Parteivize Henkel beschimpft konservativen Co-Sprecher Adam, der wundert sich über „rüden Ton“

Berlin. Während ein neuer Sturm über dem Euro-Raum heraufzieht, eskaliert der Streit in jener politischen Kraft, die sich um alternative Lösungswege der Währungskrise herum formiert hat. Der Vizechef der Alternative für Deutschand (AfD), Hans-Olaf Henkel, beschimpfte einen der drei Vorsitzenden, Konrad Adam, persönlich und forderte ihn zum Rücktritt auf. „Ich hoffe, der letzte Akt wird bald aufgeführt und Sie treten von der Bühne“, schrieb der ehemalige BDI-Präsident Henkel Ende des Jahres an Adam in einer E-Mail, wie der „Spiegel“ berichtet. Dieser sei von Ehrgeiz zerfressen und versuche mit „immer größerer Energie“, Parteichef Bernd Lucke ein Bein zu stellen. Doch könne Adam Lucke „nicht im Entferntesten“ das Wasser reichen. „Sie sind total von der Rolle und merken es offensichtlich nicht einmal“, schreibt Henkel demnach weiter.

Adam sagte, er sei von der Attacke überrascht worden: „Ich wundere mich darüber, dass er als erfolgreicher Mann einen solch rüden Ton anschlägt.“ Die nicht mehr ganz so junge Partei steckt in einem schweren Führungsstreit zwischen Lucke, dem Gesicht der 2013 gegründeten Partei, und den übrigen Parteisprechern. Das liberale AfD-Aushängeschild Henkel hat sich klar auf Luckes Seite geschlagen. Der will auf dem Bundesparteitag Ende Januar eine neue Satzung durchsetzen, die seine Führungsrolle zementieren und ihn zum alleinigen Sprecher der AfD machen würde. Dagegen hatten sich mehrere Mitglieder des Bundesvorstands in einer Mail an Lucke beschwert. Der Wirtschaftsprofessor agiere in der Partei „nach Gutsherrenart“. Über Luckes angeblichen Versuch, Funktionsträger der Partei „auf Linie zu bringen“, hieß es dort, Lucke solle sich künftig bitte nur zur Euro-Rettungspolitik äußern – und andere Themen wie Zuwanderung, den Ukraine-Konflikt oder die Angst vor der Islamisierung gefälligst anderen Parteimitgliedern überlassen, die dafür besser geeignet seien.

Lucke hatte für den 18. Januar eigenmächtig die Kreis-, Bezirks- und Landesvorsitzenden nach Frankfurt am Main bestellt, um ihnen seine Vorstellungen von der künftigen Satzung zu erläutern. Unter anderem die beiden Co-Vorsitzenden Frauke Petry und Adam baten darauf Lucke um einen Gesprächstermin am Vormittag des 18. Januar. Adam sagte, er hoffe, dass die Partei auf dem Parteitag einen Kompromiss in der Führungsfrage hinbekomme. Nicht nur für ihn ist die entscheidende Frage derzeit, wie die Mitglieder Ende Januar über die neue Satzung entscheiden. Lucke benötigt eine Zweidrittelmehrheit, um zum einzigen AfD-Vorsitzenden gekürt zu werden.