Berlin. Von den Jusos über den Partei-Vizevorsitz in den Bundestag: Kevin Kühnert hat große Pläne. Aus seiner Partei gibt es bislang vor allem Unterstützung.

SPD-Vize Kevin Kühnert will die Ansichten der Jusos 2021 auch in den Bundestag tragen. Für einen Erfolg bei der Bundestagswahl müsse sich jedes SPD-Mitglied bestmöglich an der richtigen Stelle einbringen, sagte der 31-Jährig. Dies könne er als Bundestagsabgeordneter am besten tun.

"Ich möchte gern die Veränderung, die wir als Jusos angestoßen haben, auch in die SPD-Bundestagsfraktion und ins Parlament hineinrücken", sagte Kühnert.

Zuvor hatte er angekündigt, das Amt des Juso-Vorsitzenden im Herbst niederzulegen und im Berliner Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg für den Bundestag zu kandidieren. In den vergangenen Monaten sei der Entschluss gereift, "zu sagen, dass politische Ämter selbstverständlich keine Pokale sind, die man sich in die Vitrine stellt", sagte Kühnert. Die Jusos seien auch ohne ihn an der Spitze die wirkmächtigste Jugendorganisation in Deutschland und könnten dem SPD-Wahlprogramm ihren Stempel aufdrücken.

Bei seiner Kandidatur kann Kühnert mit Rückenwind in seinem Berliner SPD-Kreisverband rechnen. "Ich gehe davon aus, dass er für sein Vorhaben breite Unterstützung im Kreisverband hat", sagte der SPD-Kreischef von Tempelhof-Schöneberg, Lars Rauchfuß, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Er rechne damit, dass Kühnert auf der Wahlkreiskonferenz im November als SPD-Direktkandidat gewählt werde.

Ein Problem im Hinblick auf mögliche Ambitionen des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller auf eine Bundestagskandidatur in diesem Wahlkreis sieht Rauchfuß nicht. "Michael Müller hat bisher keine Kandidatur angekündigt. Ich sehe da keine Konfliktlage." Im Übrigen habe es in den vergangenen Wochen zahlreiche Gespräche zwischen Kühnert, Müller und ihm gegeben, so Rauchfuß. "Kühnerts Ankündigung kam für niemanden überraschend."

Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg ist die politische Heimat Müllers, hier trat er mehrfach bei Wahlen zum Abgeordnetenhaus an. Zuletzt war spekuliert worden, dass er dort 2021 für den Bundestag kandidieren könnte. Offiziell hat er dazu aber bisher nichts gesagt. Theoretisch kämen für Müller auch andere Wahlkreise in Frage.

Offen ist außerdem, mit welchem Spitzenkandidaten die Berliner SPD in die Bundestagswahl zieht. Kühnert würde sich das zutrauen. "Die SPD Berlin ist gut beraten, für die Landesliste ein Team der besten Köpfe aufzustellen", sagte Kreischef Rauchfuß dazu. "In ein solches Team gehört dann im Falle einer Kandidatur natürlich auch Michael Müller."

Klar ist hingegen, dass Müller die Parteiführung abgibt: Am 31. Oktober will die Berliner SPD Bundesfamilienministerin Franziska Giffey und Fraktionschef Raed Saleh als Doppelspitze wählen. Am 19. Dezember soll dann der Spitzenkandidat für die Abgeordnetenhauswahl feststehen, die voraussichtlich im Herbst 2021 parallel zur Bundestagswahl stattfindet. Momentan hat Giffey die besten Karten.

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