Berlin. Die IS-Terrormiliz erfasst kampfbereite Freiwillige in Fragebögen. Einige von ihnen sind nun in die Hände deutscher Ermittler gelangt.

Dem Bundeskriminalamt liegen brisante Dokumente der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vor, die Informationen zu deutschen Kämpfern enthalten sollen. Wie die „Süddeutsche Zeitung“, NDR und WDR berichten, soll das Material Daten aus Befragungen enthalten, die die Terrorgruppe bei Personen durchführt, die in das von ihr kontrollierte Gebiet einreisen wollen.

Demzufolge soll jeder Freiwillige, der sich dem IS anschließen will, 23 Fragen zu beantworten haben. Neben dem Namen, Kampfnamen und vorherigem Wohnort würden zum Beispiel auch Informationen zu Schleusern, Angehörigen, religiöser Bildung und „Dschihad“-Erfahrung abgefragt. Die Einreisenden könnten zudem angeben, ob sie beispielsweise als Kämpfer oder Selbstmordattentäter eingesetzt werden wollten.

Tausende geheime IS-Personalbögen erfasst

Die Dokumente sind Teil eines Tausende solcher Personalbögen umfassenden Datenlecks. Sie seien laut dem Bericht inzwischen zumindest in Teilen verschiedenen Sicherheitsbehörden bekannt. Aus den Unterlagen ergebe sich zudem, welche Deutschen beim IS offenbar besonderen Einfluss hätten.

Ein BKA-Sprecher bestätigte, dass seiner Behörde derartige Papiere vorliegen – und dass die Experten sie für echt halten. Das Material soll nun bei Ermittlungen und der Strafverfolgung helfen. „Wir gehen davon aus, dass es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um echte Dokumente handelt“, sagte der BKA-Sprecher. „Wir nutzen diese nun zur Strafverfolgung und für gefahrenabwehrende Maßnahmen.“ Zu Details äußerte er sich nicht. Auch welchen Umfang das Material insgesamt hat und auf welchem Weg das BKA an die Papiere gekommen ist, ließ er offen. Aus anderen Sicherheitskreisen hieß es ebenfalls, das Material sei vermutlich authentisch und könne für die weitere Arbeit sehr wertvoll sein.

Dokumente zeigen Namen zurückgekehrter Kämpfer

Die Materialsammlung könnte helfen, neue Ermittlungen gegen IS-Anhänger aus Deutschland aufzunehmen oder bisherige Ermittlungen oder Anklagen auszuweiten. Bislang haben die Ermittler oft Mühe, Verdächtigen die Mitgliedschaft beim IS nachzuweisen. Laut Medienberichten finden sich in den Dokumenten auch Namen von Islamisten, die nach ihrer Rückkehr nach Deutschland bisher unbehelligt blieben – sie hatten demnach bisher abgestritten, beim IS gewesen zu sein.

Nach Erkenntnissen der deutschen Sicherheitsbehörden sind bislang insgesamt mehr als 800 Islamisten aus Deutschland in das Kampfgebiet nach Syrien und in den Irak ausgereist, rund 20 Prozent davon Frauen. Etwa 130 dieser Islamisten sind bislang in den Kampfgebieten ums Leben gekommen. Ein Drittel der Ausgereisten ist dagegen inzwischen wieder zurück in Deutschland. Etwa 70 der Rückkehrer sollen Kampferfahrung haben. (bk/dpa)