Waren es technische Probleme oder Fehler der Besatzung? Schweiz erwartet politisches Nachspiel.

Berlin/Bern. Die deutsche Luftwaffe hat immer noch keine Erkenntnisse über die Ursache des Tornado-Absturzes im Berner Oberland. Der General der Flugsicherheit, Lothar Schmidt, traf am Freitag mit einem Expertenteam in der Schweiz ein, wo der Kampfjet am Vortag auf einem Navigationsübungsflug gegen eine Felswand gerast war. Unklar ist, ob die Flugzeugbesatzung technische Probleme hatte oder selbst Fehler gemacht hat.

Der 27 Jahre alte Pilot und sein 35 Jahre alter Waffensystemoffizier waren bei gutem Wetter nach einem Tankstopp auf dem Schweizer Luftwaffenstützpunkt Emmen gestartet, wo auch die Kunstflugstaffel der Schweizer Luftwaffe, die "Patrouille Suisse", stationiert ist. Auch in dem Tal, in dem der Absturzort bei Stechelberg liegt, herrschte gutes Wetter, die Sicht war nicht beeinträchtigt.

Das Übungsgebiet wird üblicherweise von der Schweizer Luftwaffe für Flüge genutzt. Tiefflug und Terrainfolgeflug in den Bergen gelten als extrem schwierig, auch für erfahrene Piloten. Schon kleine Fehler wie geringes Abweichen vom Kurs oder zu hohe Geschwindigkeit können dabei tödliche Folgen haben.

Der Tornado flog nach Augenzeugenberichten relativ niedrig durch das Lauterbrunnental, das von dem 3782 Meter hohen Breithorn abgeschlossen wird. Nach Auskunft der Schweizer Luftwaffe hatte die Maschine vier Ansteuerungspunkte anzufliegen und war in Richtung Sitten unterwegs.

Nach Angaben des Schweizer Verteidigungsministeriums werden insgesamt etwa 20 Flüge pro Jahr von ausländischen Luftstreitkräften aus Deutschland, Frankreich, Österreich, Italien, Belgien und den Niederlanden über der Schweiz absolviert. Da bislang noch nie ein ausländisches Militärflugzeug bei einer dieser Übungen abgestürzt ist, erwarten Beobachter nun ein parlamentarisches Nachspiel.

Am Freitag bedeckten noch Tausende von Einzelteilen des Flugzeugs den Hang, an dem es zerschellte. Beide Offiziere wurden kurz vor dem Aufprall des Tornados mit dem Schleudersitz aus der Maschine katapultiert. Der 27 Jahre alte Pilot wurde mit seinem Fallschirm gegen die Felsen getrieben, sein Waffensystemoffizier blieb mit dem Fallschirm an einem Felsenvorsprung hängen.

"Der Mann hatte unglaubliches Glück", sagte Urs Schäfer von der Kantonspolizei. Die Bergwacht sicherte ihn vom Hubschrauber aus mit Seilen, ehe sie den 35-Jährigen von seinem Fallschirm losschnitten.

Die Piloten des Jagdbombergeschwaders 32 aus Lechfeld bei Augsburg gelten als sehr erfahren. Sie gehörten im vergangenen Jahr zur schnellen Eingreiftruppe der Nato und absolvierten alle dazugehörigen Trainingseinheiten problemlos und mit Auszeichnung. Sie fliegen die elektronisch aufgerüstete ECR-Version des Tornado-Bombers.