT4Ward. Ein klassisches Szenario ist zum Beispiel ein Unternehmen mit fünf Mitarbeitern im Büro, einem Empfang und zwei Außendienstlern. Die wollen auch von unterwegs arbeiten und flexibel ihren Vertrieb managen.

Früher hätte man einen Server im Büro installiert. Darauf liefen die geforderten Anwendungen. Die Mitarbeiter könnten sich dann auch von außen einwählen und auf der eigenen Firmeninfrastruktur arbeiten. Das ist der traditionelle Lösungsansatz. "Heute raten wir unseren Kunden in einem solchen Fall zu gehosteter Software in der Cloud", sagt Heppner. "Diese Lösungen sind unkompliziert, und man kann damit auch Geld sparen."

Schon seit einiger Zeit geistert der Begriff der Cloud (engl. Wolke) durch die Medien. Darunter versteht man ganz allgemein die gemeinsame Nutzung von Ressourcen wie Speicherplatz oder Anwendungen über das Netzwerk. Zu den bekanntesten Angeboten gehören Speicherdienste wie Dropbox, Google Drive oder Skydrive. Aber auch im Browser laufende Programme für Textverarbeitung oder Adress- und Terminverwaltung gehören dazu.

Unter Privatnutzern erfreut sich Cloud-Computing zunehmender Popularität. Laut einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom speichert fast jeder zweite Bundesbürger digitale Bilder im Netz, jeder vierte legt Musikdateien online ab, und jeder sechste verwaltet seine Adressen und Termine über das Netz. Bei Smartphones gehört es praktisch zum Standard, das Adressbuch und andere Daten über das Netz in der Cloud zu synchronisieren.

Auch im Unternehmenseinsatz gewinnt Cloud-Computing stark an Boden. "Besonders bei Unternehmen von einem bis 100 Arbeitsplätzen sind diese Lösungen im Moment das mit Abstand Gefragteste", bestätigt Christian Schroeder, Geschäftsführer des Systemhauses FKS Friedrich Karl Schroeder diesen Trend. Gerade solche Unternehmen, die keinen eigenen IT-Administrator an Bord haben, profitieren. Sie müssen keinen eigenen Server mehr im Haus betreiben, sondern greifen auf Cloud-Angebote zurück.

Anbieter von Cloud-Lösungen bieten einen Sicherheitsstandard, den kleine und mittelständische Unternehmen nicht abbilden können. Der Anwender muss sich auch nicht mehr um Back-ups kümmern. Die Daten werden in einem Cloud-Rechenzentrum professionell gesichert und können nicht mehr verloren gehen.

Bei der Hälfte der deutschen Unternehmen steht Cloud-Computing heute auf der Agenda, hat Professor Michael Bräuninger vom HWWI herausgefunden. "28 Prozent von ihnen nutzen bereits entsprechende Dienstleistungen", schreibt er in einer aktuellen Studie. Das Marktvolumen wird deutschlandweit auf drei Milliarden Euro geschätzt. Bis 2015 soll der Cloud-Computing-Markt jährlich um rasante 40 Prozent wachsen. Aber es gibt auch Skepsis dieser Technik gegenüber. Die richtet sich vornehmlich auf die Frage, ob die Sicherheit der Unternehmensdaten in der Cloud gesichert ist. Sicherheit meint in diesem Zusammenhang vor allem den Schutz vor unbefugtem Zugriff. "Bei großen Anbietern besteht immer die Gefahr, dass jemand eindringt und die Daten klaut. Das ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich", sagt Nick Heppner und rät bei einem hohen Anspruch an Datensicherheit zu einem regionalen Anbieter.

Mit der "Hamburg Cloud" gibt es für Unternehmen in der Hansestadt dafür eine einschlägige Adresse. "Wir kommen aus dem klassischen Systemhaus-Geschäft und haben es dort in der Regel mit den typischen mittelständischen Unternehmen jeglicher Größe zu tun. Um die Kundenanforderungen bestmöglich auch im Cloud-Business erfüllen zu können, haben wir vor zwei Jahren ein Tochterunternehmen gegründet und die Hamburg Cloud aufgebaut, " sagt Christian Schroeder. "Hier sind die Unternehmen sicher, dass ihre Daten immer nur in Hamburg bleiben."

Aus rechtlicher Sicht ist das nicht unerheblich. Denn nach dem deutschen Datenschutzrecht muss ein Unternehmen immer wissen, wo genau seine Daten gespeichert werden. Bei globalen Anbietern wie Google oder Amazon ist das nicht möglich. Deren Rechenzentren sind über die gesamte Welt verteilt. Die Daten werden dort verarbeitet, wo gerade Kapazität frei ist. Dieses Modell bringt enorme Kostenvorteile. Deshalb sind die Angebote aus der "globalen Cloud" auch so günstig.

Regionale Angebote wie die Hamburg Cloud bieten im Vergleich dazu auch wichtige individuelle Zusatzleistungen. Das ist zum Beispiel die Unterstützung spezieller Software wie Lotus Notes oder Linux-Anwendungen. Aber auch der Service ist in der Praxis wichtig. Christian Schroeder illustriert das an einem Beispiel: "Stellen Sie sich vor, ein Anwender im Büro hat ein Problem und kommt allein nicht weiter. Statt des kollegialen Probierens Halbwissender ist es doch geschickter, zum Telefon zu greifen und die Hotline anzurufen. Der Spezialist dort kann sich remote auf den Rechner verbinden, sieht das Problem und kann es sofort lösen." Das ist eine Zusatzleistung, die natürlich auch bezahlt werden muss. Grundsätzlich bieten jedoch auch regionale Cloud-Anbieter günstige Paketlösungen an.

Neben den technischen und rechtlichen Aspekten hat Cloud-Computing auch ganz interessante betriebswirtschaftliche Effekte. Investitionen in Hardware oder die jeweils neueste Software-Version entfallen ganz oder teilweise. Stattdessen wird eine monatliche oder jährliche Miete fällig. Das gilt nicht nur für den Speicherplatz in der Cloud, sondern auch für die Anwendungssoftware.

Microsoft bietet sein Office Paket unter dem Namen Office 365 schon länger als Cloud-Lösung an. Pro Mitarbeiter kostet das knapp 13 Euro im Monat oder etwa 125 Euro im Jahr. Für Start-ups oder stark wachsende Unternehmen ist dieses Modell besonders interessant. Es verringert die IT-Investitionen in starken Wachstumsphasen.