München/Hamburg. Die Angeklagte bietet dem Gericht offenbar einen Deal an: Steht der NSU-Prozess um Beate Zschäpe vor einer spektakulären Wende?

Es wäre eine Sensation für den Prozess, ein Funken von Aufklärung in den schlimmsten Fällen von Rechts-Terrorismus in Deutschland – und möglicherweise ein gutes Zeichen für die Angehörigen der NSU-Opfer: Beate Zschäpe, mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt Mitglied des NSU-Trios, will womöglich aussagen. Sie ist die Überlebende des 2011 aufgeflogenen NSU, und bislang hat sie zu den Taten, die auch ihr vorgeworfen werden, geschwiegen. Allerdings will Zschäpe in dem langen Prozess vor dem Münchener Oberlandesgericht offenbar ihre Pflichtverteidiger loswerden, zumindest Anja Sturm.

Nach mehr als 200 Verhandlungstagen Schweigen erwägt die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe nach eigenen Angaben, sich nun doch zur Sache zu äußern. In einem vierseitigen Schreiben an das Oberlandesgericht teilte Zschäpe mit, dass sie sich „durchaus mit dem Gedanken beschäftige, etwas auszusagen“. Eine weitere Zusammenarbeit mit ihrer Verteidigung sei deshalb nicht mehr möglich. In dem Schreiben an das Gericht musste Zschäpe noch einmal begründen, warum sie mit ihrer Verteidigerin Anja Sturm nicht merh zusammenarbeiten möchte. Der Brief liegt der Deutschen Presse-Agentur vor; auch „SWR Info“ berichtete darüber.

Alle drei Anwälte Zschäpes hatten zuletzt betont, dass sie mit Zschäpe für Gespräche über die Verteidigungsstrategie zur Verfügung stünden. Nach verschiedenen Medienberichten soll Zschäpe Kontakt zu einem anderen Anwalt aufgenommen haben. Ob dieser in der Lage wäre, sich schnell in die Akten einzuarbeiten und den Mammut-Prozess fortführen könnte, ist unklar. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl hatte bereits vor einem Jahr abgelehnt, einen der Pflichtverteidiger zu entlassen. Zschäpe soll sich jetzt per Brief unter anderem darüber beschwert haben, dass ihr Anwalt Wolfgang Heer während der Verhandlung ständig im Internet surfe, sein Kollege Wolfgang Stahl twittere und organisiere seinen Urlaub.

Rechtsanwältin Sturm habe gegen ihren Willen einen Vertreter für einen Verhandlungstag bestellen wollen, Als Zschäpe Zschäpe diesen Vertreter ablehnt habe, habe Sturm gekontert, sie sei aber auf die Kostenerstattung für diesen Tag angewiesen, zitierte der SWR aus dem Schreiben. (HA/dpa)