Köln/Düsseldorf. Der Druck war zu groß: Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers muss sein Amt räumen. Innenminister Ralf Jäger war kurz angebunden.

Die Kölner Polizei bekommt nach dem Geschehen in der Silvesternacht und dem Umgang der Polizeiführung damit einen neuen Chef: Der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat Polizeipräsident Wolfgang Albers (60) geschasst. Albers ist in den einstweiligen Ruhestand versetzt – und zeigte Verständnis.

Jägers Auftritt vor der Presse war denkbar knapp: Er verlas eine Stellungnahme, die kurz zuvor bereits verbreitet worden war – und trat dann wieder ab, ohne Nachfragen zuzulassen. Mehr über die Hergänge in der Nacht und Fehler in der Polizeiführung soll die Öffentlichkeit offiziell am Montag erfahren. Dann kommt der Innenausschuss zu einer Sondersitzung zusammen.

„Albers hat großes Verständnis aufgebracht“

Die Pressekonferenz begann später und war schnell vorbei: Innenminister Ralf Jäger (SPD) verlas nur ein vorbereitetes Statement.
Die Pressekonferenz begann später und war schnell vorbei: Innenminister Ralf Jäger (SPD) verlas nur ein vorbereitetes Statement. © dpa | Monika Skolimowska

Nach internen Polizeiberichten gelang es den Einsätzkräften nicht, die massenhaften sexuellen Übergriffe auf Frauen am Kölner Dom zu unterbinden. Albers wird zudem vorgeworfen, erst Tage später die Vorfälle eingeräumt zu haben.

Jäger sagte: „Die Entscheidung war notwendig, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Handlungsfähigkeit der Kölner Polizei zurückzugewinnen.“ Er wirft den Polizeipräsidenten raus, den er selbst ins Amt geholt hatte. Albers hatte in seiner Amtszeit schon einige Skandale überstanden, nun war Schluss. „Herr Albers hat für meine Entscheidung großes Verständnis aufgebracht. Das verdient Respekt“, sagte Jäger.

Dem Polizeipräsidenten wird unter anderem vorgeworfen, die Öffentlichkeit nach den Übergriffen nicht rechtzeitig informiert zu haben und Informationen unter anderem über die Herkunft der Verdächtigen zurückgehalten zu haben. Der Polizeieinsatz in Köln war von vielen Seiten scharf kritisiert worden, unter anderem von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU).

Viele Fragen und Widersprüche

Mehr als eine Woche nach den Attacken des Mobs auf dem Platz zwischen Hauptbahnhof und Dom, nach den Misshandlungen Dutzender Frauen und den Diebstählen gibt es etliche Fragen und deutliche Widersprüche. Albers wusste schon früh vom nächtlichen Chaos am Bahnhof, er muss die Berichte gekannt und die Details gewusst haben. Und dennoch sprach er auch Tage später noch davon, dass über die Täter nichts bekannt sei. Die Polizei sei „nicht überfordert gewesen“, der Einsatz „mustergültig“ verlaufen.

Kölns Oberbürgermeister Henriette Reker musste dann immer wieder aus der Presse erfahren, dass es anders war, als die Polizei ihr gesagt hatte. Das „kann ich als Oberbürgermeisterin dieser Stadt nicht akzeptieren“, ließ sie erbost mitteilen. Viele Fragen blieben offen, und Antworten blieb auch Jäger zunächst schuldig.

Albers verabschiedete sich in einer Stellungnahme mit einem Dank an die Polizisten. Er akzeptiere es, dass die Polizeiführung und damit auch zuallererst meine Person ins Zentrum der Kritik geraten sei. „Aber die Polizistinnen und Polizisten, die in der Silvesternacht rund um den Kölner Hauptbahnhof im Dienst waren, haben diese Kritik nicht verdient.“ (law/dpa/rtr)