Düsseldorf. Polizeigewerkschafter Rainer Wendt geht in die Offensive. Laut einem Bericht hat er Mittwoch seine kompletten Einkünfte offengelegt.

  • Das NRW-Innenministerium hat das Landesamt für Aus- und Fortbildung der Polizei angewiesen ein Verfahren gegen Wendt einzuleiten
  • Dieses Mal geht es um eine Tättigkeit als Aufsichtsrat bei einer Versicherung
  • Wendt kassierte wohl auch zu unrecht Gehalt trotz Freistellung

Gegen den Vorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, soll ein Disziplinarverfahren eingeleitet werden. Das NRW-Innenministerium habe das Landesamt für Aus- und Fortbildung der Polizei (LAFP) aufgefordert, ein solches Verfahren einzuleiten, teilte ein Ministeriumssprecher am Mittwoch in Düsseldorf mit. Hintergrund sei seine Aufsichtsratstätigkeit für einen Versicherungskonzern.

Rainer Wendt selbst legte am Freitag seine Einkünfte offen. In einem Papier seines Anwalts, aus dem „Spiegel Online“ zitierte, werden Einkünfte von 124.145, 29 Euro brutto pro Jahr genannt. Die Summe setze sich aus mehreren Posten zusammen, heißt es in dem Bericht.

50.000 Euro für Posten im Aufsichtsrat

Als Polizeihauptkommissar erhielt Wendt demnach 3348,68 Euro brutto im Monat. Von seiner Gewerkschaft habe er eine Aufwandsentschädigung in Höhe von monatlich 520 Euro brutto bekommen. Zudem kassierte Wendt den Angaben zufolge 77.721,13 Euro brutto im Jahr für fünf verschiedene Gremienposten. Für seinen Posten im Aufsichtsrat des Axa-Versicherungskonzerns erhält Wendt demnach 50.000 Euro.

„Meine Bezüge sind gemessen an meiner Arbeit angemessen“, sagte Wendt „Spiegel Online“. Und weiter: „Der große Zuspruch des überwiegenden Teils meiner Kolleginnen und Kollegen zeigt mir, dass innerhalb der Organisation ein Schaden bislang nicht eingetreten ist. Die Berichterstattung über meine Person wird die Gewerkschaft aushalten, wenn nicht sogar am Ende stärken.“ Er wolle weiterhin Vorsitzender der DPolG bleiben.

Wendt hatte in den letzten Tagen für Kritik gesorgt, als bekannt wurde, dass er jahrelang vom Land und von seiner Gewerkschaft bezahlt wurde, obwohl er nicht mehr als Polizist arbeitete.

Rücktritte wegen der Wendt-Affäre

Gleichzeitig wurde bekannt, dass der NRW-Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Erich Rettinghaus, aus dem Bundesvorstand der Gewerkschaft zurückgetreten ist. Der Vize-Landeschef habe sein Mandat als Rechnungsprüfer auf Bundesebene ebenfalls niedergelegt, teilte die Gewerkschaft am Mittwoch in Duisburg mit.

Ohne den Bundes-Chef Wendt namentlich zu erwähnen, hieß es: „Die Entscheidungen der Bundesleitung zu den jüngsten belastenden und schädigenden Ereignissen können von der DPolG NRW weder mitgetragen noch gutgeheißen werden.“ Die Bundesleitung hatte sich am Sonntag hinter ihren Bundesvorsitzenden Rainer Wendt gestellt.

„Erwarten lückenlose Aufklärung“

Wendt war unter Druck geraten, nachdem bekannt geworden war, dass er trotz kompletter Freistellung für die Gewerkschaftsarbeit viele Jahre lang ein Teilzeitgehalt des Landes NRW kassiert hat. „Wir erwarten nun eine lückenlose Aufklärung und Offenlegung weiterer Einnahmen. Das scheibchenweise Bekanntwerden von möglichen weiteren Zahlungen belastet, kostet Glaubwürdigkeit und Vertrauen“, forderte der Landesverband NRW der Polizeigewerkschaft. (dpa)