Bürgermeister Olaf Scholz: „Unsere Solidarität gilt den Opfern. Wir werden die Freiheit gemeinsam verteidigen.“ Solidaritätskundgebung am Montag

Hamburg. Noch am Mittwochnachmittag haben die Ersten ihr Mitgefühl für die Opfer der Anschläge auf die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ zum Ausdruck gebracht und Blumen vor das Institut Français an der Heimhuder Straße 55 in Rotherbaum niedergelegt. Sie haben Kerzen entzündet, die mit dem Banner „Je suis Charlie“ – ich bin Charlie – eingefasst sind. „Wir waren ganz gerührt“, sagt Sophie Coumel, die als Sprachattachée im Institut Français arbeitet. Dort hatte sich am Donnerstag Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) nach einem Gespräch mit dem Generalkonsul Serge Lavroff in das Kondolenzbuch eingetragen.

„Das ist ein Stadtteil, in dem viele junge Leute leben. Journalisten, Grafiker, Künstler“, sagt Sophie Coumel über das 11. Pariser Arrondissement, in dem der Terroranschlag geschah. Der Stadtteil sei vergleichbar mit Prenzlauer Berg in Berlin. „Das ist furchtbar“, sagt die 40-Jährige, die am Mittwoch mit ihrem Bruder telefoniert hat, der in der Nähe des Tatorts lebt. Die Opfer, sagt Sophie Coumel, seien in Frankreich sehr berühmt. Sie sei mit ihnen aufgewachsen. Der Cartoonist Jean „Cabu“ Cabut habe Kinderfernsehen gemacht – alle Kinder ihrer Generation kannten ihn. „Meine erste Reaktion war: Cabu! Das kann nicht sein.“ Ihr Bruder in Paris sei deprimiert, spüre eine große Wut, aber keine Angst. Die Sicherheitsvorkehrungen am Institut würden kaum verschärft. „Wir verstehen uns als offenes Haus, aber wir werden die Tür nun verschlossen halten.“

„Was in Paris passiert ist, ist ein schrecklicher Mord. Das ist ein Terroranschlag gegen Frankreich“, sagte Generalkonsul Lavroff. Es seien Anschläge gegen Freiheit und Toleranz. Alle Franzosen seien schockiert, aber entschlossen, den Terrorismus zu bekämpfen. „Je suis Charlie!“, sagte er demonstrativ. Bürgermeister Scholz schrieb in das Kondolenzbuch: „Wir trauern mit den Bürgerinnen und Bürgern Frankreichs. Unsere Solidarität gilt den Opfern. Wir werden die Freiheit gemeinsam verteidigen.“ Das Kondolenzbuch wird ab heute öffentlich ausliegen.

Olaf Scholz bezeichnete die Tat als einen Anschlag auf Demokratie, auf Freiheit, auf die Freiheit des Geistes und des Meinungsaustausches – auf all das, was uns in Europa zusammenhalte und was uns von größter Wichtigkeit sei. „Unsere Herzen sind bei den Opfern und ihren Familien und bei der ganzen französischen Nation.“ Bis Sonnabend hat der Senat Trauerbeflaggung am Rathaus angeordnet. Der Donnerstag war in Frankreich ein nationaler Trauertag, weltweit haben französische Einrichtungen um 12 Uhr eine Schweigeminute eingelegt, in Hamburg unter anderem die Airbus-Mitarbeiter.

Hervé Kerouredan, Inhaber des bretonischen Restaurants Tibreizh in der Altstadt, legte ebenfalls eine Schweigeminute ein genau wie die Schüler am Lycee Français in Lokstedt. „Ich bin mit ,Charlie Hebdo‘ aufgewachsen“, sagt der 45-Jährige. Am Mittwoch hatte er so viele Kurznachrichten, Tweets und E-Mails von Freunden und Verwandten aus Frankreich erhalten wie noch nie.

Spontan hatte er sich am Abend mit 120 Franzosen in Hamburg vor dem Rathaus getroffen in Gedenken an die Opfer. „Diese Anschläge treffen uns sehr, weil wir alle durch diese Zeitung Demokratie und Freiheit gelehrt bekommen haben“ so Kerouredan. „Je suis Charlie“, sagt er, bedeute, dass die Idee von Freiheit und Demokratie weitergeht. „Angeblich wird ,Charlie Hebdo‘ nächste Woche erscheinen. Ich hoffe, dass sie weitermachen.“

Die Unternehmer ohne Grenzen rufen für Montag, 12. Januar, um 18 Uhr zu einer Kundgebung auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz unter dem Motto „Liberté, Egalité, Fraternité“ auf, um für Freiheit und Demokratie und gegen Terror, Rassismus und Ausgrenzung aufzustehen.