Dresden. Tausende auch an diesem Montag wieder auf den Dresdner Straßen. Pegida feiert den ersten Jahrestag. Hier gibt es die Chronik in Bildern.

Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es her, dass in Dresden zum ersten Mal „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“, kurz Pegida, auf die Straße gingen. Die Bewegung hatte für den Montagabend für sich einen neuen Meilenstein auf dem Plan: Etliche Tausend Demonstranten feiern ihren Widerstand und den ersten Geburtstag. Derzeit befindet sich die Organisation wieder im Aufwind. Und das nach Monaten, in denen es ganz anders aussah.

Im Januar 2015 konnte Pegida den Höchststand an Demonstrantenzahl verzeichnen: Damals kamen mehr 25.000 Menschen zu einer Kundgebung auf dem Theaterplatz vor der Semperoper in Dresden zusammen. Wenig später erlebte die Organisation erste Rückschläge. Eine Demonstration musste wegen Terrordrohungen gegen Organisator Lutz Bachmann abgesagt werden. Damals kamen seine ausländerverachtenden Facebook-Postings ans Licht. Auch seine kriminelle Vergangenheit als verurteilter Drogendealer und Einbrecher wurden bekannt. Derzeit beschäftigt sich auch die Justiz mit Bachmanns diffamierenden Äußerungen im sozialen Netzwerk. Dort soll er Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber als „Gelumpe“ und „Viehzeug“ beschimpft haben.

Demonstranten fordern Galgen für Merkel und Gabriel

Die Zahl der Demonstrationsteilnehmer ging infolgedessen auf zum Teil nur noch etwa 1000 zurück. Mittlerweile verzeichnet die Organisation aber wieder Zulauf. Das liegt auch an der Politik der Bundeskanzlerin. Angela Merkel „Wir schaffen das!“ gilt vielen Pegida-Anhängern als pure Provokation.

In der vergangenen Woche kamen 9000 Menschen zu der Kundgebung nach Dresden. Trauriger Höhepunkt dabei: Ein Demonstrant brachte eine Galgenattrappe mit auf den Theaterplatz. Dabei ließ er keine Zweifel daran, an wen sich diese Symbolik richtet. Laut Schildaufschrift war der Galgen für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihren Vize, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), „reserviert“.

Am 20. Oktober feiert Pegida den Jahrestag

Pegida wird aber nicht alleine demonstrieren. Es finden sich immer mehr Gegner zusammen, um gegen die rechte Gesinnung der Pegida-Sympathisanten auf die Straße zu gehen. Unter dem Motto „Herz statt Hetze“ will am Montag auch ein Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Vereinen und Initiativen durch Dresden ziehen. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sieht vor allem die Parteien in der Pflicht, sich den Pegida-Anhängern anzunehmen. „Es ist die Aufgabe aller demokratischen Parteien, möglichst viele Bürger von sich zu überzeugen“, sagte er der „Welt“. „Wir dürfen uns nicht damit zufriedengeben, dass bestimmte Gruppen einfach verloren sind. Wir dürfen ihnen dennoch nicht erzählen, was sie gerne hören möchten.“

In unserer Chronik zum Jahrestag der Pegida stellen wir die wichtigsten Stationen der Bewegung dar.

