Berlin. AfD-Chef Jörg Meuthen gratuliert Donald Trump zum Wahlsieg in den USA, hält dessen politische Führungsqualitäten aber für begrenzt.

Wenn Jörg Meuthen in den USA einen Präsidenten hätte wählen sollen, dann wäre er in ziemliche Schwierigkeiten gekommen. Auf der einen Seite, so sagt es der Co-Vorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), hätte er dem Politikbetrieb dort und besonders Hillary Clinton nur zu gern die rote Karte zeigen wollen.

Auf der anderen Seite aber sei der Wahlkampf zwischen ihr und Donald Trump mit persönlichen Angriffen und Verunglimpfungen „abschreckend“ gewesen. Er sehe den künftigen US-Präsidenten deshalb „auch ambivalent“, sagt Meuthen. Er hätte Trump gewählt, aber „eher zähneknirschend als begeistert.“

Erfolg des Immobilienunternehmers fasziniert die AfD

Und doch fasziniert der Erfolg des Immobilienunternehmers die Vertreter der AfD. Während die Bundesregierung und viele Bundespolitiker den Wahlausgang als „schweren Schock“ empfinden, wie es CDU-Vizechefin Ursula von der Leyen formulierte, und jetzt nicht recht wissen, wie sie mit Trump umgehen sollen, fühlen sich die AfD-Leute ermutigt.

„Wir sind Präsident!“ twitterte der Landesverband Berlin. Trump habe ein „großes Zeichen gesetzt“, sagt der thüringische AfD-Vorsitzende Björn Höcke, „gegen Neoliberalismus und die Eine-Welt-Ideologie“. Er sei ganz „heiser von den Jubelschreien“, ließ Bayerns-AfD-Chef Petr Bystron wissen.

Trumps Themen sind auch Themen der AfD

Tatsächlich sind die Themen, mit denen Trump gewonnen hat, auch die Themen der AfD: Der künftige US-Präsident wetterte gegen illegale Einwanderung, gegen den etablierten Politikbetrieb, gegen die Medien und für die Rückbesinnung auf den Nationalstaat. Nichts anderes will auch die AfD, die sich per Definition als „Alternative“ zu den anderen Parteien sieht. Was also kann die Partei von Trump und seinem Erfolg lernen?

Vor allem zwei Dinge, sagt Jörg Meuthen: Dass man Umfragen nicht zu sehr trauen solle und dass man sich „erfolgreich gegen das Establishment“ wehren könne. „CDU, SPD und Grüne sind kaum noch unterscheidbar, sie sind eine große Familie, die sich gegenseitig hilft“, behauptet der Parteichef. Was er hingegen nicht übernehmen wolle, sei der Stil, in dem Trump mit seinen Gegnern umgegangen sei.

AfD will im Bundestagswahlkampf die Migration thematisieren

„Einen Wahlkampf wie in den USA darf es in Deutschland nicht geben“, sagt Meuthen. Die persönlichen Angriffe und Verunglimpfungen seien kein Vorbild: „So darf es hier nie werden.“ Es sei gut, dass in deutschen Wahlkämpfen noch über Inhalte gestritten werde. Die AfD werde im Bundestagswahlkampf etwa die Migration thematisieren, aber auch die soziale Sicherung und hier vor allem die Rente. Hierzu werde man bald einen Alternativkonzept vorlegen.

Meuthens Co-Chefin an der Parteispitze, Frauke Petry, hob in ihren Glückwünschen an Trump die „Spaltung“ der USA hervor, die mit einem „politischen Neuanfang“ nun überwunden werden könne. Petry wünscht sich mit den USA eine „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“ und ein Ende der „hegemonialen Ansprüche Amerikas in Europa“.

Rechtspopulisten feiern Trumps Sieg

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    AfD wünscht sich mehr Distanz zu den Vereinigten Staaten

    Doch obwohl sich viele in der AfD mehr Distanz zu den Vereinigten Staaten und einen größeren Fokus auf deutsche Interessen wünschen, übt die Parteispitze Kritik daran, wie die Bundesregierung auf Trumps Sieg reagiert. Es sei „beschämend“, wie „hysterisch“ sich die Regierung verhalte, sagte AfD-Vizechef Alexander Gauland. Auch der Vorsitzende Meuthen findet, die Bundesregierung benehme sich „wie ein aufgeregter Hühnerhaufen“. Dass die Kanzlerin Trump eine Zusammenarbeit nur unter Bedingungen anbiete, sei „starker Tobak“. Man müsse abwarten, wie er sich nun verhalte, sagt Meuthen.

    Aber auch er sieht Trump kritisch: Als Unternehmer verstehe der designierte Präsident „eher wenig von politischer Führung“. Er werde deshalb gute Berater brauchen. „Wenn Trump aber seine eigenen Grenzen erkennt und Rat annimmt, dann kann er ein erfolgreicher Präsident werden. Das war damals bei Ronald Reagan nicht anders.“