Berlin . Zumindest an Karneval könnte Köln die sicherste Stadt Deutschlands sein. Nicht nur dort gelten in der fünften Jahreszeit drei Vorsätze.

Karneval im Fernsehen – vorab hatte der Nachrichtensender N24 den Chef der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, engagiert. Wohlgemerkt: lange vor den gestrigen Razzien. Wendt ist zwar Rheinländer, aber: ein Polizist als Experte zum Rosenmontagsumzug? Geht das? Auch an solchen Nebenschauplätzen erkennt man, dass die tollen Tage 2016 unter besonderen Vorzeichen stehen. Nach der Silvesternacht in Köln steht die Frage im Raum, ob sich Raub, sexuelle Übergriffe und Gewaltexzesse wiederholen werden. Wendt sagt voraus, „Köln wird die sicherste Stadt Deutschlands sein.“

Der Sicherheitsaufwand ist groß. Dass er publik wird, ist womöglich auch schon Teil einer Abschreckungsstrategie. Das Timing der Razzien gegen mutmaßliche Terroristen passt zum Gesamtbild der Alarmbereitschaft.

Köln und Mainz sind gerüstet

Zur Karnevalszeit herrscht der Ausnahmezustand: Weil es bei Volksfesten ohnehin, schon alkoholbedingt häufig zu Rohheitsdelikten kommt, weil Köln nach Silvester zum zweiten Mal binnen Wochen einen Brennpunkt bildet und Massenveranstaltungen potenziell leichte Ziele für Terrorattacken sind. Sie versprechen maximale Aufmerksamkeit. Die Karnevalshochburgen Köln und Mainz sind gerüstet. Für die fünfte Jahreszeit gelten drei Vorsätze: Präsenz, Härte und Bürgernähe zeigen.

Präsenz: Massiver Personaleinsatz. Fußstreifen, „uniformierte Präsenz“ im engeren Umfeld der Umzüge, wie es ausdrücklich in einem Erlass des NRW-Innenministeriums heißt. Die Polizei demonstriert Stärke, damit die Jecken sich sicher fühlen. Für die Beamten gab es Urlaubsperren. Die Polizei hat alle Kräfte mobilisiert, einschließlich zwei Jahrgänge der Auszubildenden, die am Donnerstag eingesetzt wurden und für Rosenmontag eingeplant sind.

Insgesamt kann die Polizei allein in Köln 2500 Beamte aufbieten. Doppelt so viele wie 2015. In NRW und Rheinland-Pfalz wurden Kräfte aus ländlichen Regionen in die Städte verlegt. NRW hat 45.000 Polizisten, Rheinland-Pfalz 10.500, dazu Kräfte der Bundespolizei. Der Hauptbahnhof der Domstadt war schon vor Silvester ein Schwerpunkt der Potsdamer Behörde.

Konsequenz: Schon vor Tagen kündigte der neue Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies an, man werde „konsequent gegen alle vorgehen, die hier über die Stränge schlagen“. Das gelte für Diebe, Betrunkene, aber auch für diejenigen, die „das Nein einer Frau nicht akzeptieren“. Als Lehre aus der Silvesternacht richteten die Behörden in Köln zwei große Gefangenensammelstellen für bis zu 400 Personen ein. Dass den Worten Taten folgten, zeigen zwei weitere Beispiele: Am Hauptbahnhof wurde die Videoüberwachung erhöht, in Mainz Polizisten mit Bodycams ausgerüstet. Verstärkt sind auch Beobachtungs- und Dokumentationsteams unterwegs. Außerdem wurden 30 sensible Stellen in der Stadt, sogenannte Angsträume, mit mobilen Beleuchtungsmasten erhellt.

Bürgernähe: Man will Ansprechbarkeit zeigen. Zum Beispiel mit Anlaufstellen für Bürger, in der Kölner Innenstadt auch mit einem „Security Point“ für Frauen, die sexuell belästigt oder bedrängt wurden. Damit ist aber auch eine offene, zügige Information gemeint. In NRW wurde extra ein Medienkonzept erstellt – auch eine Lehre aus Silvester. In Mainz hat die Polizei bundesweit auf sich aufmerksam gemacht, als sie Flüchtlinge extra über die Besonderheit der Fastnacht aufgeklärt hatte. Beamte verteilten in einer Unterkunft mehrsprachige Info-Flyer. Die Kernbotschaften: „Gewalt ist tabu!“ Und: „Niemand darf gegen seinen Willen angefasst werden.“