Pegida: Chronik einer Bewegung

Am 20. Oktober 2014 hat die erste Demonstration der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) in Dresden stattgefunden. In einer Chronik stellen wir die wichtigsten Stationen der Bewegung dar:
Am 20. Oktober 2014 hat die erste Demonstration der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) in Dresden stattgefunden. In einer Chronik stellen wir die wichtigsten Stationen der Bewegung dar: © dpa | Bernd Settnik
27. Oktober 2014: Bei der zweiten Demonstration erscheinen etwa 500 Teilnehmer. Die Demonstrationen werden auch als „Abendspaziergänge“ beworben und finden bewusst montags statt, dem Tag der „Montagsdemonstrationen“ im Vorlauf des Mauerfalls, bei denen DDR-Bürger gegen das SED-Regime demonstrierten.
27. Oktober 2014: Bei der zweiten Demonstration erscheinen etwa 500 Teilnehmer. Die Demonstrationen werden auch als „Abendspaziergänge“ beworben und finden bewusst montags statt, dem Tag der „Montagsdemonstrationen“ im Vorlauf des Mauerfalls, bei denen DDR-Bürger gegen das SED-Regime demonstrierten. © imago/Sven Ellger | imago/Sven Ellger
3. November 2014: Bei der Demonstration Anfang November gibt es eine Gegendemonstration, die von Teilen der Antifaschistischen Bewegung unterstützt wird. Von diesem Datum an kommt es zu regelmäßigen Gegendemonstrationen. Zu der Pegida-Demo kommen rund 800 Teilnehmer.
3. November 2014: Bei der Demonstration Anfang November gibt es eine Gegendemonstration, die von Teilen der Antifaschistischen Bewegung unterstützt wird. Von diesem Datum an kommt es zu regelmäßigen Gegendemonstrationen. Zu der Pegida-Demo kommen rund 800 Teilnehmer. © imago/Sven Ellger | imago/Sven Ellger
10. November 2014: Erstmals kommen mehr als 1000 Teilnehmer zu einer Demonstration von Pegida. Rund 1500 sind es nach Angaben von Beobachtern. (Hier ein weiteres Bild aus der Vorwoche)
10. November 2014: Erstmals kommen mehr als 1000 Teilnehmer zu einer Demonstration von Pegida. Rund 1500 sind es nach Angaben von Beobachtern. (Hier ein weiteres Bild aus der Vorwoche) © imago/Robert Michael | imago/Robert Michael
8. Dezember 2014: In Düsseldorf versammeln sich fremdenfeindliche Demonstranten zu einer Veranstaltung in Anlehnung an Pegida. Mit rund 400 Teilnehmern ist es der erste nennenswerte Ableger. In Würzburg und Kassel waren in den vorangegangenen Wochen nur ein Duzent beziehungsweise unter 100 Demonstranten erschienen. Dem Düsseldorfer Ableger „Dügida“ folgen weitere Gruppen in anderen Städten, die sich hauptsächlich über Facebook organisieren.
8. Dezember 2014: In Düsseldorf versammeln sich fremdenfeindliche Demonstranten zu einer Veranstaltung in Anlehnung an Pegida. Mit rund 400 Teilnehmern ist es der erste nennenswerte Ableger. In Würzburg und Kassel waren in den vorangegangenen Wochen nur ein Duzent beziehungsweise unter 100 Demonstranten erschienen. Dem Düsseldorfer Ableger „Dügida“ folgen weitere Gruppen in anderen Städten, die sich hauptsächlich über Facebook organisieren. © imago/Reichwein | imago/Reichwein
18. Dezember 2014: In einem Beitrag der Sendung „Panorama“ in der ARD melden sich erstmals Teilnehmer einer Demonstration in Dresden zu Wort. Bis auf die Führungsriege hatten die Teilnehmer bis zu diesem Zeitpunkt nicht mit den Medien gesprochen, lediglich die Parole „Lügenpresse“ skandiert. Die interviewten Demonstranten geben offen rassistische und fremdenfeindliche Äußerungen von sich. Der erste Interviewpartner stellt sich später jedoch als Mitarbeiter von RTL heraus.
18. Dezember 2014: In einem Beitrag der Sendung „Panorama“ in der ARD melden sich erstmals Teilnehmer einer Demonstration in Dresden zu Wort. Bis auf die Führungsriege hatten die Teilnehmer bis zu diesem Zeitpunkt nicht mit den Medien gesprochen, lediglich die Parole „Lügenpresse“ skandiert. Die interviewten Demonstranten geben offen rassistische und fremdenfeindliche Äußerungen von sich. Der erste Interviewpartner stellt sich später jedoch als Mitarbeiter von RTL heraus. © BM | NDR
19. Dezember 2014: Pegida wird unter dem Namen „PEGIDA e.V.“ beim Amtsgericht Dresden unter dem Registerzeichen VR 7750 als Verein eingetragen. Am 19. März 2015 wird zudem der „PEGIDA Förderverein e.V.“ in Dresden gegründet.
19. Dezember 2014: Pegida wird unter dem Namen „PEGIDA e.V.“ beim Amtsgericht Dresden unter dem Registerzeichen VR 7750 als Verein eingetragen. Am 19. März 2015 wird zudem der „PEGIDA Förderverein e.V.“ in Dresden gegründet. © BM | Facebook
18. Januar 2015: Kathrin Oertel, Pressesprecherin und Gründungsmitglied von Pegida, tritt in der Talkshow „Günther Jauch“ auf.
18. Januar 2015: Kathrin Oertel, Pressesprecherin und Gründungsmitglied von Pegida, tritt in der Talkshow „Günther Jauch“ auf. © imago/Müller-Stauffenberg | imago/Müller-Stauffenberg
