Ehemaliger deutscher Bischof hat neuen Job im Vatikan – und trifft auf Gleichgesinnte

Rom. Der skandalumwitterte Ex-Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat einen neuen Job im Vatikan: Er wird Delegat für den Päpstlichen Rat zur Neuevangelisierung. Bereits im Dezember soll Staatssekretär Pietro Parolin seine Unterschrift unter den Ernennungsbrief gesetzt haben. Ein Delegat ist ein Fachreferent – im weltlichen Bereich würde man Berater sagen. Tebartz-van Elst ist im Päpstlichen Rat dessen Präsidenten, Erzbischof Salvatore Fisichella, unterstellt.

Kaum wurde die Nachricht von seiner Ernennung am Wochenende bekannt, kochte in Rom die Gerüchteküche hoch. Wilde Spekulationen machten die Runde, vor allem außerhalb der hohen Mauern des Vatikans. Tebartz-van Elst soll wochenlang in Rom gewesen sein und Klinken geputzt haben, hieß es, um endlich aus der deutschen „Verbannung“ zu kommen. Noch ist nicht klar, ob der Papst persönlich die Ernennungsurkunde unterzeichnet und vor allem befürwortet hat.

Am 26. März 2014 hatte Papst Franziskus das Angebot zum Amtsverzicht von Tebartz-van Elst ohne große Probleme angenommen. Der damalige Limburger Bischof war bei den Renovierungsarbeiten des luxuriösen Diözesezentrums allzu großzügig mit Geldern aus der Bistumskasse umgegangen. Es kam zum Skandal, als bekannt wurde, dass die Kosten explodiert und auf rund 30 Millionen Euro angeschwollen waren.

Zwar hatte der Papst die Entlassung aus dem Limburger Bischofsamt mit den Worten „der scheidende Bischof Tebartz-van Elst wird zu gegebener Zeit mit einer anderen Aufgabe betraut werden“ versehen. Aber musste das nun ausgerechnet in Rom sein, wo der Papst Kurie und Klerus eine bescheidene, eher franziskanische Lebensart – ganz nach dem Vorbild des mittelalterlichen Bettelmönchs – vormacht?

Tebartz-van Elst dürfte auch in Rom nicht der Belagerung durch Paparazzi entkommen. Vor dem Gebäude der deutschen katholischen Gemeinde Santa Maria dell’Anima im Herzen der römischen Innenstadt tauchten in diesen Tagen schon wieder erste Reporter auf. Hier, im deutschen Pilgerheim, hatte sich Tebartz-van Elst auch im Oktober 2013 verschanzt, als er vor dem Skandal um seine Amtsführung aus Deutschland nach Rom geflohen war.

Diskutiert wird auch, ob Tebartz-van Elst wohl selbst mit der neuen Aufgabe zufrieden sei. Nach seinem Weggang aus dem Bistum in Limburg im März 2014 lebte Tebartz-van Elst in Regensburg – dort hatte er privat eine Wohnung gemietet und war eigentlich „arbeitslos“. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit einer Bischofsrente. Ein Delegat ist nicht im Vatikan angestellt, sondern dem Ratspräsidenten nur beigestellt. Tebartz-van Elst wird also nicht Mitglied in dem hohen Gremium und könnte die neue Aufgabe schnell wieder verlieren, sollte der Rat für die Neuevangelisierung aufgelöst werden.

Unruhen um unbescheidene Prälaten, Finanzskandale und Verschwendung gab es im Vatikan bereits genug. In der Vatikanbank IOR musste in den letzten Jahren aufgeräumt werden. Bilder gingen um die Welt von einem luxuriösen Apartment, das der einstige Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone sich im Vatikan eingerichtet hatte. Und an den Toren des Vatikans lauert bereits das nächste Skandälchen um die Prunksucht eines hohen Prälaten.

Der australische Kurienkardinal George Pell soll sich sehr spendierfreudig, sowohl bei der Einrichtung einer Wohnung als auch bei der Ausstattung seiner persönlichen Garderobe gezeigt haben. Rund zwei Millionen Euro soll der hohe Prälat angeblich für solche Zwecke ausgegeben haben. Das passt nicht zu seiner Rolle: Kardinal Pell ist der „Sparminister“ im Vatikan. Papst Franziskus hat ihm die Leitung des zur Kontrolle der vatikanischen Finanzen bestimmten Wirtschaftssekretariats anvertraut.

Australischer Kurienkardinal tritt in Prunkmantel auf

Private Schnappschüsse zeigen den Kardinal in einem ungewöhnlichen Outfit: Er trägt eine knallrote Cappa magna, das ist ein prunkvoller Mantel mit meterlanger Schleppe, den Bischöfe und Kardinäle nur zu bestimmten Anlässen tragen dürfen. Er setzt die Hilfe von Messdienern voraus, die die schwere Schleppe tragen. Allerdings ist die Cappa magna schon seit Jahrzehnten aus der Mode gekommen und als protzig verpönt. Kardinal Pell ließ sich einen solchen Mantel jetzt ganz neu maßschneidern.

In Vatikankreisen löst die Berufung von Ex-Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst kaum Verwunderung aus. Die Prunksucht vieler hoher Prälaten ist in Rom kein Geheimnis – die Schneider und Ausstatter für Geistliche in der Altstadt können ein Lied davon singen. In Rom wird der Ruf des deutschen Skandalbischofs in den Vatikan deshalb gelassen bewertet. Tebartz-van Elst werde sich dort in guter Gesellschaft befinden, wird gemunkelt. „Es ist doch kein Geheimnis, das viele Geistliche für etwas Luxus ihre Mutter verkaufen würden.“