Berlin. Klappt es beim dritten Mal? Erneut fordert der Bundesrat ein Wildtier-Verbot in Zirkussen. Ob die Regierung tätig wird, ist fraglich.

Große Wildtiere in Zirkussen soll es nach dem Willen der Bundesländer künftig nicht mehr geben. Vor allem Elefanten, Großbären, Giraffen, Nashörner, Nilpferde und Affen (nicht-menschliche Primaten) litten in Zirkussen, heißt es in dem Antrag, den der Bundesrat am Freitag in Berlin verabschiedete.

Den Entschließungsantrag hatte Hessen eingebracht; Thüringen, Saarland, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz hatten sich ihm angeschlossen. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, ein Wildtier-Verbot für Zirkusse zu erlassen.

Es komme in Zirkusbetrieben nicht nur gehäuft zu Verstößen gegen die Zirkusleitlinien, heißt es in dem Antrag. Das Leiden der Tiere führe auch vermehrt zu Zwischenfällen wie dem in Baden-Württemberg im Sommer 2015, als eine Elefantenkuh namens Baby aus einem Zirkus ausriss und einen Spaziergänger tötete. Demnach gibt es bereits in 17 EU-Ländern in Verbot oder eine starke Einschränkung von Wildtieren in Zirkussen.

Tierschützer setzen sich seit Jahren für Verbot ein

Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge finden 65 Prozent der Menschen in Deutschland die Haltung exotischer Tiere in einem Zirkus moralisch nicht in Ordnung. Tierschützer setzen sich seit Jahren für ein Verbot ein: „Wildtiere können im Zirkus einfach nicht ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten werden“, teilte Denise Schmidt von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten mit. Mit bunten Tierkostümen protestierten Tierschützer am Freitagmorgen vor dem Bundesrat. Sie forderten das Bundeslandwirtschaftsministerium auf, den Wunsch der Länder nicht zu ignorieren.

Ob der Antrag auf Gehör trifft, ist allerdings fraglich. Bereits 2003 und 2011 gab es ähnliche Vorstöße. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sieht aber seine Hände gebunden: Ein Verbot sei nach dem Tierschutzgesetz nur dann möglich, wenn die Tiere an wechselnden Orten nur unter erheblichen Schmerzen, Schäden oder erheblichem Leiden gehalten oder transportiert werden könnten, sagte eine Sprecherin. Bislang hätten die Länder dem Ministerium keine neuen Erkenntnisse übermittelt. Und: „Der Einführung eines solchen Verbots sind verfassungsrechtlich hohe Hürden gesetzt.“

SPD ist für das Verbot

Die SPD im Bundestag setzt sich für ein derartiges Verbot ein. „In der Gesellschaft ist die Überzeugung gewachsen, dass eine artgerechte Haltung von Wildtieren im Zirkus nicht möglich ist“, sagte die Tierschutzbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Christina Jantz-Herrmann. Allerdings blockiert aus ihrer Sicht die Union auf Bundesebene ein Verbot.

Eine derartige Regelung ließe unberücksichtigt, dass bestimmte Tiere bei artgerechter Haltung auch in Zirkussen ein Leben ohne Schmerzen, Leiden und Schäden – wie es im Tierschutzgesetz definiert wird – führen könnten, sagte der Vorsitzender der Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Franz-Josef Holzenkamp. Ein generelles Verbot lehne die Bundestagsfraktion ab. (dpa)