Berlin. Die CDU konnte bei den Landtagswahlen am Sonntag in keinem der drei Bundesländer zulegen. Kanzlerin Angela Merkel gab sich enttäuscht.

Verluste in allen Bundesländern, in Baden-Württemberg sogar zweistellig: Für die CDU liefen die Landtagswahlen am Sonntag alles andere als erfolgreich. Erst am frühen Nachmittag nach dem Wahlabend äußerte sich auch Angela Merkel in Berlin zu den Ergebnissen – und musste bei einer Pressekonferenz mit den Spitzenkandidaten der Landtagswahlen einräumen: „Das war ein schwerer Tag für die CDU.“

Eine Ohrfeige für die Asylpolitik der Kanzlerin? Horst Seehofer jedenfalls sieht darin den „zentralen Grund“, wie der CSU-Chef am Montag auf einer Vorstandssitzung sagte. „Aus dem Sinkflug kann ein Sturzflug werden, kann auch ein Absturz werden“, warnte er weiter.

Kanzlerin will an ihrer Asylpolitik festhalten

Die Kanzlerin allerdings will an ihrem Kurs festhalten. Es sei in den CDU-Gremien nicht in Frage gestellt worden, dass eine europäische Lösung nötig sei und dass dies Zeit brauche. Man müsse weiter an den dringenden Fragen in der Flüchtlingspolitik arbeiten, um den Wählern neue Sicherheit geben zu können. „Es ist unsere Aufgabe, die Veränderungen in der Welt politisch so darzustellen, dass uns die Leute folgen können.“ Die CDU-Vorsitzende räumte ein, die Differenzen zwischen CDU und CSU in dieser Frage „sind für die Wähler der Union immer auch schwer auszuhalten“.

