Auch Unions-Fraktionschef Kauder widerspricht der Kanzlerin in diesem Punkt

Dortmund/Bonn. Der frühere SPD-Politiker Thilo Sarrazin hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen ihrer Aussage, der Islam gehöre zu Deutschland, kritisiert. „Wenn die Kanzlerin der Meinung ist, dass der Islam zu Europas Tradition und Kultur gehört, hat sie nicht recht“, sagte er den Dortmunder „Ruhr Nachrichten“. „Wenn Angela Merkel meint, dass Muslime in Deutschland volle Bürgerrechte genießen sollen und uns dann willkommen sind, wenn sie sich integrieren, ist ihre Aussage richtig, aber auch banal.“

Der Islam „mitsamt seinen radikalen, gewalttätigen Spielarten“ sei erst in den letzten 40 Jahren „durch ungeplante und ungesteuerte Massenzuwanderung in die deutsche Gesellschaft“ gekommen, fügte Sarrazin hinzu. „Zudem vernebelt Angela Merkels Aussage das eigentliche Problem: Ein wachsender Teil der muslimischen Mitbürger in Europa teilt die westliche Werteordnung nicht, will sich kulturell nicht integrieren und schottet sich in Parallelgesellschaften ab.“

Sarrazin verteidigte die Demonstrationen der Pegida-Bewegung. „Ich teile viele der Sorgen, die aus dem Kreis der Demonstranten geäußert werden“, sagte er. „Nach meinem Eindruck bestehen sie mehrheitlich aus gewöhnlichen Bürgern aus der Mitte der Gesellschaft, auch wenn einige Fanatiker und Rechtsradikale unter ihnen sein mögen.“ In Europa gingen 90 Prozent des Terrors von muslimischen Organisationen aus. Die Gesellschaften in der islamischen Welt seien zudem „durchweg dadurch gekennzeichnet, dass sie politisch instabil sind, Frauen und religiöse Minderheiten unterdrücken, zu Gewalt neigen, wenig aufgeklärt und demokratisch sind“.

Auch für den Vorsitzenden der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder (CDU), gehört der Islam nicht zu Deutschland. „Die Muslime in Deutschland gehören zum Land, der Islam aber nicht“, sagte Kauder am Montagabend in Bonn. Zudem sei er der Ansicht, dass die islamistischen Kämpfer sehr wohl Teil des Islams seien, da sie sich auf den Koran berufen. „Wir müssen aber auch dazu stehen, dass Kreuzzüge, Hexenverbrennungen und Inquisition etwas mit dem Christentum zu tun haben“, sagte der Unions-Fraktionschef. „Der Islam muss jetzt eine Aufklärung durchgehen“, forderte Kauder. In diesem Zusammenhang begrüßte er, dass sich die muslimischen Verbände in Deutschland klar vom islamistischen Terror distanzieren.

Der Fraktionschef bemängelte auch, dass Christen dort besonders verfolgt werden, „wo der Islam Staatsreligion oder in der Mehrheit ist“. Das Hauptproblem des Islam sei, dass er einen Religionswechsel verbiete. Darauf stehe in vielen islamischen Ländern sogar die Todesstrafe. Der Politiker äußerte sich bei einer Veranstaltung der Katholischen Hochschulgemeinde Bonn.