Ob Puppen, Münzen oder Teddys - die Liebhaberei bestimmter Objekte ist ein wertvolles Hobby

"Sammler sind glückliche Menschen", soll Goethe einst gesagt haben. Zwar wurde ihm das Zitat wohl posthum in den Mund gelegt, der Dichter selbst folgte aber durchaus dieser Prämisse. Bis zu seinem Tod sammelte Goethe rund 40 000 Objekte, darunter wertvolle Steine, Abgüsse von Edelsteinen und Mineralien, die ganze Zimmer und Schränke füllten. Sammeln bedeutete für den Dichterfürsten Wissen, er umgab sich mit naturwissenschaftlichen und künstlerischen Exponaten.

Heute, rund 180 Jahre später, jagt der moderne Sammler allen möglichen Gegenständen der Popkultur hinterher, die mitunter zu immensen Preisen den Besitzer wechseln. In diesem Jahr steht die teuerste Barbie-Puppe der Welt, eine Kreation des Schmuckdesigners Stefano Canturi, im New Yorker Auktionshaus Christie's zur Auktion. Gerechnet wird mit einem Erlös zwischen 215 000 und 360 000 Euro. Die Edel-Puppe trägt eine Diamantenkette und einen Einkaräter in ihrer Lieblingsfarbe Pink. Die größte Barbie-Sammlung der Welt unterhält die Düsseldorferin Bettina Dorfmann, die für ihre rund 4500 langbeinigen Plastikpuppen einen Eintrag im Guinnessbuch erhielt.

Nicht nur Puppen taugen für Superlative. Einen Rekord auf anderem Gebiet stellte der Verkaufspreis eines Comic-Heftes aus dem Jahr 1939 auf, in dem das erste Mal die Figur Batman auftritt: Ein unbekannter Sammler ersteigerte es letzten Frühling für über eine Million Dollar. Beinahe bodenständig wirkt dagegen der Marktwert der teuersten Überraschungseier-Figur, des "Flötenschlumpfs" von 1983, den sich Sammler immerhin bis zu 10 000 Euro kosten lassen.

Die Sammelgebiete sind so skurril und ausufernd wie die Kollektionen mancher Sammler: Schlümpfe, Barbies, Käthe-Kruse-Puppen, Stofftiere von Steiff, Telefonkarten, Briefmarken, Comic-Hefte oder Fußballsticker von Panini, antiquarische Bücher, Münzen und Medaillen - die Sammler-Leidenschaft kennt keine Restriktionen. Was fasziniert den Menschen derart am Sammeln, warum jagt er diesen Kleinigkeiten hinterher? Zum Beispiel dem eher klassischen Objekt der Sammler-Begierde, der Münze?

"Wenn ich eine Münze aus der Zeit Friedrichs des Großen in der Hand halte, beeindruckt mich das Gefühl, dass er womöglich dieses Stück selbst in Händen hielt", sagt der gebürtige Hamburger Peter Hofrichter, 65, der Mitglied im Verein der Hanseatischen Münzengilde ist und neben Münzen und Medaillen auch "verrückte Sachen" sammelt, wie er sagt. Neben einer mittlerweile unüberschaubaren Kollektion antiquarischer Bücher, die Schränke und Regale füllt, sammelt der pensionierte Feinmechaniker Hamburger Münzen. Er sortiert sie in Kästen und Schubladen, einige deponiert er sogar in einem Tresorfach der Bank. Auch mehr als 300 Schnupftabakflaschen, bevorzugt aus chinesischem Porzellan, alte Schatullen aus Leder, Skarabäus-Käfer und ägyptische Bergkristalle reihen sich in Hofrichters Sammlung, die er gemeinsam mit seiner Frau Waltraud pflegt. "In den Bergkristallen ist noch Wasser aus der Entstehungszeit der Erde eingeschlossen", sagt Hofrichter, "ein erhabenes Gefühl." Faszinierend vor allem an Münzen sei, dass jedes Prägedatum und jede einzelne Gravur eine eigene Geschichte erzähle. Hofrichter ist auch auf den Spuren der Altvorderen. "Die Beschäftigung mit der Historie ist für mich wichtig", sagt der passionierte Sammler. Vor allem das Münz-Sammeln gewinnt vor dem Hintergrund einer befürchteten Inflation derzeit immer mehr Anhänger. Auch der rein finanzielle Wert motiviert viele.

Die Sammlung als Geldanlage birgt aber auch Gefahren, sagt Manfred Mehl, Vorsitzender des Vereins der Münzfreunde Hamburg.

"Im Internet werden antike Münzen mit dem Antlitz Konstantins für 50 Euro verkauft - da kann ich nur den Kopf schütteln." Die Stücke seien zumeist nur ein Zehntel des Preises wert. Denn auch wenn die Exemplare aus der römischen Kaiserzeit stammen, 2000 Jahre alt und sehr gut erhalten sind, bemisst sich ihr Wert vor allem an der Seltenheit. Da die Römer bereits über ein ausgeklügeltes System der Geldproduktion verfügten und die Münzen massenhaft hergestellt wurden, schmälert das auch ihren Wert. "Hingegen wurde vor Kurzem ein verhältnismäßig junges Stück, ein Dollar aus dem Jahr 1804, für fünfeinhalb Millionen Dollar versteigert", sagt Mehl.

Entscheidend für einen hohen Marktwert sei - wie auch bei anderen Sammel-Gegenständen - neben der Seltenheit die Qualität des Zustands und insbesondere bei Münzen das Material (Gold, Silber, Eisen). Mehl rät Sammlern, seriöse Angebote zu nutzen, wie etwa auf der Hamburger Münz-Messe am 2. Oktober im CCH. Auch die Münzhandlungen seien eine sichere Adresse, weil sie häufig dazu verpflichtet sind, die Stücke uneingeschränkt zurückzunehmen.

Eines der - nach eigenen Angaben - führenden Münzhandelshäuser der Welt, die Emporium Gruppe, hat einen Sitz im Störtebeker-Haus in Hamburg. Zweimal im Jahr finden im sechsten Stock des Gebäudes Münz-Auktionen statt, bei denen von der antiken Medaille bis zur modernen Euro-Münze Hartgeld in allen Preiskategorien unter den Hammer kommt. Von einem regelrechten Boom spricht der Leiter der Münzabteilung, Dr. Josef Fischer, 42, im Bereich der chinesischen Silbermünzen. "Die Preise haben sich in den letzten fünf Jahren teilweise vervierfacht." Von blinden Hamsterkäufen rät aber auch der Münzhändler ab. Vorher sollten sich Interessenten unbedingt kundig machen. "Erst das Buch kaufen, dann die Münze", lautet ein in der Branche gängiger Leitsatz.

Nach ihm handelt auch der Sammler Peter Hofrichter. "Wer an der Fachliteratur spart, der spart am falschen Ende", sagt der 65-Jährige. Diverse Literatur, die er sich über Schnupftabakflaschen angeschafft hat, stapelt sich mittlerweile über einige Meter - auch dies ist schon beinahe wieder ein eigenes Sammelgebiet.

Und das Sammeln hat in ihm eine neue Leidenschaft entfacht: die des Schreibens. Hofrichter schreibt gerade an einem Buch über die Hamburger Münzgeschichte.