EU-weit sinken ab Juli die Handytarife. Telefonieren darf dann nicht mehr als 29 Cent pro Minute, eingehende Anrufe maximal 8 Cent kosten.

Berlin. Große Freude bei urlaubenden Quasselstrippen: Wer ab 1. Juli in den Sommerurlaub fährt, kann sich freuen. Denn Telefonieren und Simsen mit dem Handy wird spürbar billiger, zumindest innerhalb der Europäischen Union (EU). Erstmals gibt es dann eine Preisobergrenze, die das Surfen und das Abrufen von Daten im Internet erschwinglicher macht. Aber aufgepasst: Wer vor dem Stichtag in die Ferien geht, wird noch mit den alten teureren Tarifen zur Kasse gebeten. Horrende Kostenfallen lauern nach wie vor auf Reisende außerhalb der EU, also auch in klassischen Ferienländern wie der Türkei, Ägypten, Tunesien, Kroatien oder der Schweiz.

Mit dem neuen Gebührendeckel ließen sich wenigstens in den 27 EU-Mitgliedstaaten ab Juli ordentlich Handykosten sparen, sagt Rafaela Möhl vom Online-Ratgeber Teltarif. Ein Telefonat darf dann nur noch maximal 29 Cent pro Minute (ohne Mehrwertsteuer) kosten, das sind sechs Cent weniger als derzeit.

Für eingehende Anrufe werden nur noch höchstens acht statt bislang elf Cent fällig. Wer EU-weit simst, also eine Kurznachricht verschickt, muss künftig nur noch maximal neun Cent dafür zahlen statt elf Cent. Die neuen Preislimits müssen von den EU-Gremien noch offiziell abgesegnet werden, was als Formsache gilt.

So richtig entlasten wird viele Urlauber mit Smartphone folgende Neuerung: Erstmals kommt ab Juli ein EU-weiter Preisdeckel für Internetverbindungen. Beim Abrufen von E-Mails, Bildern oder beim Surfen dürfen pro Megabyte (MB) nur noch maximal 70 Cent in Rechnung gestellt werden. Kurz mal ins Internet zu gehen, könne momentan noch bis zu 12 oder gar 20 Euro pro übertragenem Megabyte kosten, warnt Möhl.

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Dass Surfen in den nächsten Wochen noch extrem kostspielig sein kann, sollten Urlauber beachten, die im Mai und Juni wegfahren, rät Thomas Grund, Telekommunikationsexperte der Stiftung Warentest, zur Vorsicht. Schon das Aufrufen der Startseite eines Anbieters für Fußballergebnisse kann einen Euro und mehr kosten. Je mehr MB, desto teurer.

„Wer im Juni während der Europameisterschaft in den Ferien ist und viel per Handy oder Laptop verfolgt, der hat schnell eine dicke Rechnung am Hals“, gibt Grund zu bedenken. „Da wird man arm.“ Reisende sollten nicht vergessen, dass Flatrates nur daheim gelten, nirgendwo sonst.

Mobilfunkkunden müssen sich wenigstens innerhalb der EU nicht mehr vor Schockrechnungen von einigen Tausend Euro fürchten. Davor schützt sie seit Juli 2010 ein automatischer Kostendeckel. Wer es nicht anders mit seinem Anbieter vereinbart hat, kann nicht mehr als 59,50 Euro an Gebühren produzieren. Dann wird seine mobile Internetverbindung gekappt.

Daran werde sich auch nach dem 1. Juli grundsätzlich nichts ändern, erläutert Möhl. Weil der Datenabruf künftig sehr viel billiger zu haben ist, bekomme der Kunde dann mehr Leistung bis der Kostendeckel greift.

Im Urlaub außerhalb der EU-Grenzen können Smartphone oder Laptop nach wie vor zur tückischen Kostenfalle werden. Sogenannte Apps verbinden sich automatisch mit dem Internet, um ständig auf dem neusten Stand zu sein. Das kostet in der Ferne jede Menge Geld. Wer sparen will, sollte die Internetverbindung in ausländischen Netzen an seinem Smartphone deaktivieren und lieber per WLAN im Hotel oder Internetcafe surfen, rät Möhl.

Auch wenn es bald EU-weit billiger wird: All zu ausgiebiges Quasseln, Simsen, Surfen und Verschicken von Fotos gehe weiterhin ins Geld, warnt Grund. Das Verschicken einer MMS-Fotonachricht bleibt ein teurer Spaß. Es kostet EU-weit je nach Datenvolumen und Anbieter von 59 Cent bis 3,54 Euro, in der übrigen Welt zwischen 99 Cent und 5,94 Euro.

Auch der Empfang kostet: In der EU bis zu 3,54 Euro, außerhalb sogar bis zu 5,94 Euro, wie Möhl erläutert. Ein Kostentreiber bleiben zudem Gespräche zwischen Bundesbürgern von Handy zu Handy im Reiseland. Das kommt ebenso teuer wie ein Telefonat nach Deutschland. 2013 sollen die EU-Tarife noch weiter sinken.