Stimmen zum Ausgang der Landtagswahlen

„Trotz Licht und Schatten muss man sagen, dass gestern ein schwerer Tag für die CDU war.“ (Die CDU-Bundesvorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel)
„Trotz Licht und Schatten muss man sagen, dass gestern ein schwerer Tag für die CDU war.“ (Die CDU-Bundesvorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel) © dpa | Michael Kappeler
„Das ist ja eine tektonische Verschiebung der politischen Landschaft in Deutschland.“ (Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer)
„Das ist ja eine tektonische Verschiebung der politischen Landschaft in Deutschland.“ (Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer) © dpa | Sven Hoppe
„Wir werden den Populisten nicht hinterherlaufen.“ (SPD-Chef Sigmar Gabriel)
„Wir werden den Populisten nicht hinterherlaufen.“ (SPD-Chef Sigmar Gabriel) © Getty Images | Axel Schmidt
„Unsere Wähler bilden einen ganz guten Querschnitt der Bevölkerung ab.“ (Der Co-Vorsitzende der AfD, Jörg Meuthen)
„Unsere Wähler bilden einen ganz guten Querschnitt der Bevölkerung ab.“ (Der Co-Vorsitzende der AfD, Jörg Meuthen) © REUTERS | WOLFGANG RATTAY
„Rechts von der CDU/CSU darf es keine demokratische Alternative geben.“ (Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU))
„Rechts von der CDU/CSU darf es keine demokratische Alternative geben.“ (Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU)) © dpa | Michael Kappeler
„Die Bundesregierung verfolgt ihren flüchtlingspolitischen Kurs weiterhin mit aller Kraft im In- und Ausland.“ (Regierungssprecher Steffen Seibert)
„Die Bundesregierung verfolgt ihren flüchtlingspolitischen Kurs weiterhin mit aller Kraft im In- und Ausland.“ (Regierungssprecher Steffen Seibert) © imago/IPON | imago stock&people
„Ich sehe es nicht als ein existenzielles Problem der CDU, aber ich sehe es als Problem.“(Die CDU-Bundesvorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel über die AfD)
„Ich sehe es nicht als ein existenzielles Problem der CDU, aber ich sehe es als Problem.“(Die CDU-Bundesvorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel über die AfD) © dpa | Michael Kappeler
„Der zentrale Grund ist die Flüchtlingspolitik. Es hat überhaupt keinen Sinn, da vorbeizureden.“ (Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer)
„Der zentrale Grund ist die Flüchtlingspolitik. Es hat überhaupt keinen Sinn, da vorbeizureden.“ (Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer) © dpa | Sven Hoppe
„Baden-Württemberg ist natürlich viel grüner, als es der CDU zum Schluss aufgefallen ist. Deswegen musste sie irgendwann passen und war eben nicht mehr an der Regierung.“ (Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zu der Behauptung, er stehe politisch der CDU nahe.)
„Baden-Württemberg ist natürlich viel grüner, als es der CDU zum Schluss aufgefallen ist. Deswegen musste sie irgendwann passen und war eben nicht mehr an der Regierung.“ (Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zu der Behauptung, er stehe politisch der CDU nahe.) © REUTERS | WOLFGANG RATTAY
„Das Abschneiden der AfD ist mehr als ein Denkzettel.“ (Bundesjustizminister Heiko Maas)
„Das Abschneiden der AfD ist mehr als ein Denkzettel.“ (Bundesjustizminister Heiko Maas) © dpa | Paul Zinken
„Wenn nicht Frau Dreyer, wem soll es dann gelingen, ein Dreier-Bündnis zu schmieden?“ (Die rheinland-pfälzische SPD-Wahlsiegerin Malu Dreyer scherzhaft über ihr Bestreben, eine Ampel mit Grünen und FDP zu schmieden)
„Wenn nicht Frau Dreyer, wem soll es dann gelingen, ein Dreier-Bündnis zu schmieden?“ (Die rheinland-pfälzische SPD-Wahlsiegerin Malu Dreyer scherzhaft über ihr Bestreben, eine Ampel mit Grünen und FDP zu schmieden) © REUTERS | STEFANIE LOOS
„Es ist überhaupt nicht auszuschließen, dass der teilweise hohe Zuspruch für rückwärtsgewandte Parteien wie AfD oder Linke Investoren abschreckt.“ (Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo)
„Es ist überhaupt nicht auszuschließen, dass der teilweise hohe Zuspruch für rückwärtsgewandte Parteien wie AfD oder Linke Investoren abschreckt.“ (Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo) © Reto Klar | Reto Klar
„Dass eine durch und durch rechtspopulistische Partei, die mitunter rechtsextreme Positionen duldet, derart viele Stimmen erhält, zeugt von einem erschreckenden Rechtsruck der Gesellschaft.“ (Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster)
„Dass eine durch und durch rechtspopulistische Partei, die mitunter rechtsextreme Positionen duldet, derart viele Stimmen erhält, zeugt von einem erschreckenden Rechtsruck der Gesellschaft.“ (Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster) © imago/Müller-Stauffenberg | imago stock&people
„Es ist ein dramatischer Fehler, dass die CDU von der bürgerlichen Mitte bis weit ins konservative Lager eine große Flanke offen gelassen hat.“ (Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Joachim Pfeiffer, in den „Stuttgarter Nachrichten“)
„Es ist ein dramatischer Fehler, dass die CDU von der bürgerlichen Mitte bis weit ins konservative Lager eine große Flanke offen gelassen hat.“ (Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Joachim Pfeiffer, in den „Stuttgarter Nachrichten“) © Dogma 360 Communications/Tom Bilger | Tom Bilger
„Alle waren sich einig (...), dass man sich argumentativ mit der AfD auseinandersetzen muss.“ (Die CDU-Bundesvorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel)
„Alle waren sich einig (...), dass man sich argumentativ mit der AfD auseinandersetzen muss.“ (Die CDU-Bundesvorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel) © REUTERS | STEFANIE LOOS
„Nur eine Veränderung der Politik wird die AfD überflüssig machen und den Spuk dieser Gruppierung beenden.“ (CSU-Chef Horst Seehofer in München zu den Ursachen der CDU-Wahlniederlagen und deren Folgen)
„Nur eine Veränderung der Politik wird die AfD überflüssig machen und den Spuk dieser Gruppierung beenden.“ (CSU-Chef Horst Seehofer in München zu den Ursachen der CDU-Wahlniederlagen und deren Folgen) © dpa | Sven Hoppe
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Doe CDU-Chefin versuchte außerdem, in der Debatte über eine Zusammenarbeit mit der Türkei bei der Lösung der Flüchtlingskrise Bedenken zu zerstreuen. „Die Türkei muss alle Bedingungen erfüllen, da gibt es keine Abstriche. Mit den Gesprächen mit der Türkei über den Schutz der Außengrenzen sei zudem nicht „ein Ja zur Mitgliedschaft in der Europäischen Union verbunden, sondern wir führen ergebnisoffene Beitrittsverhandlungen“.

Die von Ankara gewünschten Erleichterungen bei der Visumspflicht hätten in den CDU-Gremien ebenfalls eine Rolle gespielt, sagte Merkel. „Auch hier ist wichtig, dass alle Bedingungen wirklich erfüllt sind. Ansonsten würden Menschen sich Sorgen machen.“

AfD laut Merkel kein „existenzielles Problem“ für die Union

Mit Blick auf die von ihr kritisierte Schließung der Balkanroute für Flüchtlinge und die Abriegelung der mazedonisch-griechischen Grenze räumte die Kanzlerin ein: „Es ist unbestritten, dass Deutschland im Augenblick davon profitiert, dass weniger Menschen kommen.“ Sie habe sich aber nicht eine Lösung gewünscht, die Griechenland nun vor sehr große Probleme stelle, „sondern dass wir das in einem Gleichschritt geschafft hätten“, sagte Merkel.

Zur AfD, dem großen Profiteur in der Flüchtlingskrise, sagte Merkel, man müsse sich mit ihr argumentativ auseinandersetzen. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff stimmte dem zu, betonte aber auch: „Rechts von der CDU/CSU darf es keine Alternative geben.“ Eine Gefährdung für die Bedeutung der Union, wie es Horst Seehofer einschätzte, sehe Merkel in den Rechtspopulisten aber nicht. „Ich sehe es nicht als ein existenzielles Problem der CDU, aber ich sehe es als Problem“, so Merkel. Seehofer hatte zuvor gesagt, die Unionsparteien stünden vor einer „gewaltigen Belastungsprobe“, und ergänzte: „Es geht schon um den Bestand der Union.“ (dpa)