Othmarschen. Auch zwei Tage nach dem Brandanschlag auf das Verlagsgebäude der Hamburger Morgenpost (Mopo) an der Griegstraße hat die Polizei noch keine Hinweise auf die Täter. Die beiden zunächst verdächtigen 35 und 39 Jahre alten Männer, die kurz nach der Tat festgenommen wurden, sind mangels Tatverdacht wieder auf freiem Fuß. Sie waren am S-Bahnhof Bahrenfeld aufgegriffen worden, weil sie beim Anblick einer Polizeistreife in eine S-Bahn geflüchtet waren. Allerdings geht die Polizei mittlerweile davon aus, dass die beiden an der Brandlegung nicht beteiligt waren.

„Die Männer bestritten in ihren Vernehmungen gegenüber Kriminalbeamten des Staatsschutzes, mit der Brandstiftung im Zusammenhang zu stehen“, sagte Polizeisprecherin Karina Sadowsky am Montag. „Ein Tatverdacht konnte letztlich auch nach ersten kriminaltechnischen Untersuchungen nicht erhärtet werden.“ Die Männer stammen nach Abendblatt-Informationen aus Tunesien und Marokko, einer der beiden war von der norwegischen Polizei zur Aufenthaltsbestimmung ausgeschrieben. Die beiden wurden am Sonntagabend gegen 20.30 Uhr wieder freigelassen. Die Polizei hofft jetzt anhand von am Tatort gesammelten DNA-Spuren auf eine heiße Spur.

Ob der Anschlag, wie vermutet, mit der Veröffentlichung islamkritischer Karikaturen zusammenhängt, die die Mopo nach dem Terrorattentat auf die Redaktion der Pariser Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in ihrer Donnerstagsausgabe gezeigt hatte, bleibt weiter unbestätigt. Die Tat hatte international für Empörung gesorgt, bei der Mopo waren zahlreiche Solidaritätsbekundungen eingegangen. „Morgenpost“-Chefredakteur Frank Niggemeier erklärte, er und sein Team „hätten es nicht für möglich gehalten, dass eine Zeitungsredaktion in einer so weltoffenen und liberalen Stadt wie Hamburg direkt angegriffen wird“. Er dankte für die Solidarität, die seinem Blatt aus Hamburg und der Welt zuteil wurde. Das Blatt beauftragte einen privaten Sicherheitsdienst, der das Gelände in den kommenden Tagen bewachen soll.

Die Brandleger hatten in der Nacht zu Sonntag gegen 2.20 Uhr vom Innenhof des als Marzipanfabrik bekannten Areals aus, das von zahlreichen Firmen und einer Kita genutzt wird, ein Fenster im Souterrain mit Steinwürfen zerstört und dann einen Brandsatz durch das zerbrochene Fenster in die Archivräume der Zeitung geworfen. Die Flammen breiteten sich schnell aus. Akten, aber auch Zeitungsausgaben verbrannten. Die Feuerwehr, vom internen Feuermelder alarmiert, konnte den Brand jedoch schnell löschen und verhindern, dass das Feuer auf weitere Räume übergriff. Es blieb bei Sachschaden, Menschen wurden nicht verletzt. Wie das Abendblatt erfuhr, sollen die Täter noch versucht haben, eine Tür im Innenhof zu öffnen, allerdings ohne Erfolg.

Das Landeskriminalamt sucht Augenzeugen, die die Tat oder die Täter beobachtet haben. Hinweise an die Polizei: 428656789.