Berlin. Die Debatte erinnert an vergangenes Jahr: Damals wurde wegen Corona auch über längere Weihnachtsferien diskutiert. Angesichts der hohen Corona-Infizierten steht das in einigen Bundesländern erneut an.

In der Diskussion über Maßnahmen gegen die vierte Corona-Welle hat sich auch Grünen-Chef Robert Habeck für verlängerte Weihnachtsferien ausgesprochen. Als erste Bundesländer hatten Brandenburg und Sachsen-Anhalt beschlossen, ihre Ferien ein paar Tage früher beginnen zu lassen.

Habeck sagte im ZDF-"Morgenmagazin": "Ich halte es für richtig, wenn die Weihnachtsferien in den Ländern, wo die Inzidenzen sehr hoch sind, vorgezogen werden." Bildungsgewerkschaften und -verbände lehnen einen solchen Schritt allerdings ab. Dies wäre nichts anderes als eine Schulschließung, hieß es.

Empfehlung der Leopoldina

Bereits am Wochenende hatte die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina angesichts der Lage sofortige umfassende Kontaktbeschränkungen und vorgezogene Weihnachtsferien empfohlen. Auch der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Bundestag, Ralph Brinkhaus, hatte sich dafür ausgesprochen, die Ferien überall eine oder zwei Wochen früher beginnen zu lassen.

Der Heiligabend ist in diesem Jahr an einem Freitag. Je nach Ferienplan der Bundesländer fällt der letzte Schultag auf den Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag davor. Brandenburg und Sachsen-Anhalt haben ihre Ferien inzwischen auf den Freitag eine Woche vor Heiligabend vorgezogen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte im Bayerischen Rundfunk zum Thema, er sei offen für Gespräche mit allen darüber. Derzeit gebe es keinen Anlass, die Schulen in Bayern zu schließen. Söders Koalitionspartner, die Freien Wähler, sprachen sich gegen verlängerte Weihnachtsferien aus. Die Kultus- und Bildungsminister von Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Berlin hatten sich in den vergangenen Tagen ebenfalls ablehnend geäußert.

Viel Ablehnung

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sagte, verlängerte Ferien taugten als isolierte Maßnahme zur Pandemiebekämpfung nicht. Außerdem seien das immer auch komplette Schulschließungen. "Da findet ja auch kein Distanzunterricht statt." Auch der Grundschulverband kann sich längere Ferien nur als "Ultima Ratio" vorstellen. Der Vorsitzende Edgar Bohn sagte, die vergangenen Schulschließungen hätten gezeigt, wie wichtig die Einrichtungen im sozial-emotionalen Bereich oder auch für die Bewegung der Kinder seien. "Es ist darum alles daran zu setzen, um Schulschließungen zu vermeiden."

Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagte, die Politik habe, trotz aller Warnungen aus der Wissenschaft, erneut zu lange auf das Prinzip Hoffnung gesetzt, anstatt alle technischen Möglichkeiten zur Infektionsbekämpfung in den Schulen zu nutzen. "Deshalb führen wir die gleichen Debatten wie vor einem Jahr." Vorgezogene oder verlängerte Weihnachtsferien seien nichts anderes als Schulschließungen.

Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, warnte vor einer Situation wie im letzten Winter: Wenn Absagen oder Einschränkungen bei Massenveranstaltungen nicht reichten, könne es sein, dass in Einzelfällen darüber nachgedacht werden müsse, "Schulen für ein, zwei Wochen in den Distanzunterricht zu schicken". "Aber es darf auf keinen Fall eine Schließung für mehrere Wochen oder Monate werden, so wie wir das im vergangenen Winter hatten."

Wegen stark gestiegener Corona-Zahlen wurde vor einem Jahr wie heute über eine "Notbremse" und auch verlängerte Weihnachtsferien diskutiert. Sachsen als Corona-Hotspot schloss dann als erstes Land seine Schulen und Kitas ab dem 14. Dezember, die anderen Länder zogen nach Beratungen mit Kanzlern Angela Merkel (CDU) wenig später nach. Der Lockdown galt zunächst bis 10. Januar, wurde dann verlängert und später nur in kleinen Schritten wieder aufgehoben. Jüngere Schüler und diejenigen, die vor Prüfungen standen, durften Schritt für Schritt zurück, manche Altersklassen saßen allerdings bis Mai zu Hause.

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