In Belgien ist der Name derzeit Programm. Der nämlich bedeutet etymologisch “Land der Zornigen“.

In Belgien ist der Name derzeit Programm. Der nämlich bedeutet etymologisch "Land der Zornigen". Und die Region hieß in Cäsars "Gallischem Krieg" schon so. Jetzt ist die Regierung von Premier Leterme am Sprachenstreit zwischen Flandern (niederländisch sprechend) und Wallonen (französischsprachig) zerbrochen. Zwar droht damit kein Bürgerkrieg zwischen den verfeindeten Volksgruppen, sehr wohl aber eine politische Blockade, die einem EU-Gründungsmitglied unangemessen ist.

Nur vier Monate war die Regierung im Amt - die Koalitionsverhandlungen hatten dreimal so lange gedauert. Das ist Rekord, obwohl Regierungskrisen in Belgien so typisch sind wie Fritten und geklöppelte Spitzen. Die Fünf-Parteien-Koalition kam ohnehin nur zustande, weil die Einigung auf die umstrittene Staatsreform auf den 15. Juli verschoben worden war. Das Zerfallsdatum war also absehbar.

In der Sache ist die Forderung der flämischen Bevölkerungsmehrheit, die mehr regionale Eigenständigkeit verlangt und die Finanzströme in die marode Wallonie reduzieren will, keineswegs unbegründet. Im Baskenland oder im Baltikum etwa sind es andersherum die Minderheiten, die sich unterdrückt fühlen. Die Wallonen aber befürchten den Bankrott und die endgültige Spaltung Belgiens.

Das sind übertriebene Ängste. Denn der Grundsatz der finanziellen Solidarität zwischen wohlhabenden und ärmeren Regionen, wie er auch in der EU gilt, steht in einem Bundesstaat im Grundsatz gar nicht zur Debatte. Außerdem lehnen in Umfragen 80 Prozent aller Belgier eine Teilung des Landes ab, die mit Ausnahme des rechtsextremen Vlaams Belang auch von keiner Partei mit letzter Konsequenz gefordert wird. Die Lehre für die Regierungsparteien kann also nur lauten, sich wieder zusammenzuraufen. Schließlich sind Koalitionen Bündnisse auf Gedeih. Nicht auf Verderb.