Berlin. Eine Verordnung lockert den Lärmschutz: Auch zur Fußball-EM dürfen Spiele wieder zu später Stunde auf öffentlichen Leinwänden laufen.

Dem kollektiven Feiern in Deutschland bei der anstehenden Fußball-Europameisterschaft 2016 dürfte mit der Entscheidung des Bundeskabinetts nun nichts mehr entgegenstehen: Die Bundesregierung hat am Mittwoch beschlossen, dass Kommunen Ausnahmen beim Lärmschutz machen dürfen. Dazu war eine entsprechende Verordnung nötig.

Demnach ist es Kommunen nun wieder möglich, die Übertragung von Fußballspielen auf öffentlichen Plätzen zu genehmigen, auch wenn diese nach 20 Uhr stattfinden. „Das gemeinschaftliche Fußballgucken unter freiem Himmel ist bei Europa- und Weltmeisterschaften mittlerweile Tradition“, sagte die zuständige Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD).

Die neue Verordnung gibt den Kommunen weiteren Spielraum beim Erteilen von Genehmigungen für öffentliche Veranstaltungen zu später Stunde. Dabei muss jeweils im Einzelfall zwischen dem öffentlichen Interesse und dem Schutz der Nachtruhe abgewogen werden. Kriterien über das Erteilen einer Genehmigung während der Europameisterschaft sind unter anderem die Bedeutung des Spiels für den Turnierverlauf, Abstände zu schutzbedürftigen Einrichtungen oder auch die Anzahl und Aufeinanderfolge der zugelassenen Ausnahmen.

Etwa die Hälfte aller EM-Spiele beginnt erst um 21 Uhr

Gut jedes zweite Spiel bei der EM in Frankreich wird erst um 21 Uhr angepfiffen. Ab 22 Uhr – wenn gerade erst die zweite Halbzeit beginnt – ist normalerweise jedoch allenfalls Lärm bis zu 55 Dezibel erlaubt. Weil diese Marke beim sogenannten „Public Viewing“ meist überschritten wird, gibt es seit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 bei großen Turnieren regelmäßig eine Ausnahmeregelung, die nach dem Endspiel wieder außer Kraft tritt.

Damit die Verordnung zum Lärmschutz während der Europameisterschaft in Kraft tritt, müssen ihr die Bundesländer im Bundesrat noch zustimmen.

Uefa deutet mögliche Geisterspiele an

Die Uefa hat unterdessen angedeutet, dass sie angesichts von Terrorgefahr Geisterspiele nicht ausschließt: „Wir können die Möglichkeit nicht ausschließen, dass hinter verschlossenen Türen gespielt werden muss. Wir können sonst den Terrorismus nicht ausschließen“, erklärte UEFA-Vize Giancarlo Abete im französischen Radio24.

Verband und französische Regierung weisen solche Überlegungen bisher zurück. Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, während des Turniers vom 10. Juni bis 10. Juli werde eine „sehr hohe Sicherheitsstufe“ herrschen, um eine „kollektive Sicherheit“ zu gewährleisten. (JS/dpa)