Berlin. Poker, Black Jack, Roulette – Online-Glücksspiel ist in Deutschland meistens illegal. Doch den Spielern ist das oft gar nicht bewusst.

Online-Glücksspiele sind in Deutschland überwiegend verboten – doch den wenigsten Internet-Spielern ist das überhaupt bewusst. Nach einer Umfrage im Auftrag des Anbieters Löwen-Entertainment hat zwar mehr als ein Drittel der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten im Internet an einem illegalen Glücksspiel um Geld, Poker/Black Jack/Baccara, Roulette oder einem Automatenspiel teilgenommen. Aber nur fünf bis sieben Prozent seien sich bewusst, dass Online-Glücksspiele zumeist illegal sind.

Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) rief seine Länderkollegen zum Handeln auf: „Wenn nur etwa jeder zwanzigste Spieler weiß, dass Online-Glücksspiele in Deutschland verboten sind, dann ist das ein Weckruf für die Ministerpräsidentenkonferenz“.

Hessen pocht auf Korrekturen in der Gesetzgebung

Die Regierungschefs der Länder kommen am 16. März zu Beratungen zusammen. Dabei dürfte auch die im Oktober angestoßene Reform des umstrittenen Glücksspielstaatsvertrages eine Rolle spielen. Hessen war bisher koordinierend bei der Glücksspielregulierung tätig und pocht schon seit längerem auf deutlichere Korrekturen als bisher von den Ländern angestrebt.

Viele Deutsche spielen Poker im Internet. Dass das oft illegal ist, wissen sie nicht.
Viele Deutsche spielen Poker im Internet. Dass das oft illegal ist, wissen sie nicht. © imago/Science Photo Library | imago stock&people

In Deutschland sind weitgehend die Bundesländer für die Regulierung von Lotterien, Sportwetten oder Kasinospielen zuständig. Für die meisten Glücksspiele gilt nach wie vor ein staatliches Monopol. Lediglich für private Sportwettenanbieter wurde der Markt geöffnet. Online-Glücksspiel ist verboten, denn der Staatsvertrag sieht keine bundesdeutschen Online-Casino-Lizenzen vor. Nur einige Ausnahmen mit einer Lizenz aus Schleswig-Holstein sind beschränkt zugelassen.

Online-Spielern keinen Vorwurf machen

Hessens Innenminister Beuth betonte, den Nutzern von Online-Spielen könne man keinen Vorwurf machen. „Es liegt an der Trägheit der Länder, dass Spieler - ohne sich dessen bewusst zu sein - in die Illegalität getrieben werden.“ Deshalb habe Hessen vor einem Jahr einen Glücksspielstaatsvertrag vorgelegt, der Online-Glücksspiele unter den strengen Auflagen von Spieler- und Jugendschutz erlaube.

„Spieler können in einem unregulierten Markt nicht effektiv geschützt werden, und den Ländern entgehen zudem erhebliche Einnahmen“, sagte Beuth weiter. „Kein Mensch versteht, warum Geldspielgeräte mit einem hohen Marktanteil von mehr als 50 Prozent in Gaststätten und Spielhallen erlaubt sind, obwohl sie das höchste Suchtpotential bergen, aber Online-Poker und Casinospiele weiterhin verboten sind.“

Logische Glücksspielregulierung notwendig

Nötig sei für alle Länder eine zeitgemäße, logische und europarechtskonforme Glücksspielregulierung. „Wenn es bis 2019 keine Einigung unter den Ländern geben sollte, wird Hessen ein eigenes Glücksspielgesetz umsetzen“, kündigte Beuth an.

„Dem Verbot von Online-Glücksspiel liegen Wunschdenken und mangelnder Realitätssinn zugrunde“, kritisierte auch Daniel Henzgen von Löwen-Entertainment. „Das Verbot exportiert Steuereinnahmen und Arbeitsplätze von Deutschland ins Ausland.“ Der Jugend- und Spielerschutz im Internet werde gleich mit abgeschafft.

Im Rahmen der Umfrage der smartcon GmbH für das „Glücksspielbarometer“ wurden den Angaben zufolge zwischen 25. und 31. Januar dieses Jahres 1004 Online-Interviews geführt. (dpa)