Hamburg/Rom. An diesem Karfreitag darf zum ersten Mal die umstrittene Fürbitte in den katholischen Kirchen vorgetragen werden, die Benedikt XVI. im vergangenen Jahr zugelassen hat. Sein Apostolisches Schreiben hatte für Verwirrung gesorgt, weil es als Benedikts Zugeständnis an die Traditionalisten und eine konservative Minderheit gewertet wurde. Außerdem gilt die in den sechziger Jahren abgeschaffte Karfreitagsfürbitte als Affront gegenüber den Juden.

In der alten Version heißt es übersetzt: "Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott unser Herr ihre Herzen erleuchtet, damit sie Jesus Christus als den Retter aller Menschen erkennen."

In der neueren Version des Messbuchs heißt es: "Lasst uns auch beten für die Juden, zu denen Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat: Er bewahre sie in der Treue zu seinem Bund und in der Liebe zu seinem Namen, damit sie das Ziel erreichen, zu dem sein Ratschluss sie führen will." Diese Formulierung entspringt dem Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils, in dem die Beziehungen der Katholiken zum Judentum auf eine neue, versöhnliche Basis gestellt wurden.

Als Joseph Kardinal Ratzinger war der heutige Papst Benedikt für viele ein Erzkonservativer. Nun mutmaßen Kritiker, er führe als Oberhaupt der Kirche eine ungute Tradition fort. Tatsächlich feiert er selbst im Petersdom die Messe mit der moderaten Fürbitte. Die alte Version hat er nur für die Messe nach tridentinischem Ritus erlaubt, die selten und nur von wenigen Gemeinden gefeiert wird. Seine Erlaubnis hat der Papst außerdem daran geknüpft, dass die Teilnehmer die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils anerkennen. Eine Sprecherin der Deutschen Bischofskonferenz sagte gegenüber dem Abendblatt, nur in "extrem wenigen" Messen würde zu Ostern die umstrittene Fürbitte vorgetragen. Dem Erzbistum Hamburg ist nicht eine Gemeinde bekannt, in der das geschieht.

Allerdings wollen wegen der Karfreitagsfürbitte zwei jüdische Repräsentanten ihre Teilnahme am Katholikentag im Mai in Osnabrück absagen. Der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Deutsche Rabbinerkonferenz erklärten, sie lehnten katholische Fürbitten ab, "in denen indirekt zur Judenmissionierung aufgefordert wird".