Der Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Frank Richter, lädt das Führungsteam von Pegida zu einem Gespräch mit anschließender Pressekonferenz. Auslöser für die Pressekonferenz sind unter anderem Terrordrohungen gegen die geplante Demonstration, die aus Sicherheitsgründen abgesagt wurde.
Der Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, Frank Richter, lädt das Führungsteam von Pegida zu einem Gespräch mit anschließender Pressekonferenz. Auslöser für die Pressekonferenz sind unter anderem Terrordrohungen gegen die geplante Demonstration, die aus Sicherheitsgründen abgesagt wurde. © imago/Max Stein | imago/Max Stein
21. Januar 2015: Die Dresdener Staatsanwaltschaft leitet gegen Lutz Bachmann ein Verfahren wegen Volksverhetzung ein. Zuvor waren Facebook-Einträge des Pegida-Gründers aufgetaucht, in denen er Migranten als „Gelumpe“ und Viehzeug“ bezeichnet hatte. Bachmann tritt daraufhin als Vereinsvorsitzender zurück. Im Oktober 2015 wird bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Bachmann erhoben hat.
21. Januar 2015: Die Dresdener Staatsanwaltschaft leitet gegen Lutz Bachmann ein Verfahren wegen Volksverhetzung ein. Zuvor waren Facebook-Einträge des Pegida-Gründers aufgetaucht, in denen er Migranten als „Gelumpe“ und Viehzeug“ bezeichnet hatte. Bachmann tritt daraufhin als Vereinsvorsitzender zurück. Im Oktober 2015 wird bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Bachmann erhoben hat. © imago/Max Stein | imago/Max Stein
26. Januar 2015: In Dresden findet an diesem Montag keine Pegida-Demonstration statt. Stattdessen stehen prominente Musiker wie Herbert Grönemeyer, die Band Silly und Jan Josef Liefers gegen Fremdenfeindlichkeit auf der Bühne.
26. Januar 2015: In Dresden findet an diesem Montag keine Pegida-Demonstration statt. Stattdessen stehen prominente Musiker wie Herbert Grönemeyer, die Band Silly und Jan Josef Liefers gegen Fremdenfeindlichkeit auf der Bühne. © imago/epd | imago/epd
28. Januar 2015: Lutz Bachmann kündigt an, bei Pegida doch wieder aktiv werden zu wollen. Die Reaktion folgt sofort: Kathrin Oertel und fünf weitere Mitglieder des Organisationsteams treten aus dem Verein aus.
28. Januar 2015: Lutz Bachmann kündigt an, bei Pegida doch wieder aktiv werden zu wollen. Die Reaktion folgt sofort: Kathrin Oertel und fünf weitere Mitglieder des Organisationsteams treten aus dem Verein aus. © imago/Max Stein | imago/Max Stein
13. April 2015: Bei der Pegida-Kundgebung in Dresden tritt der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders auf. Etwa 10.000 Besucher kommen zu Wilders Auftritt.
13. April 2015: Bei der Pegida-Kundgebung in Dresden tritt der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders auf. Etwa 10.000 Besucher kommen zu Wilders Auftritt. © imago/Sebastian Willnow | imago/Sebastian Willnow
Im sächsischen Freital versammeln sich Neonazis zu teils gewalttätigen Protesten gegen den Ausbau eines Asylbewerberheims zur Erstaufnahmeeinrichtung. Pegida-Gründer Lutz Bachmann wirkt an der Mobilisierung mit und reist selbst nach Freital.
Im sächsischen Freital versammeln sich Neonazis zu teils gewalttätigen Protesten gegen den Ausbau eines Asylbewerberheims zur Erstaufnahmeeinrichtung. Pegida-Gründer Lutz Bachmann wirkt an der Mobilisierung mit und reist selbst nach Freital. © picture alliance / AP Photo | dpa Picture-Alliance / Jens Meyer
12. Oktober 2015: Nachdem die Besucherzahlen zwischenzeitlich zurückgegangen waren, kommen eine Woche vor dem Jahrestag der ersten Demo wieder etwa 9000 Teilnehmer zu der Demonstration. Mindestens ein Teilnehmer der Demonstration hält einen selbst gebastelten Galgen hoch mit der Aufschrift „Reserviert Siegmar „das Pack“ Gabriel“ sowie „Reserviert Angela „Mutti“ Merkel“. Die Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig kritisiert bei Twitter die Aktion scharf, Justizminister Heiko Maas schreibt: „Volksverhetzung, Aufforderung zu Straftaten und Bedrohungen gehören nicht auf die Straße, sondern vor einen Richter.“ Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlung wegen des öffentlichen Aufrufes zu Straftaten, Androhung von Straftaten und Störung des öffentlichen Friedens augenommen.
12. Oktober 2015: Nachdem die Besucherzahlen zwischenzeitlich zurückgegangen waren, kommen eine Woche vor dem Jahrestag der ersten Demo wieder etwa 9000 Teilnehmer zu der Demonstration. Mindestens ein Teilnehmer der Demonstration hält einen selbst gebastelten Galgen hoch mit der Aufschrift „Reserviert Siegmar „das Pack“ Gabriel“ sowie „Reserviert Angela „Mutti“ Merkel“. Die Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig kritisiert bei Twitter die Aktion scharf, Justizminister Heiko Maas schreibt: „Volksverhetzung, Aufforderung zu Straftaten und Bedrohungen gehören nicht auf die Straße, sondern vor einen Richter.“ Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlung wegen des öffentlichen Aufrufes zu Straftaten, Androhung von Straftaten und Störung des öffentlichen Friedens augenommen. © REUTERS | REUTERS / HANNIBAL HANSCHKE
1/15