Merkel und Franziskus tauschen sich bei einem Treffen im Vatikan über die Weltlage aus

Berlin/Rom. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Papst Franziskus zu einem Deutschlandbesuch eingeladen. Das bestätigte Vatikansprecher Federico Lombardi am Sonntag. Die Einladung sei in der Privataudienz ausgesprochen worden, die das Oberhaupt der katholischen Kirche Merkel am Sonnabend im Vatikan gewährt hatte. Bei der mit knapp 50 Minuten ungewöhnlich langen Begegnung im Apostolischen Palast ging es nach Angaben der Kanzlerin vor allem um die deutsche G7-Präsidentschaft.

„Es war eine große Freude, den Papst zu treffen“, sagte Merkel bei einem anschließenden Besuch der katholischen Basisgemeinschaft Sant Egidio. Die Begegnung sei bereichernd gewesen. Mit Blick auf die Bemühungen zur Lösung des Ukraine-Konflikts sagte sie, der Papst habe ihr Mut gemacht, dabei „entschieden und entschlossen“ vorzugehen.

Im Mittelpunkt des Gesprächs stand demnach neben internationalen Konflikten die Armutsbekämpfung. Als Beispiel für das deutsche Engagement berichtete Merkel dem Papst, die Bundesregierung habe Mittel für die Impfung von 300 Millionen Kindern in Afrika zur Verfügung gestellt. Überdies ging es bei dem dritten persönlichen Treffen des Papstes mit der aus einem protestantischen Pfarrhaus stammenden Regierungschefin um die Gleichberechtigung von Frauen und den Klimawandel.

Merkel überreichte dem Papst als Gastgeschenk eine Spende in ungenannter Höhe für syrische Flüchtlinge in Jordanien, die vom Päpstlichen Rat „Cor Unum“ betreut werden, und CDs mit Musik des Barockkomponisten Johann Sebastian Bach. Das Kirchenoberhaupt schenkte ihr als Erinnerung an die Schutzverantwortung der Politiker für alle Menschen eine Sankt-Martins-Medaille. Die Kanzlerin bedankte sich für die Ermahnung mit den Worten: „Wir geben uns Mühe.“

Papst-Sprecher Lombardi bestätigte einen Bericht der „Welt am Sonntag“, wonach die Kanzlerin das katholische Kirchenoberhaupt zu einer Reise nach Deutschland eingeladen hat. Indes äußerte sich der Vatikan noch nicht dazu, ob Franziskus die Einladung annehmen werde. Der letzte Besuch eines Papstes in Deutschland liegt dreieinhalb Jahre zurück: Im September 2011 hatte Benedikt XVI. seine Heimat vier Tage lang bereist.

Für Merkel, die während ihres Aufenthalts auch die Vatikanischen Museen besuchte, war es insgesamt die dritte Begegnung mit Papst Franziskus und die zweite Privataudienz. Im Mai 2013 war sie erstmals von ihm im Vatikan empfangen worden. Zuvor nahm sie im März 2013 an der Messe zu seinem Amtsbeginn auf dem Petersplatz teil.

Im Anschluss an die Begegnung mit Papst Franziskus traf die Bundeskanzlerin mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zusammen. Merkel begegnete in Rom auch der deutschen Botschafterin am Heiligen Stuhl, Ex-Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU). Schavan, die einst als enge Vertraute Merkels galt, hatte im Zuge eines Plagiatsskandals ihren Doktortitel verloren und war von ihrem Regierungsamt zurückgetreten. Seit vergangenem Sommer vertritt Schavan die Bundesrepublik im Vatikan.