Karlsruhe/Hamburg. Die Vorbereitungen sind nach dpa-Informationen weit fortgeschritten gewesen: Der mutmaßliche Islamist wollte demnach einen Anschlag mit möglichst viele Toten und Verletzten verüben.

Nach dem Bekanntwerden der Terrorpläne eines mutmaßlichen Islamisten in Hamburg hat der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernommen.

Grund sei die besondere Bedeutung des Falls, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Montag auf Anfrage. Zuvor hatte das "Hamburger Abendblatt" darüber berichtet.

Die Hamburger Sicherheitsbehörden hatten am Freitag über die Festnahme eines 20 Jahre alten Deutsch-Marokkaners informiert, der bereits seit Ende August in Untersuchungshaft sitzt. Er hatte den Angaben zufolge versucht, im Darknet bei einem verdeckten Ermittler eine Pistole mit Munition und eine Handgranate zu kaufen. Bei der Durchsuchung einer von ihm genutzten Wohnung seien dann Chemikalien für den Bau eines Sprengsatzes gefunden worden. Am vergangenen Mittwoch hatten Ermittler in mehreren Bundesländern Wohnungen von Kontaktpersonen des Terrorverdächtigen durchsucht.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hat der Generalbundesanwalt den Fall übernommen, weil die Vorbereitungen schon weit fortgeschritten gewesen seien. Der Mann habe einen Anschlag mit möglichst viele Toten und Verletzten verüben wollen, und die Materialien hätten ausgereicht, um eine verheerende Wirkung zu erzielen. Zudem sei er in die radikale Szene eingebettet gewesen.

Nach Angaben der Hamburger Sicherheitsbehörden vom Freitag ist der 20-Jährige der Sohn eines den Hamburger Behörden seit langem bekannten Islamisten. Der marokkanische Vater sei ein Mitverantwortlicher der Al-Quds-Moschee gewesen, in der sich vor den Anschlägen vom 11. September 2001 die Angehörigen der Hamburger Terrorzelle um Mohammed Atta getroffen hatten.

2016 war die Familie den Angaben zufolge von Hamburg-Billstedt nach Marokko gezogen, wo der jetzt Festgenommene seinen Schulabschluss machte. Im Herbst vergangenen Jahres kehrte er nach Deutschland zurück und nahm an einem Studienkolleg in Wismar teil. Diesen auf ein Studium vorbereitenden Kurs habe der 20-Jährige nicht bestanden. Zeugen hätten ihn als introvertierten Einzelgänger beschrieben, der regelmäßig die Moschee besuchte und nicht mit Frauen sprach.

Der junge Mann habe sich nach Auswertung sichergestellter Datenträger ausgiebig mit Waffen, Sprengstoff und Giften beschäftigt. Auch habe er sich mit Anschlagsplanungen, dem islamistischen Dschihad und dem Märtyrertod auseinandergesetzt. Aufmerksam sei man auf ihn geworden, als er Anfang des Jahres zur islamistischen Szene in einer Harburger Moschee Kontakt aufnahm. Die Behörden hätten Tipps aus dem islamistischen Umfeld erhalten.

Bislang gebe es keine Hinweise darauf, wann und wo der Beschuldigte den Anschlag mutmaßlich verüben wollte, hatte LKA-Chef Mirko Streiber am Freitag gesagt. Auch gebe es keine Hinweise auf mögliche Mittäter.

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