Berlin. Wie gut oder schlecht geht es FDP-Chef Lindner mit seiner Corona-Infektion? Das Netz stellt Fragen. Gleichzeitig lobt sich die FDP selbst für ihre Corona-Strategie.

Der an Corona erkrankte FDP-Chef Christian Lindner hat durch seinen Auftritt beim Parteitag der Liberalen per Zuschaltung aus Washington eine Debatte über seinen Gesundheitszustand ausgelöst. Auf Twitter fragten sich viele Menschen, wie fit oder krank er wirklich ist.

Auch dass die rund 660 Delegierten in einer Halle in Berlin eng zusammensitzend und ohne Maske tagen, wurde vielfach kritisiert. Gleichzeitig verteidigte die FDP ihren Corona-Kurs und bringt eine Lockerung der Isolationsregeln ins Spiel.

Debatte auf Twitter

"Hab gerade Lindner auf dem Bundesparteitag gesehen. Total verschwitzt und sichtlich mitgenommen. Aber man darf sich ja nix anmerken lassen, denn Omikron ist ja jetzt harmlos...", twitterte eine Frau. "Er ist mies krank", glaubte eine andere zu wissen. "BPT22 der FDP in Präsenz und weitgehend ohne Masken, eng beieinander sitzend. Lindner in Quarantäne in Washington. Lobt die Präsenzveranstaltung und glänzt wie eine Speckschwarte... Fieber, Herr Lindner?", fragte eine andere Nutzerin. Lindner selbst erklärte, er habe nur milde Symptome.

"Du hast Corona oder eine andere ansteckende Krankheit? Teil sie mit anderen! Deine FDP", hieß es an anderer Stelle. Nicht minder ironisch formuliert war ein Rat an Lindner: "Machen Sie sich keine Sorgen, ist nur eine leichte Erkältung und das ganze Gedöns mit Long Covid ist sicher auch völlig aus der Luft gegriffen; ansonsten fragen Sie einfach ihren Top Virologen Buddy Buschmann um Rat. Gute Besserung."

Lindner erhielt auf Twitter auch Genesungswünsche, für die er sich bedankte. "Es besteht aber kein Grund zur Sorge - so sieht es aus, wenn man morgens um 0600 ohne Maske im Scheinwerfer steht..."

Liberale loben sich für Corona-Lockerungen

Ausgelöst wurde die Diskussion dadurch, dass Lindner während seiner rund 40-minütigen Parteitagsrede deutlich schwitzte. Ein Standbild seines Auftritts verbreitete sich rasch im Internet. Der 43-jährige war am Donnerstag nach einem Treffen der G7-Finanzminister in Washington positiv auf das Coronavirus getestet worden und befindet sich nun dort in Isolation.

Mehrere führende FDP-Politiker hoben beim Parteitag hervor, dass es den Liberalen zu verdanken sei, dass Deutschland nach zwei Jahren Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wieder zur "Normalität" zurückgekehrt sei. "Und ich sage mal: Hätte (Gesundheitsminister) Karl Lauterbach nicht den Beschluss der 16 Gesundheitsminister zurückgenommen, dass wir nicht mehr in Quarantäne müssen, wenn wir infiziert sind, dann wäre Christian Lindner heute bei uns und nicht in Washington", sagte der stellvertretende FDP-Chef Wolfgang Kubicki bei der Eröffnung des Parteitags.

Lauterbach twitterte später, die Isolation von Lindner sei richtig. Würden Corona-Infizierte nicht mehr isoliert, "gefährden wir alle Menschen, die wir durch Impfung nicht gut schützen. Das sind insbesondere alte Menschen und ungeimpfte Kinder", schrieb der SPD-Politiker.

Dürr will Alternative zur Quarantäne

FDP-Fraktionschef Christian Dürr hatte zuvor die Debatte über Lockerungen bei den Corona-Isolationsregeln wieder aufgenommen. "Viele andere europäische Länder gehen den Weg, dass sich positiv Getestete nicht mehr in Zwangsisolation begeben müssen", sagte er dem " Spiegel ". "Auch da sollten wir in Deutschland auf mehr Eigenverantwortung setzen, wie wir es auch bei anderen Infektionskrankheiten tun. Zum Beispiel könnte man nach einer Infektion mit Maske das Haus verlassen und Abstand halten."

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte Vorschläge für ein weitgehendes Ende der amtlich angeordneten Isolationspflicht für Infizierte erst Anfang April nach einer Welle der Kritik einkassiert. Dies würde "psychologisch das falsche Signal" senden und als Schritt der Lockerung verstanden. Die Gesundheitsämter sollen eine Isolation daher weiter anordnen, nur die Quarantäne für Kontaktpersonen von Infizierten nicht mehr. Die Dauer der Absonderungen soll zudem auf fünf Tage verkürzt werden. Das Ministerium hatte einen neuen Vorschlag an die Länder dazu angekündigt.

Auch Buschmann verteidigt Corona-Strategie

Auch Bundesjustizminister Marco Buschmann verteidigte den Corona-Lockerungskurs der FDP. Die Änderungen des Infektionsschutzgesetzes seien richtig gewesen, sagte der FDP-Politiker am Samstag beim Bundesparteitag der Liberalen in Berlin. Dies sei zwar heiß diskutiert worden. "Aber heute wissen wir: Es war verantwortbar, diese Schritte zu gehen."

Das zeige sich an den Infektionszahlen sowie an der Situation in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen. "Wenn es verantwortbar ist, den Bürgerinnen und Bürgern mehr Freiheit zu lassen, dann ist es schlicht notwendig", betonte Buschmann. Denn die Freiheit sei kein Privileg und kein Geschenk der Politik, sie gehöre den Bürgern.

Dürr sagte dazu: "Was mussten wir uns alles von den Markus Söders dieser Welt anhören?" Jetzt, da das neue Infektionsschutzgesetz seit gut vier Wochen greife und die Rückkehr zur Normalität Realität geworden sei, müsse man Bilanz ziehen: "Die FDP in der Ampel wirkt. Ohne die Freien Demokraten hätte es diese Rückkehr in Deutschland nicht gegeben. Wir machen den Unterschied." Der Alltag der Menschen im April 2022 würde ohne die FDP "definitiv anders aussehen".

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