Berlin . Die Bundeswehr feiert Jubiläum: Vor 60 Jahren wurde die Armee der Bundeswehr gegründet. Die wichtigsten Fakten und Zahlen im Überblick.

Am 12. November 1955 überreichte Verteidigungsminister Theodor Blank (CDU) in der Bonner Ermekeil-Kaserne den ersten 101 Freiwilligen ihre Ernennungsurkunde – und begründete damit die Bundeswehr.

Die „Truppe“ wurde von den Deutschen zwar meist geschätzt, aber nie wirklich geliebt. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler formulierte es in einer Rede im Oktober 2005 so: „Die Deutschen vertrauen der Bundeswehr, mit Recht, aber ein wirkliches Interesse an ihr oder gar Stolz auf sie sind eher selten.“ Köhler diagnostizierte damals in der Bevölkerung ein „freundliches Desinteresse“ an der Armee. Dies hat sich seitdem nicht geändert.

Neun Fakten zur Bundeswehr, die die Entwicklung der Armee verdeutlichen:

• Truppenstärke: Während der Zeit des Kalten Kriegs gehörten der Bundeswehr bis zu 493.000 Soldaten an. Kurz nach der Wiedervereinigung war es sogar deutlich mehr als eine halbe Million Soldaten. Danach schrumpfte die Truppe kontinuierlich. Heute gehören ihr 176.590 Soldaten an, darunter 7750 Wehrdienstleistende.

Frauen in Uniform: Seit 2001 stehen alle militärischen Laufbahnen in den Streitkräften auch Frauen offen. Inzwischen leisten rund 19.000 Soldatinnen ihren Dienst bei der Bundeswehr – das sind knapp elf Prozent. Erklärtes Ziel der Bundeswehr sind 15 Prozent.

• Wehrpflicht: 1956 wurde die Wehrpflicht in Deutschland eingeführt. Bis zum Ende des Wehrdienstes 2011 leisteten insgesamt 8,4 Millionen junge Männer den Dienst ab. An die Stelle des Grundwehrdienstes trat zum 1. Januar 2011 ein neuer freiwilliger Wehrdienst von bis zu 23 Monaten – für junge Frauen und Männer.

• Einsätze im Ausland: 385.000 Bundeswehr-Soldaten wurden seit Anfang der 90er-Jahre in Auslandseinsätze geschickt – viele von ihnen waren mehrmals im Ausland. Derzeit nehmen 2960 Soldaten an 16 Missionen teil. 106 Soldaten kamen im Auslandseinsatz ums Leben, 37 davon starben in Gefechten oder durch Anschläge – allein 35 in Afghanistan.

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist aktuell die erste Frau an der Spitze des Ministeriums. Alle ihre 17 Vorgänger waren Männer. Für einige von ihnen wurde der Job zum Karriere-Sprungbrett – so für den späteren Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD). Für andere war er der (vorläufige) Endpunkt der politischen Laufbahn – etwa für den CSU-Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg, der wegen Schummeleien bei seiner Doktorarbeit Anfang 2011 sein Amt niederlegen musste.

• Lange Amtszeit, kurze Amtszeit: Am längsten hielt sich der CDU-Politiker Volker Rühe auf dem Chefsessel im Verteidigungsministerium: rund sechseinhalb Jahre, vom 1. April 1992 bis zum 26. Oktober 1998. Knapp dahinter folgt Franz Josef Stauß, der spätere bayerische Ministerpräsident. Nicht einmal ein Jahr als Verteidigungsminister amtierte dagegen CDU-Mann Rupert Scholz: vom 18. Mai 1988 bis 21. April 1989. Elf Mal stellte die CDU den Verteidigungsminister, fünf Mal die SPD. Zwei CSU-Politiker schafften es an die Spitze des Ministeriums.

• Die teure Truppe: Der Haushalt für die Bundeswehr beläuft sich für 2015 auf knapp 33 Milliarden Euro. Den größten Batzen machen die Personalausgaben mit 16,3 Milliarden Euro aus. Die Kosten für militärische Neuanschaffungen summieren sich demnach auf 5,7 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2014 steigt der Verteidigungshaushalt um 1,6 Prozent.

Die Skandal-Truppe: Skandale und Skandälchen gab es einige in den vergangenen 60 Jahren: gewalttätige Rituale in Kasernen, rechtsextreme Ausfälle unter Wehrpflichtigen, aber auch große politische Skandale. Einer der größten Skandale war die „Starfighter“-Affäre. Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) hatte in den 50er- und 60er-Jahren gegen den Rat von Experten 916 Kampf-Flugzeugs dieses Typs geordert, der offensichtliche technische Mängel aufwies. Zwischen 1960 und 1987 stürzten 292 Bundeswehr-“Starfighter“ ab. 116 Piloten kamen dabei ums Leben – mehr als in allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr zusammen.

Der Zapfenstreich: Mit einem Großen Zapfenstreich, der höchsten Form der militärischen Ehrenbezeugung in Deutschland, wird an diesem Dienstagabend in Berlin das 60-jährige Bestehen der Bundeswehr gefeiert. Laut Protokoll werden vor dem Reichstagsgebäude „abweichend von der sonst gebräuchlichen Formation auf 80 statt auf 50 Metern Breite 320 Soldatinnen und Soldaten in den so genannten Waffenzügen und als Fackelträger eingesetzt“. Insgesamt 2500 geladene Gäste sind dabei, an der Spitze Bundespräsident Joachim Gauck.