Den Kurzkredit gibt es schnell, ohne Schufa und Bonitätsprüfung. Die Wertgegenstände sind sogar versichert. Auf kurze Laufzeiten achten und Konditionen vergleichen.
Einst galt es als Schmuddelgewerbe, versteckt in abgeschiedenen Hinterhöfen. Das ist längst vorbei. Heute sitzen viele Pfandleiher in modernen Glaspalästen oder gediegenen Jugendstilgebäuden. Das ist nicht nur schöne Fassade. Im vergangenen Jahr wurden mehr als zwei Millionen Pfandkreditverträge mit einem Gesamtvolumen von 530 Millionen Euro abgeschlossen. Wieder mal ein Rekordjahr. Die Krise müssen die rund 200 Pfandhäuser in Deutschland nicht fürchten. Im Gegenteil.
"Die Zurückhaltung der Banken bringt so manchen neuen Kunden ins Leihhaus", sagt Bernd Vanoli vom Leihhaus Friedrich Werdier in der Osterstraße. Gerade Kleinunternehmer und Mittelständler kämen zurzeit vermehrt. Sonst stammt die Klientel aus allen Bevölkerungsschichten. "Außer den ganz Armen und ganz Reichen sind alle vertreten", so der gelernte Uhrmacher.
Für viele ist das Leihhaus eine echte Alternative. "Den Kredit bei uns gibt es schnell, unbürokratisch, ohne Schufa und Bonitätsprüfung", so Axel Grüne von Grüne's Leihhäuser. Das Geld wird sofort bar ausgezahlt. Als Sicherheit hat der Pfandleiher die Wertsache, die der Kunde für den Kredit bei ihm hinterlegt. "Die Wertgegenstände werden fachmännisch gelagert und sind versichert", sagt Grüne.Wird das Darlehen nicht zurückgezahlt, lässt der Verleiher das Pfand versteigern. Neben dem Wertgegenstand muss der Kunde seinen Personalausweis und eventuell einen Eigentumsnachweis vorzeigen. "Den ausgehändigten Pfandschein gut aufbewahren", sagt Hjördis Christiansen von der Verbraucherzentrale Hamburg. Denn mit ihm kann jeder das Pfand auslösen, ohne sich ausweisen zu müssen.
Billig ist der Pfandkredit nicht. Denn neben einem Prozent Zinsen pro Monat fallen noch monatliche Gebühren an, die etwa zwischen zwei und drei Prozent liegen. Zudem können für größere Objekte, wie etwa Autos, noch Extra-Lagergebühren hinzukommen. "Der Pfandkredit hat üblicherweise eine Laufzeit von drei Monaten", sagt Vanoli. Er kann aber auch früher eingelöst oder verlängert werden. Zudem sollte man sich sicher sein, dass man das Pfand am Ende wieder auslösen kann.
"Wir raten unseren Kunden zu kurzen Laufzeiten", so Vanoli. Denn bei einem Kredit über viele Monate summieren sich schnell die Kosten. Wer etwa eine Uhr für 100 Euro nach einem Jahr auslöst, zahlt 42 Euro für Zinsen und Gebühren. Für ein mit 15 000 Euro beliehenes Auto können die Kosten nach einem Jahr auf 8000 Euro oder mehr anwachsen. "Auf Dauer angelegt ist solch ein Pfandkredit zu teuer", sagt Verbraucherschützerin Christiansen. Für kurze Engpässe sei er manchmal jedoch die einzige Möglichkeit. Dabei sollte man möglichst nur so viel beleihen lassen, wie man auch tatsächlich braucht, nicht mehr. Denn ein höherer Pfandkredit bedeutet höhere Kosten. Wie viel es für die Uhr oder das Silberbesteck gibt, hängt vom aktuellen Marktwert ab. "Anhand unserer Erfahrung, Vergleichs- und Taxlisten schätzen wir den Wert des Pfandes", sagt Grüne. Gold und Edelsteine anhand spezieller Prüfmethoden. Schmuck und Uhren werden zudem so weit wie möglich auf Echtheit untersucht. In der Regel werden zwischen 50 und 80 Prozent des angepeilten Wiederverkaufswertes als Pfandkredit ausgezahlt. Es ist sinnvoll, vorher selbst bei einem Online-Marktplatz den ungefähren Wert zu ermitteln.
"Wer etwas verpfänden möchte, sollte sich mehrere Häuser anschauen", rät Vanoli. Bei wertvollen Objekten seien die Gebühren durchaus verhandelbar. "Ein erster Hinweis auf Seriosität sind einsehbare Allgemeine Geschäftsbedingungen und der Aushang der Pfandleiherverordnung", sagt Grüne. Wer trotzdem an ein schwarzes Schaf der Branche geraten sollte, kann sich an die Schlichtungsstelle vom Zentralverband des Deutschen Pfandkreditgewerbes wenden. Scheitern Vermittlungsversuche, werden in gravierenden Fällen die zuständigen Behörden eingeschaltet. "Das kommt aber glücklicherweise so gut wie nie vor", sagt Joachim Struck, Vorsitzender vom Verband des Deutschen Pfandkreditgewerbes.