Chef der Techniker Krankenkasse: “Fünf Prozent der Studentinnen und drei Prozent der männlichen Hochschüler bekommen mittlerweile Medikamente gegen Depression.“

Berlin. Studenten in Deutschland sind immer häufiger psychisch krank. Innerhalb von vier Jahren sei der Anteil der verschriebenen Medikamente zur Behandlung des Nervensystems bei Studenten um besorgniserregende 54 Prozent gestiegen, sagte der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Norbert Klusen, bei der Präsentation des TK-Gesundheitsreports gestern in Berlin. Psychopharmaka machten bei den Hochschülern damit mehr als ein Fünftel aller verordneten Arzneimittel aus. Bei den gleichaltrigen Beschäftigten entfielen dagegen lediglich knapp 14 Prozent der verschriebenen Arzneimittel auf Nervenpräparate.

"Fünf Prozent der Studentinnen und drei Prozent der männlichen Hochschüler bekommen mittlerweile Medikamente gegen Depression", sagte Klusen. Bei fast jeder zehnten angehenden Akademikerin sei eine Depression dokumentiert worden. Alle psychischen Störungen zusammengenommen, sei bei mehr als jedem achten Studenten und bei fast 30 Prozent der Studentinnen 2010 mindestens einmal eine solche Diagnose gestellt worden.

Der auffällig hohe Anteil von Psychopharmaka bei Studenten ist nach Ansicht des Psychologen Heiko Schulz darauf zurückzuführen, dass im Zuge des Bologna-Prozesses die Studienzeiten immer weiter verkürzt würden und sich der Karrieredruck insgesamt verstärke. Zudem gebe es für sie immer weniger Freiräume.