Berlin. Bundespräsident Joachim Gauck hat für ein aktives Eintreten Deutschlands bei der Lösung internationaler Konflikte geworben. Deutschland „kann sich nicht abschotten und einigeln, selbst wenn es das wollte“, sagte Gauck am Dienstag in einer außenpolitischen Grundsatzrede in Berlin. „Die Krisen an der Peripherie Europas und in der ganzen Welt rücken näher an uns heran“, sagte er. „Unser Land ist keineswegs geschützt vor den Verwerfungen der Zeit.“ Ganz besonders sei Deutschland beim zivilen Krisenmanagement und bei der Krisenprävention gefragt.

Besorgt zeigte sich Gauck über die Entwicklung außenpolitischer Krisen in den vergangenen Monaten – etwa in der Ukraine und in Syrien. „Das Drama, das sich 2014 entfaltete und sich im neuen Jahr noch einmal verschärft hat, die Wucht und die Gleichzeitigkeit der Ereignisse – das alles hat die Menschen fast überall auf der Welt tief beunruhigt – auch mich.“ Die internationale Ordnung, von der Deutschland besonders stark profitiert habe, sei „stärker bedroht, als wir es vor etwa 20 Jahren noch erwarten konnten“, sagte Gauck. Die Häufung der Krisen zwinge Staaten, ihr Engagement für Sicherheit, Stabilität und Frieden zu verstärken.

Zufrieden zeigte sich Gauck über die Debatte über eine stärkere Rolle Deutschlands in der Welt, die er vor einem Jahr selbst mit angestoßen hatte: „Deutschland hat reagiert, Deutschland hat Verantwortung übernommen.“ Der Präsident verwies auf die Vermittlungsbemühungen der Bundesregierung in der Ukraine-Krise und die Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak, mit denen die deutsche Politik „Neuland“ betreten habe. Vor einem Jahr hatte Gauck auf der Münchner Sicherheitskonferenz ein deutlich ausgeweitetes außenpolitisches Engagement Deutschlands gefordert. Als „äußerstes Mittel“ sei „der Einsatz von Militär möglich“, hatte er damals gesagt.